Dieses Posting ist möglicherweise sehr kryptisch und sicher viel zu allgemein. Ich suche eine Antwort auf die Frage: Welcher Untertitel passt zu diesem Blog? Was tue ich hier eigentlich, oder besser: Was sollte ich tun? Was will ich tun? Ich denke darüber intensiver nach, seit ich vor ein paar Tagen auf das Konzept des Konnektivismus gestoßen bin. In den (wenigen) Texten, die ich bereits dazu gelesen habe, finde ich Ideen ausdrücklich formuliert finde, die mir selbst mehr oder weniger vage seit Jahren durch den Kopf gehen.

Seit ich mich mit dem Web beschäftige (seit ich das Web kenne, habe ich mich mit wenig anderen Sachthemen intensiv beschäftigt) habe ich mich – außer mit Webtechnologie – mit ziemlich unterschiedlichen Gegenständen befasst, jeweils abhängig von meinen Jobs: mit Nachschlagewerken, mit Wissensmanagement, mit den wirtschaftlichen Folgen des Webs für Medienunternehmen, mit Online-Journalismus und ein wenig auch mit Online-PR. Im den vergangenen Monaten habe ich viel Zeit und Kraft darein gesteckt, mit ein paar Kollegen einen webbezogenen Studiengang vorzubereiten (es hängt von der Weisheit der steirischen Landesregierungg ab, ob er je realisiert wird.) Dabei habe ich mir zum ersten Mal etwas systematischer Gedanken über das Thema Lernen im Web oder Lernen über das Web gemacht – ein Thema, das mich als Lehrer an einer Fachhochschule praktisch schon länger beschäftigt, und mit dem ich auch schon vorher zu tun hatte, weil ich Materialien für Online-Kurse über XML und HTML erstellt habe.

Beim Lesen von George Siemens wird mir jetzt deutlich, dass ich in den letzten Jahren immer um die Themen Lernen im Web, Wissen im Web und Wissen über das Web gekreist bin. Ich habe sie aber nie wirklich deutlich als solche formuliert. Am nächsten war ich daran vielleicht vor einigen Jahren bei dem leider halbherzigen Versuch, mit ein paar Partnern eine Firma zu gründen, die sich mit Cultural Change Management befasst. Gemeint war die Veränderung von Firmen und Institutionen durch webbasierte Kommunikation, oder: die kulturelle Veränderung, die die Voraussetzung für webbasierte Kommunikation ist (ich kann es leider nur so vage ausdrücken).

Bei Gegenständen wie Nachschlagewerke im Web, Journalismus im Web, PR im Web und Lernen im Web stoße ich dabei immer wieder auf dieselben Leitbegriffe oder idées directrices: Dezentralisierung, Vernetzung, end-to-end, symmetrische Kommunikation, und zwar bezogen auf die Entstehung, die Vermittlung und den Transfer von Wissen in – sehr allgemein formuliert – sozialen Kontexten. Bei George Siemens gefällt mir unter anderem, dass er Lernen und Wissen als soziale Phänomene begreift, dass er dieselben Konzepte benutzt, um das Lernen von Individuen und das Lernen von Organisationen zu beschreiben.

Online-Journalismus und Online-PR interessieren mich als Möglichkeiten, Wissen ohne Rücksicht auf Hierarchien und direkt auszutauschen. Wobei Wissen nicht etwas ist, das außerhalb des Tauschs als eine statische Angelegenheit existieren kann. Vielleich kann man sogar sagen, dass es durch den Austausch erzeugt wird. Dabei hängen die Organisation des Wissens und die Austauschformate sicher eng zusammen. Das Web ist als Technik zum Wissensaustausch entstanden. Vielleicht kann man es als eine technische Lösung für den — notwendig gewordenen — Austausch von nicht hierarchisch organisierbarem Wissen beschreiben — wobei Wissen hier nicht nur das theoretische Wissen des klassischen Wissenschaftlers bezeichnet.

Einen Untertitel für mein Blog habe ich damit noch nicht gefunden. Vielleicht bin ich wenigstens etwas näher daran, eine Fragestellung zu formulieren — wobei ich das nur sehr akademisch tue. Mich interessieren hier dezentralisiertes, verteiltes Wissen und seine sozialen Voraussetzungen und Implikationen. Fruchtbar kann diese Fragestellung nur werden , wenn ich sie in eine Perspektive auf konkrete Themen — Texte, Technologien, Organisationen — umformen kann.

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