Jürgen Habermas denkt darüber nach, seriöse Zeitungen öffentlich rechtlich oder durch Stiftungen zu finanzieren. Der Text hat beinahe etwas Rührendes — in seinem Glauben an den Qualitätsjournalismus und auch in seiner Ignoranz gegenüber den Online-Medien.
Ich finde, dass Habermas Recht hat, was die Funktion des Journalismus für die Demokratie angeht. Figuren wie George Bush oder Silvio Berlusconi könnten nicht in Ländern an die Macht gelangen, in denen die bürgerliche Presse noch halbwegs funktioniert. Unabhängiger Journalismus lässt sich aber auch anders sichern als durch die öffentliche Finanzierung von Zeitungsverlagen, zum Beispiel den entschlossenen Ausbau der Online-Angebote öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten. Möglich wäre auch, dass Leute, deren Arbeitsplätze öffentlich finanziert sind, zum Schreiben für Bürgermedien ermutigt werden. (In einer „wilden“ Form arbeite ich diesem Blog nach einem solchen Modell.)
Bis die interaktiven Medien die Qualität der seriösen Zeitungen erreicht haben (und die reicht bei weitem nicht aus), ist es vielleicht tatsächlich besser, wenn die Süddeutsche Zeitung einer öffentlichen Stiftung statt einem Cerberus gehört.
BTW: Was wird eigentlich aus dem Standard, wenn der Süddeutsche Verlag [tatsächlich verkauft](
http://derstandard.at/?id=2846164 „Besitzer dürfen ‚Süddeutsche‘ zum Verkauf anbieten – derStandard.at“) wird?