Rich Burdon und Paul McDonald demonstrieren den Google Mashup Editor (und machen Marketing für die Produktpalette ihres Arbeitgebers):

Die Videoqualität ist nicht besonders, aber man versteht das Wesentliche. Man braucht nicht mehr als HTML- und XML-Basiskenntnisse, um mit diesem Tool Mashups zu produzieren. Man kann beliebig mit Feeds spielen und das Interface auf ganz einfache Weise frei gestalten. Man kann die Daten nicht nur lesen, sondern auch schreiben und dafür Googles Datenbank-Infrastruktur nutzen. Das dürfte einfache Anwender und professionelle Softwareentwickler gleichermaßen ansprechen. (Zu den Nicht-Geek-Aspekten habe ich gestern schon etwas geschrieben.

Ein Nebenaspekt, der mich interessiert, weil ich mich viel mit RSS und Atom beschäftigt habe: Die GMashEd zeigt auch quasi nebenbei, wozu das Atom Publishing Protocol gut ist: Mit ihm lassen sich Feeds nicht nur lesen, sondern auch schreiben (wobei Google in seinen GData APIs das Atom Publishing Protocol erweitert, damit es mit Googles Datenbanken uneingeschränkt kommunizieren kann).

Ich hatte mir vorgenommen, heute einen Eintrag über den Google Mashup Editor (kurz:GMashEd ) zu schreiben, den Google zusammen mit Google Gears vorgestellt hat. Gerade noch rechtzeitig habe ich festgestellt, dass Jay Neely mir schon die schwierigsten Teile der Arbeit abgenommen hat: Er vergleicht Googles Tool mit den Konkurrenzprodukten Pipes von Yahoo! und PopFly von Microsoft. Und — und das ist wirklich eine Leistung! — er erfindet gleich eine Serie von Beispiel-Mashups, die auch dem technikfernsten Journalisten oder PRler klar machen sollte, warum er sich mit diesem Thema beschäftigen muss, wenn er sich noch als Medienprofi bezeichnen will. Wie nebenbei erklärt Neely dabei in ein paar Sätzen Googles Schlüsselposition auf dem Markt für Produkte, die mit Newsfeeds zu tun haben: Google kontrolliert hier nach dem Kauf von Feedburner die komplette value chain.

Was sind Mashups? Sehr vereinfacht gesagt, ist ein Mashup ist ein Programm auf einem Webserver, das Newsfeeds und andere im Web angebotene dynamische Daten verwendet, um damit neue Daten zu produzieren. Wozu braucht man das? Knapper als Jay Neely kann man es nicht sagen

Mit Blog Feeds kannst du Informationen senden. Mit Feed Readern kannst du sie empfangen. Mit Pipes, PopFly und GMashEd kannst du sie filtern, visualisieren, kombinieren und in Beziehung zu anderen setzen.

Denn:

Wenn man weniger Zeit damit verbringen will, die Informationen zu finden, für die man sich interessiert, ist das Filtern und Kombinieren von Feeds nach seinen persönlichen Präferenzen das beste Hilfsmittel, das man online finden kann, bis personalisierte Zeitungen herauskommen.

Von Neelys Beispielen hier nur der Anfang, um nicht vom Original abzulenken:

Wenn ich ein besserer Programmierer wäre, könnte ich Pipes verwenden, um den Inhalt meiner Feeds mit den offiziellen Pressemeldungen von Google, Yahoo!, Microsoft, Amazon und anderen großen Firmen zu vergleichen. Dabei ließe sich alles herausfiltern, was den Meldungen über einen bestimmten Prozentsatz hinaus entspricht. Oder ich könnte eine Menge von Regeln festlegen, die die Glaubwürdigkeit von Quellen bewerten, und Filter für meine Feeds, so dass ich über ein Ereignis nur aus glaubwürdigen Quellen informiert werde. Wenn sich nur eine Person mit einem Ereignis beschäftigt, kommt sie durch. Gibt es 50, erhalte ich nur die Highlights der 5 glaubwürdigsten Leute.

Gestern habe ich Ryan Sholin zitiert: Angehende Journalisten müssen in ihrer Ausbildung lernen, was Daten sind. Sholin nimmt einen Kernsatz von Tim O’Reillys berühmter erster Web 2.0-Präsentation auf: Data is the new Intel inside. O’Reilly schrieb damals:

Database management is a core competency of Web 2.0 companies, so much so that we have sometimes referred to these applications as „infoware“ rather than merely software.

