Gen Ende meines Volontariates bei einer Münchner Tageszeitung Anfang der 80er wurde von Schreibmaschine und Flaschenpost auf Netzwerk und Computerterminals an jedem Arbeitsplatz umgestellt. Durch diese Technik änderten sich die redaktionellen Techniken zur Füllung der Seiten ganz erheblich.
Ohne Redakteure, die zumindest grundlegend Video- und Audioschnitttechnik beherrschen, wäre die Arbeitsweise der RTLplus Nachrichtenjournalisten Ende der 80er Jahre nicht möglich gewesen. Extreme Aktualität war damals unsere einzige Chance gegen das Image der PrivatTV-Unterhaltungsredaktion anzukommen und dem öffentlich-rechtlich geprägten Publikum zu beweisen, dass Nachrichten schnell, aktuell, spannend und seriös sein können.
Für absolut grundlegend wichtig halte ich also den Hinweis Wittenbrinks, dass „echte“ – also professionelle und damit vertrauenswürdige – journalistische Techniken noch nie ohne die Beherrschung der jeweils aktuellen Technik auskamen. Das Medium ist nicht die „Message“ aber es prägt Stil, Arbeitsweise und: jedes hat ein spezielles Publikum. Ohne Zielgruppenbewusstsein kann auch ein Journalist nicht erfolgreich sein.
Es gibt viele Beispiele von Journalisten, die Social Media in hervorragender Weise für ihre tägliche Arbeit nutzen und es dabei schaffen, eigene, neue Erzählweisen zu finden. Leider hinkt Deutschland einmal mehr um Jahre hinterher. Dabei gibt es überzeugende ökonomische Argumente, die auch deutsche Verleger überzeugen sollten. Nachzulesen u.a. in diesem offenen Brief von Axel Schulze, dem Gründer der Social Media Academy, Palo Alto Californien an die New York Times: http://www.socialmedia-academy.com/index.php/2011/04/open-letter-to-new-york-times/