Danke für’s Weiterdenken!
Zu den Kernkompetenzen: Ich habe sie auch für die Werkstatt zu Web 2.0, die im vorletzten Heft des Medium Magazins erschienen ist, als Orientierung verwendet. Hat gut funktioniert.
Ich denke, man müsste sich viel intensiver mit journalistischer Ethik auseinandersetzen. Wie diffizil das ist, habe ich beim Thema „Whistleblower“ gemerkt. Hier kollidiert nämlich die Hauptaufgabe „Öffentlichkeit herstellen“ mit der der Rücksichtnahme auf die Situation des Informanten. Für die Tagung „Journalisten und Whistleblower“ haben wir im Rahmen eines Seminars an der Uni Bonn etliche Fälle in einem Reader zusammengetragen, die zeigen, wie schwierig das Verhältnis zwischen Journalisten und Whistleblowern ist. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, eine Art Leitfaden für den gegenseitigen Umgang zu entwickeln. Haben das aber damals nicht geschafft. Einige Erkenntnisse aus der Tagung sind aber in meinen Beitrag geflossen, der kürzlich im Journalistik Journal erschienen ist: Wie geht man mit Whistleblowern richtig um?“.
Lustigerweise erschien auf der Tagung auch ein recht bekannter Fernsehreporter, der seine Kameraleute anwies, einfach mal auf die Leute „drauf zu halten“. Das führte uns exemplarisch vor, dass es mit der Sensibilität gegenüber der Situation von Whistleblowern bzw. gegenüber ihrem informationellen Selbstbestimmungsrecht, nicht so weit her sein kann.
Aber das ist sicherlich nur ein Beispiel für die vielen Themenbereiche der journalistischen Ethik. Leider habe ich mich nie aus einer Vogelperspektive mit ihr beschäftigt, sondern immer nur sehr fallbezogen. Aber ich habe den Verdacht, dass man versuchen sollte, dies einmal systematisch – und jeweils exemplarisch – zu machen.