Meist beschäftige ich mich mit eher kurzen Formen für das digitale Publizieren, mit Blogposts oder Tweets. Kaum beachtet habe ich in den letzten Jahren leider das längstmögliche Format, nämlich das E-Book. Morgen werden Jutta Pauschenwein und ich auf der iUNIg-Tagung zum E-Book einen Workshop zum Thema Neue E-Book Formate – eine Chance wissenschaftliche Arbeiten zu publizieren? moderieren—für mich eine Gelegenheit, mich endlich wenigstens etwas in dieses Thema einzuarbeiten.

In dem Workshop möchte ich einleitend etwas zum aktuellen technischen Stand bei E-Books sagen. Jutta wird sich dann auf die Konsequenzen für das Publizieren von wissenschaftlichen Texten und Lehrbüchern konzentrieren.

Ausgehen will ich von diesem Beispiel:

Eigenes Fenster

KADATH ist zwar kein wissenschaftliches Buch, aber es zeigt die Möglichkeiten des neuen E-Book-Standards EPUB 3.

Hier die aktuelle Version meiner Notizen:

Thesen

Ich möchte vor allem drei Aussagen begründen:

  1. E-Books leiden weiterhin an einer Zersplitterung in unterschiedliche Formate. Die Zersplitterung ist kommerziell bedingt. Für wissenschaftliche Publikationen (die heute nach Open Access-Regeln publiziert werden sollten) und für Open Educational Resources ist das offene, standardisierte EPUB das E-Book-Format der Wahl.
  2. Gerade vollzieht sich der Übergang von EPUB 2 zu EPUB 3. Durch EPUB 3 und durch die Qualität aktueller Displays sind zum ersten Mal E-Books möglich, bei denen das Leseerlebnis nicht hinter gedruckten Büchern zurückbleibt. Vor allem aber lassen sich E-Books produzieren, die nicht nur digitale Versionen gedruckter Bücher sind, sondern interaktive Texte mit multimedialen, Spiel- und kontextsensitiven Elementen.
  3. Gleichzeitig verändert sich das Lesen im Web. Das Lesen als einsamer Vorgang wird zunehmend durch Social Reading ergänzt und auch ersetzt; das Buch wird zu einem Medium, das von seinen Lesern weiterentwickelt und ergänzt wird.

Tools

Ich möchte morgen vor allem einige (größtenteils) offene Tools für das Editieren, Konvertieren und Lesen von E-Books zeigen:

  • sigil als Werkzeug zum Erstellen und Editieren von E-Books. sigil kann zwar bisher nur EPUB 2; die Besonderheiten und Möglichkeiten dieses Formats lassen sich ausgehend von sigil dafür sehr gut zeigen. Wichtig sind mir: die Strukturierung von Büchern durch Headlines und das Erstellen des Inhaltsverzeichnisses, das Anlegen von Querverweisen und eines Indexes, die Formatierung mit CSS und die Verwendung von beliebigen Schriften.
  • Readlists als ein einfaches Werkzeug, um E-Books aus bereits im Web vorhandenen Texten zusammenzustellen (z.B. als Rohmaterial für sigil). Readlists sind zugleich auch eine Komponente des Social Reading; sie gehören zu den Tools für anspruchsvolles Lesen, die gerade im Web an vielen Stellen entstehen.
  • calibre als Software, um zwischen den verschiedenen E-Book-Formaten hin- und herzukonvertieren, also z.B. ein EPUB-Buch auch für den Kindle lesbar zu machen.
  • AZARDI als freier EPUB 3-Reader für unterschiedliche Plattformen.
  • Aldiko als Reader für Bücher im EPUB- und in anderen Formaten auf der Android-Plattform.

Hintergrund und Beispiele:

Eine gründliche Einführung in einige der Möglichkeiten von EPUB 3 (und HTML5, auf dem es basiert) habe ich bei O’Reilly gefunden. Die EPUB-Version von HTML5 for Publishers enthält praktischerweise auch Beispiele z.B. für Audios und Videos, für eine Zeichenapplikation auf der Basis des HTML-Elements canvas oder die Anpassung an den Ort, an dem sich der Leser befindet. Einige dieser Beispiele möchte ich morgen zeigen. O’Reilly hat bereits eine eine ganze Reihe von Büchern zu EPUB 3 im Programm. Auch bei den IBM developerWorks findet man viel Material zu EPUB 3; eine gute Einführung scheint mir Create rich-layout publications in EPUB 3 with HTML5, CSS3, and MathML zu sein.

Soweit meine bisherige Materialsammlung. Ich hoffe, dass ich sie bald ergänzen kann. Ich freue mich natürlich über Hinweise auf weitere Quellen und über Korrekturen!

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