George Siemens:

At its simplest, information is a node which can be connected. When connected, it becomes knowledge (i.e. it possesses some type of context and is situated in relation to other elements). The combined nature of many such connections results in understanding…i.e. understanding is an emergent property of the network.

Mir ist diese Definition von Wissen so sympathisch wie Thomas N. Burg, bei dem ich sie gefunden habe. Siemens formuliert so etwas wie die spontane Philosophie des Web 2.0.

Allerdings denke ich, dass man Information auch als Ereignis, als Veränderung eines Zustandes verstehen muss. (Auf die Ebene der Neuronen bezogen äußert Stephen Downes einen ähnlichen Einwand in den Kommentaren zu Siemens‘ Definition.) Man kann jemand eine bestimmte Information nur einmal geben. Und zu den connections muss man auch die Auswahl zählen, die zu den Grundfunktionen von Netzwerken gehört. Van Dijk
schreibt:

Networks increase options for selections by system units.

Wobei die Auswahl unter möglichen Verbindungen erfolgt. Aber ohne Auswahl endet man im Beziehungswahn und im bloßen Allgemeinwissen.

Ich bin immer noch dabei, das letzte BarCamp Vienna nachzubereiten. Faszinierend fand ich Stefan Schusters Demo der kollaborativen Mindmap-Tools Mind 42. Zum ersten Mal habe ich selbst begonnen, eine Mindmap (Intro Online-Journalismus) anzulegen:

Arbeiten lässt sich mit mind42 sehr gut; vor allem kann man Links, Hinweise auf die Wikipedia u.ä leicht einbauen. Ich werde es testen, vor allem um meinen Unterricht vorzubereiten. Ich kann mind42 nicht mit anderen Produkten (wie MindMeister) vergleichen; ich kenne mich da nicht aus. Die Möglichkit, Links zu integrieren, ist für mich ein Killerkriterium; MindMeister kann das offenbar nicht.

Unabhängig vom Mindmappen: mind42 zeigt, was man inzwischen mit JavaScript machen kann. Da erinnert es mich an Christophs MSPaint-Clone. Interessant bei mind42 ist, wie andere im Web vorhandene Services integriert werden (z.B. ein Google Talk-Client).

Stefan Schuster hat ein Blog über JavaScript-Themen begonnen. Leider habe ich zu seiner und Martin Marinscheks Webinale-Session Going Crazy mit JavaScript: Grafik im Browser online nicht viel gefunden.

Es sollte nicht in den Kommentaren untergehen: Karin Schmollgruber macht auf Basic Thinking Vorschläge, um mehr Frauen zu Barcamps zu bekommen.
Michaela und Ton haben wahrscheinlich Recht: Die vorhandenen Netzwerke in der Blogosphäre bevorzugen unbewusst Männer. Unter anderem wegen solcher blinden Flecke — weil wir unsere Kommunikation selbst nicht verstehen — ist es wichtig, dass mehr Frauen an Web 2.0-Veranstaltungen teilnehmen.Wir brauchen mehr BeobachterInnen der BeobachterInnen.

2007_24
Der Steiermark-Falter der vergangenen Woche berichtet über die kleine Grazer Bloggerszene. Es schmeichelt mir, dass ich erwähnt werde — zumal ich keine österreichische Zeitung kenne, die so gut geschrieben ist wie der Falter.

Zwei kleine Korrekturen habe ich: So viel ich vom Bloggen halte, glaube ich doch nicht, dass die Blogger in den USA die dortigen Zeitungen in wirtschaftliche Schwierigkeiten gebracht haben. Gemeint und dem Redakteur hoffentlich auch gesagt hatte ich, dass in den USA die gedruckten Zeitungen und das Fernsehen als Nachrichtenmedien massenhaft Nutzer an das Internet verloren haben, und dass dieser Prozess über kurz oder lang ihren Tod bedeuten dürfte (was nicht heisst, dass sie nicht mit anderen Inhalten weiter existieren können.) Ich habe auch nicht gesagt, dass ich ohne meinen Job an der FH Joanneum nicht bloggen würde. Ich hätte aber ohne die FH kaum die Zeit, mich intensiv genug mit den Dingen zu beschäftigen, über die ich schreibe. Nur ein Grund dafür, dass ich dort sehr gerne arbeite!

