„Wir sollten auf einer Fachhochschule nicht halbherzig Wissenschaft nachahmen, sondern entschlossen auf die praktische und kommunikative Seite der Ausbildung setzen.“
Das sehe ich anders: Ein bisschen selbstbewusster können wir schon sein.
Natürlich haben FHs weitaus weniger Möglichkeiten zur Forschung. Und ja, es ist nicht ihr Ziel, auf eine wissenschaftliche Karriere vorzubereiten. Dennoch halte ich sowohl eine Beschäftigung mit Forschung (i.S. akademischer Reflexion) wie eine Beteiligung an Forschung für sinnvoll, um das akademische Niveau aufrecht zu erhalten. Anders ausgedrückt: Wir brauchen auch klare Abgrenzungen zu rein handwerklichen Ausbildungen. Der „Dialog mit der Forschung“ ist hierzu ein Ansatz. (Wobei sich fragt, unter welchen Bedingungen dieser funktioniert. Muss man für einen Dialog auf Augenhöhe sein? etc.)
Ich würde aber weitergehend nochmal den Begriff der Forschung diskutieren und pauschal proklamieren, dass in der Tendenz die Grundlagenforschung Sache der Unis ist, aber an FHs durchaus angewandte Forschung betrieben werden kann. Gerade aktuelle Entwicklungen begleitende Analysen (Begleitforschung/Aktionsforschung, Feldforschung)- um nur ein paar zu nennen – sollten nach meinem Verständnis auch an FHs geleistet werden können – wenn auch nicht in dem Umfang, wie es an Unis üblich ist. Forschung definiert sich nach meinem Verständnis nicht ausschließlich als Großprojekte harter Empirie, die durch umfangreiche Drittmittel getragen wird.
Klar geht es nicht darum, Forschung um ihrer selbst Willen zu betreiben. Aber Ansätze wie die beschriebenen sind nach meinem Verständnis auch Bausteine für die Qualifikation unserer Studenten.
Zwei Beispiele aus meinem Gebiet, der PR: Wenn ich weiß, wie man eine wissenschaftlich saubere Befragung aufsetzt (und das mal gemacht hat), kann ich im Rahmen einer PR-Konzeption eine viel bessere Analyse machen. Und wenn ich weiß, wie man ein Instrumentarium entwickelt, um Websites zu analysieren, kann ich damit sehr gut Benchmarking betreiben.
Eine andere Ebene ist die des Selbstbildes eines FH-Professors: Meinem entspräche es nicht, auf Forschung ganz zu verzichten – auch wenn es ein ständiger Kampf ist, darin wenigstens ein bisschen etwas zu erreichen.
Noch eine andere Bemerkung: Mir scheint Dein Vergleich mit einem Publizistik-/KW-Studium wie Münster zu hinken. Ich halte unsere Studiengänge eher mit anderen Journalismusstudiengängen wie Eichstätt oder Dortmund vergleichbar. Sie würde ich der Journalistik zuordnen, die sich – wie mein Kollege Klaus Meier definiert – „wissenschaftlich-analytisch und reflektierend mit dem Arbeitsfeld Journalismus“ auseinandersetzt – und für dieses Arbeitsfeld qualifiziert. So sehe ich auch unseren Studiengang.