Die Verknüpfung mit Latour finde ich interessant, bin gespannt, was Ihr damit noch macht (ich denke auch, dass Latour und Co. einige hilfreiche Ansätze für die Kommunikationswissenschaft liefern). Hilfreich für die Prozess-Betrachtung von Journalismus ist auch Margreth Lünenborgs Ansatz, Gedanken aus der Cultural-Studies-Perspektive miteinzubeziehen, und Journalismus als „kulturellen Prozess“ zu verstehen. Prozess meint dort allerdings nicht wie hier den Mikro-Prozess rund um eine Nachricht/Story, sondern den allgemeineren gesellschaftlichen Aushandlungsprozess um Bedeutung, Relevanz und Aufmerksamkeit. Dennoch haben die Ansätze nicht nur den Prozess-Begriff gemeinsam, sondern auch ein verwandtes Verständnis von Journalismus.

„…lässt sich damit Journalismus … beschreiben als ideologisch und textuell gebundene Ausdrucksweise gesellschaftlicher Strukturen, deren zentrale Funktion im fortlaufenden Prozess der Selbstverständigung innerhalb der Gesellschaft besteht.“ (91)
„„…versteht unter Journalismus den kulturellen Diskurs zur Selbstverständigung einer Gesellschaft. Journalismus ist in der Mediengesellschaft das populärste und umfassendste Zeichensystem zur diskursiven Verhandlung von Relevanz und Bedeutung.“ (101)

Lünenborg, Margreth. (2005). Journalismus als kultureller Prozess. Wiesbaden: VS Verlag.