Ich denke, es ist gerade die notwendige Gratwanderung der FHs, die uns immer wieder dazu bringt, die jeweiligen Konzepte zu hinterfragen. Auf der einen Seite geht es an der FH nicht nur um die Vermittlung von Handwerk (das würde mir jedenfalls nicht genügen), andererseits kann es keine rein theoretische Beschäftigung mit einem Thema sein.
Etwas weiter ausgeholt:
Ich würde mich absolut unwohl fühlen, wenn ich mit den Studenten nicht das Schreiben einer Presseinfo, das Bauen einer PR-Konzeption üben oder ab und zu ein Event organisieren könnte.
Andererseits möchte ich Modelle wie Grunig/Hunt, VÖA etc. vermitteln. Nicht als Selbstzweck und nicht in der Tiefe wie es an Uni üblich ist, und möglichst immer so, dass der Praxisnutzen (z.B. für eine PR-Konzeption) klar wird. Oder es geht um Verstehen oder um Legitimation etc. Deshalb diskutiere ich auch nicht alle theoretischen Ansätze in aller Breite, sondern bemühe mich um eine entsprechende Auswahl (bestimmte Dinge wie z.B. die kritische Theorie finden da nicht oder höchstens am Rande statt). Auch eine wissenschaftstheoretische Auseinandersetzung mit einzelnen Ansätzen habe ich nicht im Sinn.
@Heinz: Mit „Einbezug der Wissenschaft“ habe ich eigentlich nicht gemeint, dass es mir ausschließlich um die Anwendung von Wissenschaft geht (falls das so rüber gekommen sein sollte). Ziel wäre IMO eher, den Nutzen der Wissenschaft für die einzelne Praxissituation deutlich zu machen, was voraussetzt, dass man versucht, eine Orientierung zu schaffen, wo Ertragreiches gefunden werden kann.
Das von Dir beschriebene Problem der Interdisziplinarität ist damit natürlich nicht gelöst. Aber ich bin in den Kommunikationswissenschaften sozialisiert, insofern schaue ich hier zuerst nach nutzbringenden Bausteinen und finde für mein Feld sehr vieles – von der Wirkungs- bis zur Gatekeeperforschung etc.. Wenn es mir sinnvoll erscheint, versuche ich (soweit ich kann), in anderen Feldern zu wildern, etwa in der Soziologie, weil ich die soziale Netzwerktheorie für wunderbar hilfreich für das Verstehen von Online-Kommunikation empfinde. Ich empfinde dies als einen recht normalen Vorgang, weil ich PR als emergierende Wissenschaft verstehe, die sich auf ihrem Entstehungsweg befindet und noch lange nicht abgeschlossen hat. Insofern ist gerade die PR-Wissenschaft nach meinem Verständnis noch sehr im Fluss, in dem es allenfalls einen gewissen Body of Knowledge gibt.
Unterm Strich glaube ich, dass wir dennoch nahe beieinander liegen, aber – bedingt durch unterschiedliche Hintergründe? – mit jeweils etwas anderem Blick auf das Thema schauen. Vielleicht tue ich mich deshalb z.B. mit der Rhetorik als Referenzwissenschaft schwer.