Gestern abend gab es hier in Graz das erste Starkregenereignis in diesem Sommer. Dreimal hintereinander habe ich beobachtet, wie Hagel und dann Wasser auf unsere Terrasse stürzten, dazwischen bauten sich die Wolken über den Hügeln im Grazer Westen auf. Heute habe ich in der Kleinen Zeitung gelesen, dass es einen so starken Regen in Graz noch nie gegeben hat. Die Klimakrise erwähnt die Kleine Zeitung mit keinem Wort, obwohl seit Wochen jeder Tag neue Katastrophenmeldungen bringt—so gestern Berichte über die Waldbrände in der Türkei und über Rekordtemperaturen in Italien. Anas Mutter in Dubrovnik kann sich an eine solche Hitze wie in den letzten Tagen nicht erinnern.

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„Nicht der Klimaschutz zerstört unsere Lebensweisen, nicht der Klimaschutz raubt alles Vertraute, sondern wenn wir etwas erhalten wollen von dem, wer wir sind, und wie wir leben, müssen wir dringend handeln.“

Sehr treffend zur aktuellen Situation, sehr nah an Extinction Rebellion

Genau das, „state capture by the fossil fuel industry“, beschreibt das Handeln und Nichthandeln der Regierung Angela Merkels, die die wissenschaftlichen Fakten nie geleugnet hat.

In der vergangenen Woche ist ein wichtiges Paper (Brand et al., 2021) erschienen, dass viele Autor:innen gemeinsam verantworten, die aus den Diskussionen über Degrowth und ökologische Ökonomie bekannt sind. Sie nehmen Stellung zu dem Framework der Planetary Boundaries, das Johan Rockström und andere Wissenschaftler:innen entwickelt haben. Der Aufsatz ist eine Positionsbestimmung. Das Konzept der planetaren Grenzen wird aus der Perspektive einer kritischen Sozialwissenschaft aufgenommen und kritisch weitergedacht. Es geht weniger um zusätzliche Fakten und Forschungen als um eine Reflexion der Begriffe und leitenden Ideen. Diese Reflexion stützt sich auf ein Review einer fast unüberschaubar großen Zahl sozialwissenschaftlicher und ökonomischer Arbeiten.

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Ich informiere mich über Rudi Supek, von dem gestern Abend Tomislav Medak bei der Grazotopia-Utopieschule erzählt hat. Supek hat 1973 das Buch Ova jedina zemlja: idemo li u katastrofu ili u Treću revoluciju? (1989) (Titel auf deutsch: Unsere einzige Erde. Gehen wir in dien Katastrofe oder in eine Dritte Revolution?) geschrieben, das bis 1989 dreimal aufgelegt wurde. Supek, ein Mitgründer der Praxis-Gruppe, war offenbar einer der ersten sozialistischen Theoretiker, die ökologische Fragen und die Ergebnisse des Club of Rome ernst genommen haben.

Als ich gestern durch Zufall wieder auf Wolfgang Harich gestoßen bin, habe ich mich gefragt, ob es in Jugoslawien ähnliche Ansätze gab. (Wobei Harich vermutlich wenig mit den Praxis-Leuten gemein hatte.) Eigenartige Koinzidenz …

Wenn ich eine ausführliche Rezension (Petak, 1974) richtig verstehe, dann hat Supek die Fixierung vieler Linker auf Industrialisierung und technische Lösungen kritisiert und internationale ökologische Gerechtigkeit gefordert.

Ein Zitat habe ich mithilfe von Google Translate übersetzt:

Es ist an der Zeit, diesen blinden Glauben an ‚technische Lösungen‘ zu zerstören, den Menschen zu sagen, dass ‚technische Lösungen‘ … nicht nur … nicht existieren, sondern dass sie nicht existieren können! … um das wahrhaft menschliche Leben und das natürliche Leben des Menschen zu erhalten … es gibt soziale Lösungen … die radikale Veränderungen in der menschlichen Einstellung zur Produktion, der Lebensweise bedeuten … (S. 8-9) .

Nachweise

Petak, A. (1974). Rudi Supek, Ova jedina zemlja. Revija Za Sociologiju, 4(4), 75–78. https://core.ac.uk/download/pdf/33294953.pdf
Supek, R. (1989). Ova jedina zemlja: idemo li u katastrofu ili u Treću revoluciju? (3. dop. izd). Globus.