In einer neuen Episode des Drilled-Podcast (Lowenstein, 2025b) spricht Adam Lowenstein mit der kanadischen Medienwissenschaftlerin Dr. Hanna E. Morris über ihr neues Buch Apocalyptic Authoritarianism: Climate Crisis, Media, and Power (Morris, 2025). Der Titel des Buchs hat mich an den Essay über Endzeit-Faschismus erinnert, über den ich neulich gebloggt habe. Dieses Buch beschäftigt sich aber nicht in erster Linie mit denjenigen, die mehr oder weniger offen faschistisches Gedankengut vertreten, sondern mit Darstellungen der Klimakrise im Mainstream-Journalismus, die sich explizit gegen die populistische Rechte wenden, aber deren Ideologeme wenigstens zum Teil reproduzieren. Damit haben sie die Rechte gestärkt und dazu beigetragen, demokratische und adäquate Antworten auf die Klimakrise im öffentlichen Diskurs an den Rand zu drängen.

Lowenstein hat das Gespräch auf der Drilled-Seite zusammengefasst (Lowenstein, 2025a). Den Podcast kann man u.a. bei Spotify und auf YouTube anhören.1

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Cover von La mutation écologique

Wahrscheinlich habe ich in diesem Blog über keinen Autor so viel geschrieben wie über Bruno Latour. Seit meiner Arbeit für das Web Literacy Lab an der FH Joanneum lese ich Latour. Vor allem durch Latours Bücher Face à Gaïa (Latour, 2015; dt. Kampf um Gaia 2023a) und Où atterir (Latour, 2017; dt. Das terrestrische Manifest 2018) habe ich erkannt, wie radikal sich unsere historische Situation durch die Klimakrise und die Anthropozän-Situation verändert hat.

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In der neuen Folge des Circular Metabolism-Podcasts (Athanassiadis, 2025) unterhält sich Aristide Athanassiadis ausführlich mit dem französischen Philosophen Thierry Paquot, der sich vor allem mit Städten und Urbanismus beschäftigt hat. Die Leitfrage ist, ob es eine ideale Größe von Städten gibt. Ausgehend von dieser Frage geht Paquot auf eine Fülle von Literatur ein. Dabei stellt er seine eigene Arbeit vor, die von der Lektüre, dem Kommentieren und Editieren dieser Literatur nicht zu lösen ist. In der zweiten Hälfte des Podcasts geht Paquot ausführlich auf den Bioregionalismus ein und stellt dabei seine eigenen urbanistischen Ziele dar.

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Ich bin auf das neue Buch von George Monbiot und Peter Hutchinson zur „geheimen Geschichte des Neoliberalismus“ (2024) durch Kevin Anderson aufmerksam geworden. In England ist es ein Bestseller. Nun erscheint zum Buch auch ein Film. George Monbiot spricht den Text des Einleitungskapitels im Trailer:

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Ich habe Anfang dieser Woche kurz auf den Vortrag von Kevin Anderson über die neue Form der Klima-Leugnung hingewiesen. Danach habe ich überlegt, warum ich Andersons Positionen – auch über diesen Vortrag hinaus – für besonders wichtig halte und mich gefragt, wie ich das Menschen erklären kann, die ihn gar nicht kennen. Hier ein erster Versuch.

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Langer Essay von Naomi Klein und Astra Taylor über die verschiedenen Spielarten des Endzeit-Faschismus in der Trump-Umgebung (Klein & Taylor, 2025). Gemeinsam sind diesen Strömungen die Gewissheit, dass die Menschheit sich in einer apokalyptischen Situation befindet, und die Entschlossenheit, nur einen mehr oder weniger kleinen Teil der Menschheit auf Kosten des übrigen Teils zu retten. Hauptvertreter sind Tech-Milliardäre, deren Geschäfte erheblich dazu beitragen, dass das Überleben von immer mehr Menschen gefährdet ist.

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There were no accepted criteria of fascism, nor did it possess conventional tenets. Yet one significant feature of all its organized forms was the abruptness with which they appeared and faded out again, only to burst forth with violence after an indefinite period of latency. All this fits into the picture of a social force that waxed and waned according to the objective situation.

What we termed, for short, “fascist situation” was no other than the typical occasion of easy and complete fascist victories. All at once, the tremendous industrial and political organizations of labor and of other devoted upholders of constitutional freedom would melt away, and minute fascist forces would brush aside what seemed until then the overwhelming strength of democratic governments, parties, trade unions. […]

To imagine that it was the strength of the movement which created situations such as these, and not to see that it was the situation that gave birth in this case to the movement, is to miss the outstanding lesson of the last decades.

Fascism, like socialism, was rooted in a market society that refused to function. (Polanyi, 2001, p. 239)

Habe gerade versucht, bei Karl Polanyi ein Zitat zu finden, das zur aktuellen Situation passt. Anlass: Ein Interview im Deutschlandfunk mit einer „Wirtschaftsweisen“, die zwar von den „Gebeutelten“ der Globalisierung spricht, aber die historische Situation nicht benennt und die Parallelen zur Situation vor 100 Jahren absichtlich oder unabsichtlich ignoriert (Malmendier, 2025).

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Der japanische Philosoph Kojin Karatani hat eine Theorie der Formen des Austauschs in menschlichen Gesellschaften oder „Tauschmodi“ entwickelt, als Weiterentwicklung und als Alternative zu marxistischen Theorien der Entwicklung der Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse. Ich lerne diese komplexe Theorie gerade kennen. Der vierte von Karatanis Tauschmodi, der „Modus D“, interessiert mich als mögliche Leitlinie für eine konsequente ökologische Transformation.

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Ich habe mich in dieser Woche weiter mit Éric Pineaults A Social Ecology of Capital (2023) beschäftigt und einige Texte gelesen, die Pineault während der Entstehung dieses Buchs publiziert hat. Sie machen für mich die Probleme deutlicher, mit denen sich Pineault in seinem Buch auseinandergesetzt hat (2016, 2018a, 2018b). Bei der Lektüre suche ich immer noch nach Antworten auf die Fragen, durch die ich auf Pineaults Buch gestoßen bin: Wie ist das exponentielle Wachstum zu erklären, das zur großen Beschleunigung (Steffen et al., 2015) und damit zum Klimanotstand und zur Überschreitung der Planetaren Grenzen geführt hat? Welche Gesellschafts-, Wirtschafts- oder Kapitalismustheorie kann diesen Zusammenhang erklären? Aus welcher Erklärung lassen sich Schlussfolgerungen für ein Engagement gegen das Fortschreiten der Klimakrise (und der mit ihr verbundenen Krisen) ableiten?

Ich habe schon zweimal über Pineaults Buch gebloggt (hier und hier). Erst danach ist mir klar geworden, dass ich ein zentrales Element von Pineaults Analyse des exponentiellen Wachstums des fortgeschrittenen Kapitalismus nicht verstanden hatte. Ich versuche hier zu formulieren, wie ich seine Argumentation jetzt begreife. Sie baut auf sehr viel Literatur auf (die ich zum Teil jetzt gerade durch Pineault kennenlerne) und ist dicht mit anderen Argumentationssträngen des Buchs vernetzt.

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