Es gibt weder einen Punkt, an dem es zu spät wäre zu handeln, noch einen Punkt, auf den wir warten könnten („Innovationen“). Es gibt keine Entschuldigigung dafür, nicht aktiv zu werden, und „aktiv“ heisst: die Emissionen augenblicklich zu reduzieren.

Die Summary for Policy Makers des ist sehr klar: Wie schlimm die Klimakatastrophe wird, hängt direkt von der Reduzierung der Treibhausgase ab. Sie wird sehr viel schlimmer, wenn nicht radikal gehandelt wird. Wir müssen den Verursachern die Werkzeuge aus der Hand schlagen.

Ich lese gerade auf Facebook, dass YouTube den Channel von Oliver Ressler entfernt hat. Das dürfte eine Reaktion auf seine Berichte über militante soziale Bewegungen sein. Die Abhängigkeit von Kommerziellen und zentralisierten Plattformen ist ein Risiko. Die Klimagerechtigkeitsbewegung muss das IndieWeb nutzen, damit sie nicht ganz schnell mundtot gemacht werden kann.

Ich informiere mich über Rudi Supek, von dem gestern Abend Tomislav Medak bei der Grazotopia-Utopieschule erzählt hat. Supek hat 1973 das Buch Ova jedina zemlja: idemo li u katastrofu ili u Treću revoluciju? (1989) (Titel auf deutsch: Unsere einzige Erde. Gehen wir in dien Katastrofe oder in eine Dritte Revolution?) geschrieben, das bis 1989 dreimal aufgelegt wurde. Supek, ein Mitgründer der Praxis-Gruppe, war offenbar einer der ersten sozialistischen Theoretiker, die ökologische Fragen und die Ergebnisse des Club of Rome ernst genommen haben.

Als ich gestern durch Zufall wieder auf Wolfgang Harich gestoßen bin, habe ich mich gefragt, ob es in Jugoslawien ähnliche Ansätze gab. (Wobei Harich vermutlich wenig mit den Praxis-Leuten gemein hatte.) Eigenartige Koinzidenz …

Wenn ich eine ausführliche Rezension (Petak, 1974) richtig verstehe, dann hat Supek die Fixierung vieler Linker auf Industrialisierung und technische Lösungen kritisiert und internationale ökologische Gerechtigkeit gefordert.

Ein Zitat habe ich mithilfe von Google Translate übersetzt:

Es ist an der Zeit, diesen blinden Glauben an ‚technische Lösungen‘ zu zerstören, den Menschen zu sagen, dass ‚technische Lösungen‘ … nicht nur … nicht existieren, sondern dass sie nicht existieren können! … um das wahrhaft menschliche Leben und das natürliche Leben des Menschen zu erhalten … es gibt soziale Lösungen … die radikale Veränderungen in der menschlichen Einstellung zur Produktion, der Lebensweise bedeuten … (S. 8-9) .

Nachweise

Petak, A. (1974). Rudi Supek, Ova jedina zemlja. Revija Za Sociologiju, 4(4), 75–78. https://core.ac.uk/download/pdf/33294953.pdf
Supek, R. (1989). Ova jedina zemlja: idemo li u katastrofu ili u Treću revoluciju? (3. dop. izd). Globus.

Alexander Amberger versteht (2021) Andreas Malms Corona, climate, chronic emergency: war communism in the twenty-first century (2020) als eine Aktualisierung von Wolfgang Harichs Kommunismus ohne Wachstum (1975). Ich klicke gerade erstaunt in der Online-Version dieses Buchs von 1975 herum.

… um als Gattung auf diesem Planeten überleben zu können, wird fortan die Menschheit sich vieles versagen müssen, weil inzwischen die Produktivkräfte, besonders durch die Automation, einen nicht mehr zu überbietenden Stand ihrer Entwicklung erreicht haben, dergestalt, daß nunmehr der Akkumulationsprozeß des Kapitals an die letzte, absolute Grenze stößt, hinter der nur noch die Dämonen der Vernichtung des Lebens lauern, der Selbstvernichtung alles menschlichen Lebens.
Die Menschheit weiß das nur noch nicht. Eine kleine Vorhut ihrer Wissenschaftler weiß es. (S. 115/116)

Nachweise

Amberger, A. (2021, April 9). Öko-Leninismus 2.0 (neues deutschland). Neues Deutschland. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1150565.nullwachstum-als-loesung-der-klimakrise-oeko-leninismus.html
Harich, W. (1975). Kommunismus ohne Wachstum ? Babeuf und der “Club of Rome”: sechs Interviews mit Freimut Duve und Briefe an ihn (1. Aufl). Rowohlt.
Malm, A. (2020). Corona, climate, chronic emergency: war communism in the twenty-first century (First edition paperback). Verso Books.