Ja, die sogenannten ‚Big Picture‘-Diskurse scheinen einem Bedürfnis nach Einordnung entgegen zu kommen – leider (Rifkin! Kurzweil!) schlägt das Ganze immer wieder in Propheterie um.
Evtl. liegt es auch am Gegenstand, mit dem wir uns derzeit auseinandersetzen: der sich nämlich kaum als EIN Gegenstand benennen lässt, bzw. (Problem für die Medienwissenschaft) sich als Medium kein eingrenzen lässt. Evtl. erklärt, dass, warum auch in der Medienwissenschaft immer nach Leitdifferenzen gesucht wird, die dann aber ein Eigenleben entwickeln und die konkreten Kontexte (und die Agency der User) etwas außer acht lassen.
Beispiele (aus dem Artikel, an dem ich gerade werkele):
„Die Schwierigkeit, einen eigentlichen Gegenstand einzugrenzen bzw. in dieser Konstellation konsistente Eigenschaften eines Einzelmediums auszumachen kann dazu beitragen haben, dass sich ein Großteil der medien- bzw. geisteswissenschaftlichen Forschung auf die übergreifenden medialen Brüche konzentriert, die entlang von Leitdifferenzen und -themen wie Analog/Digital, Mensch/Maschine, Repräsentation/Code, Narration/Datenbank, Rezeption/Nutzung, Netzwerk oder Virtualität entworfen werden. Als Herausforderung gestaltet sich mitunter deren Übersetzung auf die Ebene der Analyse konkreter digitaler, computer- und netzbasierter medialer Nutzungskonstellationen.“
Dass es nicht reicht vom ‚Internet‘ zu reden, wissen die, die sich näher damit auseinandersetzen, eh schon – das was in den Alltagsdiskursen ‚die MEdien‘ sind, sind in den Prophetendiskursen evtl. technisch bedingte gesellschaftliche Umwälzungen, die sich aber, wie du schreibst, eigentlich kaum beobachten, sondern immer nur als Entwicklungslinien von einem Punkt auerhalb des Ganzen konstruieren lassen (oh, und ich hab mich auch schon zum Skizzieren solcher Linien hinreißen lassen – solang man sich bewusst ist, dass das nur ein heuristisches Hilfsmittel ist und das ganze von einem anderen Punkt ganz anders aussehen kann, ist es auch ok).
Jedenfalls steigert das grade bei mir das Bedürfnis, mich mal mit Latour einzuschließen und danach nur noch ANT-Bericht zu schreiben. Forget the Big Picture!