Ich bitte um Entschuldigung, dass aus meinem Beitrag eine gehörige Portion Enttäuschung spricht: Beim Lesen des velinkten Artikels von Christoph Bauer hat mich sein Kommentar „Bisher habe ich aber noch keine wissenschaftlichere Definition (bzw. überhaupt keine Definition) des ganzen Konstrukts im deutschsprachigen Web gefunden“ doch sehr frustriert, bemühe ich mich doch seit geraumer Zeit, eine wissenschaftlich fundierte und gleichzeitig verständliche Theoriebasis für Kommunikation und Medien zu vermitteln. Speziell den Gesprächscharakter von bestimmten Formen der Oline-Kommunikation habe ich vor Monaten bereits sehr detailliert herausgearbeitet: http://kontextschmiede.de/wie-der-schmutz-ins-internet-kommt/
Nun beruht das Reichweitenproblem wohl auf Gegenseitigkeit, immerhin waren mir die hier vorgestellten Artikel auch noch nicht begegnet. Aber speziell bei meinem Versuch, ein Modell zur Onlinekommunikation zu entwickeln, aus dem sich handfeste Lösungsansätze für das Publizieren im Internet ergeben, hoffe ich eigentlich auch eine Zielgruppe zu erreichen, die von dieser Theoriebasis profitieren könnte. Offensichtlich hoffe ich da vergeblich.
Da frage ich mich doch, ob das an meiner mangelnden Vermittlungskompetenz liegt. Vielleicht sind trotz meiner Bemühungen, aus den theoretischen Vorüberlegungen immer auch Anwendungsbeispiele zu entwickeln, meine Beiträge unverständlich oder gar belanglos. Jedenfalls möchte ich hier noch einmal für die Idee werben, sich einer trennscharfen Phänomenologie der Kommunikation zu bedienen:
Nicht erst seit „social media“ tauschen sich die Menschen aus. Medien sind immer soziale Konstrukte. Nur weil die Massenmedien historisch ein asymmetrisches Machtverhältnis zwischen Sendern und Empfängern etabliert haben, ist dieses Paradigma kein notwendiges, noch ein hinreichendes Kriterium für eine Definition von verschiedenen Medien. „Social Media“ ist ein ganz schlimmes Buzzword, das funktionale Kriterien verschleiert, statt über die Funktion solcherart bezeichneter Kommunikationsformen aufzuklären.
Die von Heinz Wittenbrinck vorgeschlagenen Kriterien wie „dokumentarisch“ oder Arten von Speech Exchange Systems scheinen mir da ein vielversprechender Ansatz, wirklich saubere Trennschärfe in die Beschreibung verschiedener Kommunikationstypologien zu bekommen. Sie könnten mit Definitionen von Textsorte und weiteren Modellen aus der Pragmatik, zum Beispiel der Sprechakttheorie angereichert werden. Dann ergäbe sich sehr wohl eine Beschreibung von „Verbindlichkeit“, die Frau Schindler in der EMCA vermisst.
Ihren Schluss „Wenn ein Blog ohne Kommentare dasteht bedeutet das nicht, dass über das Thema nicht gesprochen worden wäre, aber eben möglicherweise anderswo.“ habe ich nun einmal zum Anlass genommen, den Dialog hier hin zu tragen. Danke für diesen Anstoß.