Ich wollte eigentlich vermeiden, einfach zu sagen „Anonymität ist Mist“ oder „Anonymität ist super“. In vielen Fällen ist Nichtanonymität relativ besser als Anonymität. Z.B. bei Blogs – welche guten anonymen gibt es ?- und ist es ein Zufall, dass sich die Autoren namentlich zu ihnen bekennen? Für mich marginalisieren sich die anonymen Akteure im Netz vielfach selbst. Und die Anonymität begünstigt einfach das simple Abblasen von Wertungen.
Das bedeutet nicht, dass Pseudonyme nicht sinnvoll oder witzig sein könne, und auch nicht, dass man nicht mit Rollen spielen kann/soll.
Außerdem glaube ich, dass Anonymität und Namensverwendung oft aneinander gebunden sind. Man wählt z.B. anonym, weist vorher aber seine Identität nach. Man postet etwas an Wikileaks – aber dort stehen sehr wohl Leute mit ihren Namen für die Seriosität der Quellen gerade. Wer einfach die Anonymität hochhält, ignoriert diese Zusammenhänge.
Mein Ausdruck „Verachtung“ bezieht sich auf anonyme Angriffe. Er meint eine moralische Verurteilung, die auch emotionale Qualitäten hat. Ernst Tugendhat spricht von „Empörung“.