Typepad bietet seit einiger Zeit auch an, mit Markdown zu bloggen. Ich experimentiere im Augenblick damit und bin von dieser Schreibtechnik sehr angetan. Mit Markdown formatiert man einen Text ähnlich wie ein Email; er wird dann in korrektes XHTML konvertiert. Die Markdown-Formatierungsregeln sind sehr einfach und übersichtlich dokumentiert; deutsch hier, sehr lesbar auch hier. Text, der zwischen Leerzeilen eingeschlossen ist, wird z.B. in das HTML-Element p konvertiert. Überschriften kann man je nach Hierarchieebene mit einem (für h1) bis sechs # (für h6) beginnen lassen. Für Hyperlinks setzt man den zu verlinkenden Text in eckige Klammern und dahinter wieder in eckige Klammern ein Zahl oder ein Kürzel (z.B.: [Markdown][1]). Am Ende des Text notiert man dann das Linkziel und den Titel im Email-Stil:

[1]:http://daringfireball.net/projects/markdown/  "Daring Fireball:Markdown"

(Es gibt auch andere Möglichkeiten, mit Markdown Links zu schreiben.)

Markdown vereinfacht es, Hypertext zu schreiben. Genauso wichtig ist für mich, dass es das Lesen des Quelltexts erleichtert und damit die Zahl der Korrekturen reduziert.

Markdown ist minimalistisch: Es gibt nur für die gängigsten HTML-Elemente einen Markdown-Ersatz. Für die übrigen fügt man einfach HTML in den Markdown-Quelltext ein.

Im Augenblick quäle ich meine Studenten damit, dass sie HTML-Quelltext schreiben müssen. Ich möchte darauf auch in Zukunft nicht verzichten, damit sie lernen, wie HTML funktioniert und auf was man achten muss, damit ein Text z.B. auf unterschiedlichen Displays lesbar ist. Als Hilfsmittel zum Verfassen von Texten werden ich ihnen in Zukunft aber wohl Markdown vorschlagen. Allerdings kenne ich die Alternativen wie Textile, StructuredText und ReStructuredText nicht gut.

Chris Langreiter weist — zustimmend — auf Konrad Paul Liessmanns Impulsreferat beim ISPA-Philosophicum hin. Ich weiß nicht… Ich würde den meisten Sätzen Liessmanns nicht widersprechen. Aber sie erinnern mich an ein Diktum meines Studienfreundes Martin Engelmeier: „Es gibt auch Sätze, die sind zu wahr!“. Auf der Allgemeinheitsstufe dieses Referats fallen die Unterschiede zwischen den Medien einfach nicht mehr auf. Was sagt es denn aus, dass Schrift, Buchdruck und Internet dazu dienen, Gesprochenes zu fixieren? (Sicher sind Liessmanns Thesen differenzierter, aber darauf laufen sie hinaus.) Hinter diesen scheinbaren Selbstverständlichkeiten verbergen sich erst die Probleme.

Vielleicht bin ich pedantisch, aber mich stören auch hier die Ungenauigkeiten im Detail. Liessmann spricht pauschal davon, dass das Schreiben in der Kulturgeschichte eine Sache der Sklaven gewesen sei. (Lauert da die Abwertung der Schrift und der Technik, die die ganze abendländische Philosophie durchzieht?) Das stimmt möglicherweise für das europäische Mittelalter, aber zum Beispiel für die Antike so sicher nicht.

Liessmann neigt dazu, Unterschiede einzuebnen. Das verschafft, möglicherweise gegen Liessmanns Intentionen, dem traditionell Gebildeten das beruhigende Gefühl, durch das Internet habe sich nichts Grundlegendes geändert — zumal es ja, wie er sehr schön sagt, sich selbst exemplifiziert. Ich glaube dagegen, dass es heute zur Bildung gehört, die technische Seite der Medien zu verstehen, auch, aber nicht nur, um ihnen nicht einfach ausgeliefert zu sein. Was sich selbst exemplifiziert kann auch verdecken, was tatsächlich geschieht.

Als Printmacher kann ich mir erlauben hier zu sagen, dass zehn Prozent der publizierten Inhalte in Zeitungen Schrott sind und bei den Blogs ist es genau umgekehrt: 90 Prozent sind Schrott. „

Wie die regelmäßigen Technorati-Meldungen über -zig Millionen aktiver oder neuer Blogs suggeriert Michael Fleischhackers Statement: Eine Flut von Blogs überschwemmt den nach Orientierung suchenden Leser; er kann von Glück sagen, dass seriöse Journalisten in den Printmedien für ihn die Spreu der Nachrichten vom Weizen trennen.

