Das sind wirklich ganz großartige Gedanken, und ich komme nicht umhin meine Wertschätzung für den oben publizierten Text zu äußern. Frei nach dem Motto: Ehre wem Ehre gebührt.
Und ich erlaube mir gleich, daran anschließend auch einige Überlegungen zum Thema Medienethik in den offenen Raum der Diskussion zu stellen:
a)Der Begriff Medienethik:
Ich für mich würde den Begriff Medienethik nicht kategorisch ablehnen, wenngleich er naturgemäß nur ein Hilfsbegriff sein kann. Was ist Medienethik? Was Sexualmoral? Oder Bioethik? Im Grunde geht es bei allen ethischen Untergruppierungen (so man nicht von Subdisziplinen einer abstrakten Metaebene des menschlichen Zusammenlebens sprechen möchte) ja „nur“ um die Frage nach dem richtigen – oder sagen wir: angemessenem – Verhalten. Die zieht sich aber, bedingt durch den Menschen als moralischem Lebewesen, quer durch alle Lebenslagen. Sämtliche „Spezialethiken“ fragen lediglich nach dem eigentlichem Ziel aller Ethik: dem rechten Umgang mit einem Thema, dem ethischen Verhalten in einem bestimmten Zusammenhang und unter bestimmten Gesichtspunkten, die als Ausgangspunkte, als Aufhänger einer ethischen Diskussion gedacht werden.
b)Transparenz, Dialogbereitschaft und Respekt:
Den genannten Werten kann man nur vorbehaltlos zustimmen. Ich würde zusätzlich noch den Begriff der „Angemessenheit“ hinzufügen, der aber – fast wie die Ethik an sich – in sämtlichen drei Grundwerten schon durchschimmert. Gerade weil Äußerungen die Menschen in einem öffentlichen Forum wie dem Internet tätigen, nicht anders als auf die größtmögliche Öffentlichkeit hin gerichtet gedacht werden können, muß auch ein angemessenes Maß an Transparenz gegenüber der(potentiellen) Leserschaft gewahrt bleiben. Die Transparenz möchte ich mit der Angemessenheit verknüpft wissen, weil – im Unterschied zu einer wissenschaftlichen Arbeit – in diversen webbasierten Kommunikationsformen letztlich meist nicht sonderlich viel recherchiert (bzw. reflektiert) wird, bevor man eine Wortmeldung zum Thema abgibt. Dies bringt mit sich, daß es dem User letztlich (Stichwort: Usability) nicht zumutbar ist, Quellenverweise für sämtliche von ihm gemachten Äußerungen nachzuweisen, zumal viele Informationen die im Web publiziert werden alleine durch Hören-Sagen zustande gekommen sind.
Auch die Dialogbereitschaft wird wohlweislich im Sinne der Angemessenheit geführt werden. Wo zieht man zb. die Grenzen der eigenen Dialogbereitschaft? Man kann von einem radikalen Liberalen mMn nicht erwarten endlos mit einem noch radikaleren Rechten über die Vorzüge eines diktatorischen Regierungssystems zu konversieren. Irgendwo sind die Grenzen erreicht und irgendwo müssen wir auch das bewusste „Sich Entziehen“ vom Gespräch, selbst als kommunikative Äußerung werten, die ja durchaus über eine starke Aussagewertigkeit verfügt. (Der Abbruch der Kommunikation als schärftsmögliche Ablehnung eines unmenschlichen Argumentationsschemas!)
Und auch der Respekt kann durch Beigabe der Angemessenheit weiter verfeinert werden. Ich würde zb das blose Einsteigen in eine Diskussion mit dem Ziel ein bestimmtes Produkt (oder eine Dienstleistung) zu verkaufen/feilzubieten nicht prinzipiell als grobe Respektlosigkeit werten. Ich selbst habe zb einmal in einem themenrelevanten Forum eine Kurzbeschriebung eines von mir verfassten Buches, samt Abbilung des Buch-Covers gepostet. Dies nicht alleine deshalb weil ich gerne eine weit größere Stückzahl an Exemplaren an die Leserschaft bringen wollte, sondern auch weil eine konkrete Themenrelevanz gegeben war. Mein Posting wurde aber kommentarlos von den Betreibern der Seite gelöscht. Auch nach Rückfrage blieb mir leider eine Antwort auf das Löschen meines Beitrages verwehrt. Die Crux an der Geschichte: das Posting befand sich in einem Forenthread in dem gezielt über Publikationen zum Thema gesprochen werden sollte. Hätte ich meinen dortigen Beitrag einfach unter anderem Namen veröffentlicht, wäre er vmtl. heute noch in diesem Forum zu lesen. Und hier wieder das oben bereits angesprochene Grundproblem: Auch der Respekt ist letztlich eine Münze mit zwei Seiten. Wir dürfen dem User nicht aufbürden, der Respektlosigkeit von Forenbetreibern seinerseits Respekt zollen zu müssen (auch wenn die Kräfteverhältnisse im Internet ihm leider meist nichts anderes übrig lassen).