À propos FH Joanneum: Fast alle Blogger, die in dem Artikel erwähnt werden, studieren, studierten oder lehren dort, und zwar in den Studiengängen, die jetzt unter „Medien und Design“ zusammengefasst werden. In dem Positionspapier der Landesregierung zur weiteren Entwicklung der FH kommen Medien und Design als Themenschwerpunkt nicht mehr vor — als spielten Medien für die steirische Wirtschaft keine wichtige Rolle. Ich überschätze die Bedeutung der Grazer „FH-Blogger“ nicht: aber sie zeigt doch, wie Fachhochschulen der Region, in der sie sich befinden, Impulse geben können — vielleicht weil sie eine Randposition in der Hochschullandschaft haben und nach außen besonders offen arbeiten können. Die Landesregierung trägt sicher nicht zur Zukunftsfähigkeit der Steiermark bei, wenn sie die Medienstudiengänge an „ihrer“ Fachhochschule zur Zweit- oder Drittrangigkeit verurteilt.

(Anmerkung: Nichts gegen die anderen Grazer Blogs, und schon gar nichts gegen das e-Learning Blog Martin Ebners und seiner Kollegen an der TU! Interessant wäre die Grazer Blogger-Szene auch ohne FH!)

Dieter hat seine Session auf dem Barcamp Vienna — auch für mich der interessanteste Teil — so gut zusammengefasst, dass ich gar nichts mehr referieren muss. Erst durch sein Posting wird mir der Hintergrund seiner Frage nach den veränderten Businessmodellen von Medienunternehmen, Telcos und Brands deutlich:

In meiner Wahrnehmung basiert das was wir so kläglich Web2.0 nennen auf 3 Innovationsfundamenten:

  • Informationsmanagement
  • Identitätsmanagement
  • Beziehungsmanagement

Der Kern liegt aber im Punkt Identitätsmanagement (denn darauf basiert das Beziehungsmanagement). Im Rahmen der "Attention Economy" ist Aufmerksamkeit das knappe Gut und diese Tatsache betrifft folgende 3 Player…

Dieter hat sich in seiner Einleitung vor allem damit beschäftigt, wie Medienunternehmen, Telcos und Brands versuchen, durch social media und social software Aufmerksamkeit zu gewinnen und tragfähige Geschäftsmodelle zu entwickeln. Eine, wenn nicht: die Schlüsselrolle habe dabei das Identitätsmanagement:

Aber wer die „Identität“ hat (=die Infrastruktur für ein effizientes Identitätsmanagement zur Verfügung stellt), der sitzt an der Quelle der Monetarisierungsmöglichkeiten und darum geht es am Ende des Tages in einem kapitalistischen System.

Ich glaube auch, dass das Identitätsmanagement zu einer zentralen Frage der nächsten Generation von Webanwendungen werden wird, weil die verschiedenen Dienste ohne so etwas wie eine Repräsentation der Identität nicht miteinander zusammenarbeiten können und damit in einer Netzwerkökonomie zwangsläufig Potenziale nicht realisieren. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass sich hier einzelne Anbieter durchsetzen. Niemand wird sich hier an eine Telco oder ein anderes Unternehmen verkaufen wollen (ich glaube auch nicht, dass Dieter das meint). Ich sehe die Zukunft eher bei Lösungen wie OpenID. Einen offenen Standard für das Identitätsmanagement im Web zu haben bedeutet nicht, dass er nicht kommerziell implementiert werden kann. Offenbar arbeitet Microsoft mit CardSpace an einer solchen Lösung. (Beim Googeln bin ich auch auf das Project Higgins gestoßen, das IBM und Novell unterstützen)

Meine Notizen von der Session unten. Sehr interessant fand ich in der Diskussion Thomas N. Burgs Hinweis auf Reed’s Law und Richie Pettauers Verweis auf die poststrukturalistische Kritik an den gängigen Identitätsmodellen.

Identität ist ein Megathema; es verdient ein Unkonferenz in unseren Breiten.

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