„Wir entwickeln gerade ganz andere Praktiken, in denen man das, was mit Gesellschaft gemeint war, vielleicht gar nicht mehr sinnvoll bezeichnen kann…“
Das bemerkenswerte dieser Aussage ist ja nicht eigentlich, ob sie stimmt oder nicht – sofern man solche Fragen überhaupt noch ernst nehmen kann. Interessant ist, dass in diesem Kontext die Frage nach einem Verständnis für Gesellschaft überhaupt gestellt werden kann, insbesondere, wenn man darauf achtet, in welchem Zusammenhang sie erstens gewöhnlicherweise auftaucht und zweitens in welchem Zusammenhang sie dann relativiert werden kann. Dass Gesellschaft ein menschliches Phänomen ist, müsste entsprechend in Frage gestellt werden und es zeigt sich, dass ein überkommenes Verständnis für Gesellschaft anfängt, seine Anschlussfähigkeit zu verlieren, indem eine Unterscheidung von „Sozialem“ und „Technischem“ relevant wird, was ja darin begründet, dass Technik nicht einfach nur ein Mittel ist, das zweckmäßig verwendet wird, wie Trivialkenntnisse über das Phänomen des Sozialen begreifbar machen wollen.
Jedenfalls scheint wenigstens ein Anfangspunkt für die Frage gefunden zu sein, wie Gesellschaft von Menschen gemacht, hergestellt, sichergestellt werden könnte, obgleich Menschen – anders als Gesellschaft – keinen Bestand haben. (Ars longa, vita brevis) Wäre damit zugleich nicht auch ein Beobachtungsstandpunkt gewonnen, der uns eine Theorie der Tradition, die hartnäckig etwas Gegenteiliges glauben machen will, erklären kann?
http://differentia.wordpress.com/2010/12/23/vergesslichkeit-und-prognose-interessante-uberlegungen-bei-lostandfound/