In einer neuen Episode des Drilled-Podcast (Lowenstein, 2025b) spricht Adam Lowenstein mit der kanadischen Medienwissenschaftlerin Dr. Hanna E. Morris über ihr neues Buch Apocalyptic Authoritarianism: Climate Crisis, Media, and Power (Morris, 2025). Der Titel des Buchs hat mich an den Essay über Endzeit-Faschismus erinnert, über den ich neulich gebloggt habe. Dieses Buch beschäftigt sich aber nicht in erster Linie mit denjenigen, die mehr oder weniger offen faschistisches Gedankengut vertreten, sondern mit Darstellungen der Klimakrise im Mainstream-Journalismus, die sich explizit gegen die populistische Rechte wenden, aber deren Ideologeme wenigstens zum Teil reproduzieren. Damit haben sie die Rechte gestärkt und dazu beigetragen, demokratische und adäquate Antworten auf die Klimakrise im öffentlichen Diskurs an den Rand zu drängen.

Lowenstein hat das Gespräch auf der Drilled-Seite zusammengefasst (Lowenstein, 2025a). Den Podcast kann man u.a. bei Spotify und auf YouTube anhören.1

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Versuche mich über das 9. OPEC International Seminar zu informieren, das morgen in Wien stattfindet. Via Quandt-News habe ich einen Hinweis darauf gefunden, dass Journalist:innen 2023 gegen ihren Ausschluss vom damaligen Seminar protestierten. Die Website selbst enthält kaum inhaltliche Informationen – auch wenn es interessant ist, dass TASS und die Presse zu den Media Partnern und die OMV zu den Sponsoren gehören. Auf ihrer eigenen Website gibt die OPEC bekannt, dass bei der Veranstaltung der nächste World Oil Outlook gelauncht werden soll. Der World Oil Outlook ist ein PR-Instrument der Fossilindustrie gegen alle Forderungen nach dem Ende oder auch nur nach weniger Produktion fossiler Energien. (Um die Ziele des Pariser Abkommens einzuhalten, darf auf keinen Fall in neue Quellen für fossile Energien investiert werden.) Presse, Kurier, Standard und Kleine Zeitung berichten bisher nicht über das Event, zu dem immerhin die Minister zahlreicher Staaten nach Wien kommen.

Von den Menschen, die individuell für die Klimakatastrophe verantwortlich sind, kommen viele morgen und übermorgen in Wien zusammen. Warum ist das kein Thema? Ist niemand alarmiert?

„OPEC’s World Oil Outlook forecasts that until the year 2050 a cumulative $17.4 trillion in oil investments alone would be required to ensure that demand is sufficiently met.“

So zu finden auf der Website des für den 9. und 10. in Wien geplanten OPEC-Seminars: Programme 2025 – OPEC International Seminar. Zu sagen, dass sich bei diesem Event eine der gefährlichsten kriminellen Vereinigungen der Welt trifft, wäre eine Untertreibung. Die Henker-Regime Saudi-Arabien und Iran sind prominent vertreten.

Offenbar sieht weder die Bundesrepublik Österreich noch das Land Wien ein Problem darin, diesem Ökozid-Club die Hofburg und das Wiener Rathaus zur Verfügung zu stellen. (Alt-Bundespräsident Fischer wird übrigens mit freundlichen Worten über die OPEC zitiert – bei der Anbiederung an Öl-Potentaten sind korrupte deutsche Sozialdemokraten wie Gerhard Schröder nicht allein.)

Fediverse Reactions

Cover von La mutation écologique

Wahrscheinlich habe ich in diesem Blog über keinen Autor so viel geschrieben wie über Bruno Latour. Seit meiner Arbeit für das Web Literacy Lab an der FH Joanneum lese ich Latour. Vor allem durch Latours Bücher Face à Gaïa (Latour, 2015; dt. Kampf um Gaia 2023a) und Où atterir (Latour, 2017; dt. Das terrestrische Manifest 2018) habe ich erkannt, wie radikal sich unsere historische Situation durch die Klimakrise und die Anthropozän-Situation verändert hat.

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In ihrem Podcast Das Klima (seit Jahren einem meiner Lieblings-Podcasts) stellen Claudia Frick (@fuzzyleapfrog) und Florian Freistetter (@astrodicticum) jetzt wöchentlich ein Kapitel des neuen österreichischen Sachstandsbericht zum Klimawandel (AAR2, APCC, 2025) vor. Für die erste Folge dieser Serie haben sie Daniel Huppmann (@daniel_huppmann) eingeladen, um einen Überblick zu über den Bericht zu geben und seinen Aufbau zu erläutern (Frick & Freistetter, 2025). Sie diskutieren mit Daniel Huppman auch darüber, was an Wissenschaftskommunikation für den Bericht geplant ist. Außer einer interaktiven Website gehören dazu u.a. auch TikTok-Videos – möglicherweise identisch mit der Serie, die Verena Mischitz gerade auf YouTube gestartet hat (Verena Mischitz, 2025).

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Am Samstag hat in Graz zum ersten Mal ein Fedicamp stattgefunden – ein Barcamp zum Theme Fediverse. Marc und ich haben es organisiert.

Am Abend waren, glaube ich, alle zufrieden – auch wenn das Event ganz anders abgelaufen ist, als es geplant war. Wir wollten vor allem Menschen ansprechen, die das Fediverse noch nicht kennen. Tatsächlich sind nur Leute gekommen, die sich sehr dafür interessieren, darunter André Menrath und Alex Kirk, die Komponenten des Fediverse weiterentwickeln und von denen wir alle viel gelernt haben. Am Morgen waren wir zu acht, am Nachmittag 12. Vorsichtig formuliert, gab es einen sehr großen Männerüberhang.

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Anfang der vergangenen Woche war ich auf der re:publica. Ich habe vor allem Sessions zur Information und Desinformation über die Klimakrise und die mit ihr verbundenen Krisen besucht. Ich bin auf viel Neues gestoßen, aber ich kann noch kein persönliches Fazit daraus ziehen. Mir ist nicht klar, ob und wie sich die vielen Vorträge und Diskussionen, die ich mitbekommen habe (die meisten von ihnen kann man auf YouTube ansehen) als Teile des Events verstehen lassen, zu dem sie gehören: Die re:publica ist ja nicht nur eine Sammlung interessanter Einzelinhalte, sondern ein Treffen der Szene, die an digitaler Kommunikation und an demokratischer Politik interessant ist. Als Besucher habe ich eine kommentierte Wasserstandsmeldung dazu erwartet, wo sich die digitale Öffentlichkeit gerade befindet. Aber die Meldung schält sich für mich noch nicht aus den vielen Kommentaren heraus, die ich bisher gehört und gesehen habe.

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