Eine Überlegung zur Semantik von Links. Dabei geht es mir zum einen darum zu erfassen, welche Typen von Links es im Web gibt, andererseits um die Besonderheiten von Sozialen Medien.

Wenn wir von verlinkten Texten sprechen, denken wir zuerst an Links, die ähnlich funktionieren wie Verweise in gedruckten Texten. Sie verbinden den Text mit Quellen oder mit weiterführenden Informationen. Meist verweisen sie auf Informationen vom gleichen Typ wie der Text, in dem sich das Link befindet, also wieder auf Texte.

Zum Kitt des Social Web wurden Links mit einer anderen Semantik: Viele Links zu Profilen bedeuten, dass die in dem Profil beschriebene Person etwas geschrieben oder ins Netz gestellt hat, dass sie etwas mag oder wichtig findet, oder aber dass sie etwas geteilt hat. Das Mögen, etwas das Liken bei Facebook, und das Teilen gehen ineinander über; Retweets gehören in dieselbe Familie. Auch diese Links stellen Referenzketten her, indem sie zum Beispiel ein Post mit einer Bloggerin verbinden, oder aber Dinge im Web in einem sozialen Netz situieren und damit die Reputation von Publikationen oder Personen erfassbar machen. Soziale Graphen verstehe ich als maschinell verarbeitbare Modelle der Beziehungen, die durch solche Links produziert werden. Es handelt sich bei diesen Links um endorsements, die soziale Tatsachen im Web erzeugen, aber mit Tatsachen außerhalb des Webs verbunden sein können, weil die Bloggerin z.B. eine »reale« Person ist oder das Like zum Kauf eines Buchs führt.

Warum interessiert mich das?

Ich glaube, dass man über diese Verknüpfungen »Soziale Medien« definieren bzw. von anderen Webpublikationen und von Publikationen außerhalb des Web unterscheiden kann. Geht man von den Verlinkungen mit Profilen aus, findet man Argumente dafür, dass soziale Medien nicht nur eine Fiktion von Social Media Experts sind. Soziale Medien

  1. können von jedem und jeder in der gleichen Weise hergestellt und veröffentlicht werden,
  2. sind mit Profilen verknüpft und gehören damit zum »activity stream« vom Personen oder Institutionen,
  3. können durch Verknüpfung mit Profilen bewertet, geteilt und empfohlen werden und sind damit in webspezifische Mechanismen zur Reputationsmessung eingebunden.

Erst die Verlinkungen mit Profilen und die Möglichkeit zur Reputationsmessung durch ebenfalls im Web vorhandene Informationen haben aus dem Web das Social Web gemacht. Im Augenblick beginnt durch die Verlinkung mit Orten und Ortsinformationen eine neue Phase oder eine neue Erweiterung des Webs, das »geospatial Web« oder »mobile web«. Vielleicht kann man die verschiedenen Schichten, Phasen oder Regionen des Webs Links mit jeweils unterschiedlicher Semantik zuordnen. Dabei ist diese Semantik auch maschinenlesbar, entweder durch entsprechende Codierung (wie bei RDF-Schnipseln, die Facebook für seine Social Plugins verwendet), oder durch entprechend verfeinerte Suchen.

Dass es sich bei den Verknüpfungen mit Profilen und bei Bewertungen um Links handelt, also um im Web verfolgbare Verweisketten, lässt im Web Geflechte von Verknüpfungen entstehen, die auf externe Beglaubigungen und Rahmungen (z.B. durch Titel oder Zertifikate) ganz oder weitgehend verzichten können. Durch diese Links bilden sich im Web eigene soziale Räume, die allerdings nicht unabhängig von anderen sozialen Räumen oder Netzwerken sind. Links geben ihnen die Struktur.

Noch ein Gedanke, der hoffentlich nicht zu kryptisch ist: Ich habe oben einfach vorausgesetzt, was mit »Semantik von Links« gemeint ist. Vielleicht verbirgt sich dahinter die eigentliche Frage: Was bedeutet ein Link und für wen wird die Bedeutung realisiert? Kann man Links als soziale Tools, Mittel oder Devices im Sinne von Harvey Sacks verstehen, bzw. gibt es Möglickkeiten zu erfassen, wie sie von den Usern als soziale Devices verwendet werden? Wenn Links das Web von allen anderen Medien unterscheiden, dann müsste sich Webkompetenz oder Web Literacy, so merkwürdig das zunächst klingen mag, als die Fähigkeit mit Links umzugehen beschreiben lassen.

Ein Kommentar zu “Links zu Profilen—der Kitt des Social Web

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