In der letzten Woche war ich auf der Microlearning 5.0-Konferenz in Innsbruck. Joachim Niemeier, Monika König und ich haben mitgetwittert. Ich hoffe, dass unsere Tweets wenigstens einen groben Eindruck davon geben, was an den beiden Tagen geschehen ist. Die Beiträge selbst werden in einem Tagungsband publiziert.

Inhaltlich ging es um unterschiedliche Aspekte des eLearning, vor allem um Effizienz und Effizienzmessung. Eine große Rolle spielten die Funktionen des eLearning in Regionen, in denen der KnowledgePulse des Veranstalters Research Studios Austria vertrieben wird, und in denen damit und über mobile Geräte sehr schnell Wissen an eine große Zahl von Menschen vermittelt werden soll: vor allem in arabischen Ländern und in China. Besonders die Teilnehmer des Konferenzsponsors Intel und auch Andrew Gakiria aus Kenia sorgten dafür, dass eLearning auch als Instrument der globalen Entwicklung thematisiert wurde.

Außer der Präsentation von Joachim Niemeier (siehe unten) und dem Einleitungsvortrag Peter A. Brucks fand ich vor allem die Vorträge von Paul Bacsich zu Zeitorganisation und Zeitverbrauch beim eLearning und von Werner Sauter über selbstgesteuertes Lernen für meine eigene Arbeit spannend.

Enjoy Social Media

Für unser Web Literacy Lab habe ich sehr unmittelbar von der Innsbrucker Veranstaltung profitiert, weil ich endlich die Arbeit Joachim Niemeiers und ihn persönlich näher kennengelernt habe. Niemeier versuchte in seinem Vortrag eine Evaluierung von Schulungsprogrammen für Social Media in Unternehmen. Deutlich hervorgehoben hat er Enjoy Social Media, das vor allem von Ellen Trude, aber u.a. auch von Niemeier selbst entwickelt wurde.

Hier die Präsentation von der Konferenz:

Auch wenn ich Enjoy Social Media erst sehr oberflächlich kennengelernt habe, kann ich sagen: Es kommt dem, was wir mit dem Web Literacy Lab beabsichtigen, sehr nahe. Wir können nur davon profitieren, uns mit diesem Konzept intensiv zu befassen, es unter unseren Bedingungen auszuprobieren und zu verfolgen, wie es weiterentwickelt wird. Ich hoffe auf einen intensiven Austausch mit den Beteiligten.

Die Wiederholung ist die Mutter des Lernens

Über die Themen hinaus, die uns auch hier in Graz gerade unmittelbar beschäftigen, möchte ich zwei Anregungen irgendwann ausführlicher aufgreifen: die Funktion der Wiederholung für das Lernen, auf die Peter Bruck in seinem Eingangsreferat einging, und die Ähnlichkeit von Szenarien für selbstgesteuertes Lernen mit der Organisation von Zusammenarbeit beim agilen Development.

Dass Wiederholung zum erfolgreichen Lernen gehört, ist nicht neu —repetitio est mater studiorum!— aber ich habe es selbst im Unterricht und auch bei Konzepten für die Entwicklung von Online-Kompetenz bisher zu wenig berücksichtigt. Wir müssen bei unseren zukünftigen Kurs- oder Seminarangeboten Wege finden, wenigstens einige Elemente von Webkommunikation kontinierlich in kleinen Dosen zu üben, zum Beispiel das Teilen von Links, das Suchen von Quellen und das Kommentieren von Einträgen. Anders als bei den Inhalten des KnowledgePulse steht bei uns zwar prozedurales Wissen im Vordergrund, aber auch dieses Wissen lässt sich nur durch Wiederholung erwerben.

Selbstgesteuertes Lernen und Agile Development

Zur agilen Softwareentwicklung, zu Scrum und Extreme Programming, hatte ich am Dienstag zuvor einen Digitaldialog in Graz besucht. Es geht bei der agilen Softwareentwicklung wie beim selbstgesteuerten Lernen um die Organisation von nicht durchplanbaren Entwicklungsprozessen, und auch beim agilen Development finden permanente Lernprozesse statt. Das Lernen im Tandem (selbstgesteuertes Lernen) und das Pair Programming (Extreme Programming) scheinen mir z.B. viele Ähnlichkeiten zu haben. In diesem Zusammenhang fällt mir jetzt wieder die Bemerkung (Werner Sauters?) ein, dass sich eine Lerngruppe von einer Community of Practice nur dadurch unterscheidet, dass der Lernprozess von einem Trainer organisiert wird.

Forschung und Vermarktung

Bei einem samstäglichen Abstecher nach Kufstein hat mich Chris gefragt, was mich an dem wenig zweinulligen Programm nach Innsbruck gelockt hätte. Tatsächlich hat mich der Ausdruck „Microlearning“ wegen der Assoziation zu „Microcontent“ interessiert, als ich ihn zum ersten Mal gehört habe—ich habe es nur nicht früher zu einer der Innsbrucker Tagungen geschafft. Außerdem wollte ich, unabhängig von dem Aspekt „Social Web“, ein sehr erfolgreich kommerziell genutztes Forschungsprojekt kennenlernen. Wir werden sehr bald unser Web Literacy Lab auf dem freien Markt finanzieren müssen und sind auf der Suche nach Vorbildern und Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch.

Peter A. Buck, der Gründer und Leiter der Research Studios Austria, hat die Microlearning 5.0 um den KnowledgePulse herum konzipiert. Dabei handelt es sich um die digitale Version eines Karteikarten-Lernsystems, die man mit unterschiedlichen Inhalten und inzwischen auch auf unterschiedlichen mobilen Plattformen nutzen kann.

Tatsächlich habe ich einiges darüber erfahren, wie Bruck und die RSA Forschung erfolgreich vermarkten. Ein Grund für ihren Erfolg ist sicher die Konzentration auf ein Kernprodukt, das man in kleinen Schritten weiterentwickeln kann und um das herum sich Forschung organisieren lässt. Ich bin noch nicht sicher, wie ein ähnlicher Weg für unser WLL aussehen könnte. Umgekehrt fallen mir aber einige hoch geförderte Projekte ein, die nie wirklich wirtschaftlich genutzt wurden, weil sich die Beteiligten nicht auf eine erklärbare Leistung konzentrierten, sondern diverse Lieblingsideen verfolgten, bzw. das weitermachten, was jeder ohnehin schon tat. So versickern große Summen an Fördergeldern—ich hoffe, dass es uns anders geht.

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