hallo heinz,
ich würde auch gerne etwas zu deinem sehr interessanten artikel sagen. ich glaube, deine theoretischen grundannahmen werden von dir nicht konsequent weiterverfolgt, sodass es im weiteren textverlauf zu aussagen kommt, die ich so nicht teilen würde.
1. die verschiebung von sender zu empfänger, von mitteilung zu verstehen (absatz „Beobachtbarkeit von Kommunikation im Web“): die kommunikation ist ein eigenständiges, autopoietisch geschlossenes system. nur sie selbst kann kommunizieren! der trick der kommunikationstheorie nach luhmann und baecker besteht gerade darin, den kommunikationsprozess von den beteiligten zu trennen! auch verstehen findet nun innerhalb der kommunikation statt, aber nicht beim „empfänger“, also bei den beteiligten, aber in der umwelt(!) der kommunikation vorfindbaren „bewusstseinen“.
2. die unwahrscheinlichkeit der kommunikation: mit „unwahrscheinlichkeit“ meint luhmann keine räumlichen oder zeitlichen grenzen, an denen kommunikation „hängen bleibt“, sondern die möglichkeit der ablehnung. kommunikation kann immer abgelehnt werden, das macht sie (und das entstehen und fortbestehen von sozialen systemen) unwahrscheinlich. die evolution hat hierfür symbolisch generalisierte kommunikationsmedien (siehe auch wikipedia) entwickelt, die die annahmewahrscheinlichkeit erhöhen. der computer ist nur ein verbreitungsmedium, aber kein „unwahrscheinlichkeits-überrückungs-medium“.
3. webkommunikation und kommunikation: mir ist nicht immer ganz klar, ob du hier verschiedene „kommunikationen“ vor augen hast, oder nur technisch unterschiedliche *möglichkeiten* von kommuninaktion. kommunikation ist ja erstmal nur die unterscheidung von information, mitteilung und verstehen, und somit unabhängig von interaktion, buch oder web gleich gebaut. ist für dich die webkommunikation nun eine andere form von kommunikation, oder etwas, das die struktur oder gar die theorie der kommunikation verändert? da bin ich mir nicht sicher, ob ich das richtig verstanden habe.
ich finde deinen text sehr interessant und das thema generell spannend, und behandele es teilweise auch in meinem blog – wenn auch in deutlich kürzeren beiträgen und noch wissenschaftlich etwas weniger ausgearbeitet.
gruß
daniel