Ist es so? Seit einigen Tagen suche ich nach Blogs, die hier in Graz geschrieben werden oder sich auf Graz beziehen. Vielleicht finde ich die richtigen Suchmaschinen nicht, bisher ist mein Ergebnis: die Zahl der Blogger liegt viel niedriger als die Zahl der Journalisten — und es sieht auch nicht so aus, als produzierten sie mehr Schrott als Grazer Qualitätsblätter wie Der Neue Grazer, graz im Bild, ok, heute oder die Steirerkrone.

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Christian Burger hat in seinem Blog zwei Grafiken zu Christoph Neubergers Kommunikationsmodell veröffentlicht und kommentiert. Bisher suche ich vergeblich nach einer Online-Publikation durch Christoph Neuberger selbst. Die Grafiken übernehme ich, weil man mit ihnen gut erklären kann , wie das Netz die Bedingungen für Journalismus und PR verändert:

Journalismus alt
Journalismus neu

Übrigens erinnern die Grafiken an das unterschiedliche Kirchenverständnis bei Katholiken und Protestanten. Der Journalismus als Gatekeeper spielt eine ähnliche Rolle wie die „una sancta“: Er hat die direkte, privilegierte Verbindung zur Wahrheit, nur durch seine Vermittlung erhält die Öffentlichkeit zuverlässige Informationen. Das Netz ermöglicht dagegen so etwas wie die Priesterschaft aller Gläubigen.

Als ich die Grafiken gesehen habe, war meine erste Frage: Wozu braucht man dann den Journalismus? Aber die Geschichte der evangelischen Kirchen zeigt, dass sich auch in der prekären Position zwischen den Quellen und den vernetzten Rezipienten (die ja letztlich selbst zu Quellen werden) Institutionen entwickeln und stabilisieren können.

Im Wintersemester haben ich zusammen mit mehreren Fachleuten einen Masterstudiengang „Web Publishing und Digitale Kommunikation“ für die FH Joanneum konzipiert. Der Akkreditierungsantrag liegt gerade auf Eis, weil über die Gesamtstrategie der FH nachgedacht wird. Natürlich sammele ich Argumente für den neuen Studiengang, den ich jetzt übrigens lieber „Soziale Medien“ nennen würde. Einen weiteren Beleg dafür, dass der Bedarf nach Fachleuten für Internet-Medien in der Kommunikationsbranche wachsen wird, habe ich bei Thomas Pleil gefunden. Er schreibt über aktuelle Trends in der PR:

13,5 Prozent sehen Web 2.0 als größte Herausforderungen, weitere 10 Prozent das Internet bzw. Online- und Neue Medien. Dies deckt sich mit meiner (subjektiven) Beobachtung, dass insbesondere Agenturen im Moment intensiv daran arbeiten, ihre Online-Kompetenz auszubauen.

Thomas Pleil weist auf zwei Studien hin: das Umsatz-Ranking(PDF) des PR-Journals und den neuen PR-Trendmonitor

Ein Zitat aus dem PR-Trendmonitor:

Die Bedeutung von Web 2.0 für die PR liegt auf der Hand: Derzeit haben Weblogs mit 53,1 Prozent die höchste Bedeutung für Pressestellen, an TOP-2 folgen Wikis mit 43,9 Prozent und an dritter Stelle RSS mit 43,3 Prozent. Die Pressestellen aus Unternehmen, Verwaltungen oder Verbänden sind sich einig: Alle Web 2.0-Anwendungen werden in Zukunft an Bedeutung für die PR gewinnen – insbesondere Podcasts und Weblogs. Bei den PR-Agenturen sieht es nicht anders aus…

Die Untersuchungen — nur der Trendmonitor bezieht sich explizit auf Web-Themen — wurden in Deutschland durchgeführt; der Trend in Österreich dürfte nicht wesentlich anders aussehen. Mit Martin Bredl wurde hier jetzt ein aktiver Blogger zum Präsidenten des PRVA gewählt.

Online-Kommunikation ist ein wissensintensives Gebiet — nicht nur, weil sie sie Wissen voraussetzt, sondern auch weil es in ihr selbst um den Austausch von Wissen geht. Sie ist ein gutes Beispiel für den „transdisziplinären“ Mode 2 der Erzeugung von Wissen. Ich finde, das ist eine große Chance für die Weiterentwicklung einer Fachhochschule.