Dazu fällt mir ein, dass ich schon immer mal wieder Montaigne, den ich vor ca. 15-17 Jahren gelesen habe, ohne damals zu wissen, WIE ich ihn eigentlich lesen soll (weshalb mir vieles entgangen ist), mir wieder vornehmen wollen würde und mich mit dessen Selbstkomtemplationen beschätigen wollen würde aus der Perspektive einer Bloggerin.
Leider hat Selbstreflektion insbesondere im deutschsprachigen Raum einen bösen Ruf der Selbstbezogenheit, was im nordamerikanischen Raum m.E. ganz anders ist. Ich hatte einmal einen US-Kollegen, der ganz selbstverständlich ein ‚reflective Journal‘ über seine berufliche Tätigkeit führte – Bloggen, minus die Öffentlichkeit.
Über etwas Nachdenken ist m.E. immer in einer Weise selbstbezogen, da es selten darum geht, was ganz objektiv für alle richtig ist, sondern darum, wie ICH mich zu etwas verhalte. Schreiben unterstützt das Nachdenken, weil es das Nachdenken nachvollziehbar macht.
War ich schon mal so penetrant, auf meinen About-Text hinzuweisen? Mein Mission-Statement, quasi, das zu deiner These passt:
In erster Linie ist Bloggen für mich: eine Medien- und damit eine Selbsttechnologie, eine Erinnerung an die Notwendigkeit, eigene Gedanken regelmäßig in Schriftform zu fassen, eine Abmessen des Abstands zwischen Innen- und Außenwelt (eine Dichotomie, die es in dieser Reinform ebenso wenig gibt wie die zwischen offline und online, real und virtuell). Es gibt vermutlich anähernd so viele Blogformen, wie es BloggerInnen gibt. Ein Blogpost ist eine Flaschenpost, hinausgeworfen in den Ozean des Social Web. Vielleicht liest jemand mit, Plankton, Seehunde, Menschen, vielleicht antwortet wer. Vielleicht geht sie verloren – was nichts macht, denn das Schreiben ist vorrangig. Schreiben macht Denken nachvollziehbar und finale Gedanken gibt es nicht.