Lieber Heinz, ich hoffe ja sehr, dass wir uns auch noch offline dazu austauschen werden, an dieser Stelle aber bereits folgende Anmerkungen:
Das für mich neue an Content Strategie sind nicht nur die Prozesse, Methoden und Instrumente, sondern vor allem die Perspektive der Disziplin, Unternehmen und Organisationen über die von ihnen und über sie veröffentlichten Inhalte wahrzunehmen. Damit wird die gesamte Unternehmung zu Content. Und weil das Internet die Trennung zwischen Off- und Online technisch aufhebt, reicht es m.E. auch nicht mehr aus, sich auf Webcontent zu beschränken, denn prinzipiell kann jede Handlung zu Webcontent werden.
Damit stellt sich die Frage, ob sich Content Strategie überhaupt von Kommunikationsstrategie (und Unternehmensstrategie) abgrenzen lässt. Ich glaube, völlig trennscharf ist das nicht möglich, sehe aber in der CS dennoch ein eigenständige Disziplin. Ja, auch, weil ich das sehen will, genauer aber, weil ich durch die Perspektive CS besser in der Lage bin Corporate und Communication Strategies zu implementieren. Die strategische Schöpfungshöhe ergibt sich m.E. aus der zunehmenden Komplexität des vernetzten Medienumfeldes, das von Unternehmen verlangt, strategisch mit ihren Inhalten umzugehen. In der „alten“ Medienwelt, brauchte ich keine CS, es reichten Maßnahmen (wengleich gute Kommunikation für mich schon immer die Bedingungen der CS erfüllt hat, angefangen bei „The Furrow“ von John Deere)
Was heißt das nun für ein Curriculum: Was die grundsätzlichen Inhalte angeht, bin ich mit den Vorschlägen einverstanden. Allerdigs bin ich von tiefstem Herzen davon überzeugt, dass sie sich nicht in der von Dir vorgeschlagenene Weise trennen lassen. Die Begründung ist relativ einfach: Wenn CS eine Antwort auf die zunehmende Vernetzung der (Medien)Welt (oder besser: der Umwelt von Unternehmungen und Organisationen) ist, lässt sie sich nicht linear lehren und lernen, sondern nur vernetzt. Das heißt, es wäre wert, zu untersuchen, ob es nicht möglich wäre, ein Curriculum zu entwickeln, das von Anfang an, die unterschiedlichen Perspektiven, die das Feld CS abdeckt, ausbildet (analog der Slide vom Content Strategy Camp „Worüber wir bei Content Strategie sprechen“: http://image.slidesharecdn.com/pleil-contentstrategie-sl-130611154354-phpapp02/95/slide-4-638.jpg?1370983593)
Wichtig wäre mir dabei, von Anfang an auch die technischen Aspekte zu berücksichtigen. Außerdem zentral: Das Rollenverständnis der Content Strategen. Diese sind m.E. nämlich keine „Webtexter de Luxe“, sondern vor allem Projekt- und Qualitätsmanagerinnen, die in ihrer Rolle dafür sorgen, dass Texte, Design, etc. hochwertig sind. D.h. sie müssen wissen, was einen guten Text ausmacht, briefen können, damit Texterinnen solche Texte schreiben können, müssen sie aber nicht notwendiger Weise selbst schreiben.
Das zum Auftakt, und ich freue mich sehr, wenn wir das weiter diskutieren. Abschließend noch das „Workbook“ für das erste Semester (anhand dessen sich sehr gut vernetzt lernen ließe: http://www.amazon.de/Content-Strategy-Work-Real-World-Interactive/dp/0123919223)