Mashups sind das Beispiel für do-it-yourself-Infoware. Jeder, der in den kommenden Jahren mit Medien zu tun hat, wird sie verwenden: als Recherchewerkzeug, als Publikationstool und als Serviceprodukt, mit dem die Adressaten sich ihre Informationswelten remixen können.

(Mir ist die Relevanz von Mashups zuerst durch Christopher Clays Diplomarbeit aufgegangen. Christopher hat in ihr das Konzept eines generischen Mashup-Service entwickelt — ähnlich denen, die Google & Co. jetzt realisieren.)

Wir überlegen am Studiengang gerade, ob wir ein neues EDV-Labor mit Desktop-Rechnern einrichten, oder ob wir den Studenten Notebooks sponsorn sollen. Gestern habe ich mich durch Technik-News und Blog-Einträge der vergangenen Woche gewühlt — die wohl wichtigste ist für mich ein weiteres Argument dafür, vom mobilen Arbeiten als dem Normalfall auszugehen und also auch dafür auszubilden: Google hat eine frühe Beta von Google Gears publiziert.

Gears ist ein Browser-Plugin, mit dem man Webanwendungen weiterbenutzen kann, wenn man offline ist. Eine erste Musteranwendung ist der Google Reader. Wenn man Gears installiert, kann man durch Klicken auf einen Button auf die Offline-Version umschalten; dann werden die 2000 neuesten Einträge lokal gespeichert. Ist man wieder online, synchronisiert Gears die loalen Daten und die Daten im Netz. Als Beispiel für Programmierer hat Google auch einen einfachen Notepad entwickelt.

Interessant finde ich nicht so sehr die Möglichkeit, ohne Netzverbindung offline weiterarbeiten zu können. Ich würde die Perspektive drehen: Jede Offline-Tätigkeit kann via Gears und Verwandte einfach online fortgesetzt werden. Jeder Text und jedes Foto bekommt einen URI und ist damit potentiell im Web erreichbar. Auch Arbeitsmaterial usw. Gears ist ein weiterer Schritt zur Universalisierung des Publizierens.

Etwas Material für spätere Verwendung:

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Leider habe ich es nicht zur Reboot 9 geschafft, und wenn ich daran denke, wer alles dort ist, bedaure ich das sehr. Bei Oliver Wagner habe ich wenigstens eine gute Zusammenfassung von Sessions des ersten Tages gelesen. Interessant vor allem der Begriff social object:

Ein aus meiner Sicht überraschendes Highlight gab es dann zum Ende des ersten Tages: Jyri Engeström sprach über Microblogging bzw. über Social Objects, also die Elemente, die in Social Networks für die Verbindungen zwischen Menschen sorgen bzw. diese motivieren, Verbindungen einzugehen. Musik bei MySpace, Fotos bei Flickr oder Bookmarks bei del.icio.us etc. Er empfiehlt also bei der Konzeption eines Social Networks zunächst auf die Wahl des richtigen Social Objects zu achten und dies auch Verbal im Produkt permanent zu unterstützen, sprich immer wieder auf den Kern der Applikation hinzuweisen. Der dritte wichtige Punkt ist eine gute Permalink Struktur. Die Social Object müssen leicht verteilt (Stichwort externe Einbindung) und wieder gefunden werden können. Einladungen in den Service sollten kleine Geschenke sein, so der vierte Punkt. Aufmerksamkeiten, die neuen Usern den Einstieg in das Produkt leichter machen.

Jyri Engeström beschäftigt sich mit den sozialen Aspekten mobiler Medien; auf der technisch-medialen und auf der soziologischen Ebene perspicace! Zum Begriff der sozialen Objekte findet sich in seinem Weblog ein sehr gutes einführendes Posting (interessant das Echo, u.a. von Howard Rheingold). Engeström wendet sich dagegen, soziale Netze nur als Beziehungen zwischen Personen zu konzipieren; für ihn sind die Beziehungen immer an Objekte gebunden, die zwischen den Personen ausgetauscht werden. Er verweist auf die Soziologin [Karin Knorr Cetina][9]; ich könnte mir vorstellen, dass dabei auch Konzepte der französischen Soziologie von Mauss bis Levi-Strauss aufgenommen werden (sorry Markus, auch ich bin mit der deutschen Wissenschaftsart großalt geworden…). Vielleicht ein Schlüsselbegriff, um die Verbindung von sozialen und medialen Netzen zu verstehen.
[9]: http://www.embl.org/aboutus/sciencesociety/conferences/2004/session4/karin_knorr_cetina.html „EMBL/EMBO Joint Conferences – 2004 – Invited Participants-
„Karin Knorr Cetina“