Wir überlegen am Studiengang gerade, ob wir ein neues EDV-Labor mit Desktop-Rechnern einrichten, oder ob wir den Studenten Notebooks sponsorn sollen. Gestern habe ich mich durch Technik-News und Blog-Einträge der vergangenen Woche gewühlt — die wohl wichtigste ist für mich ein weiteres Argument dafür, vom mobilen Arbeiten als dem Normalfall auszugehen und also auch dafür auszubilden: Google hat eine frühe Beta von Google Gears publiziert.

Gears ist ein Browser-Plugin, mit dem man Webanwendungen weiterbenutzen kann, wenn man offline ist. Eine erste Musteranwendung ist der Google Reader. Wenn man Gears installiert, kann man durch Klicken auf einen Button auf die Offline-Version umschalten; dann werden die 2000 neuesten Einträge lokal gespeichert. Ist man wieder online, synchronisiert Gears die loalen Daten und die Daten im Netz. Als Beispiel für Programmierer hat Google auch einen einfachen Notepad entwickelt.

Interessant finde ich nicht so sehr die Möglichkeit, ohne Netzverbindung offline weiterarbeiten zu können. Ich würde die Perspektive drehen: Jede Offline-Tätigkeit kann via Gears und Verwandte einfach online fortgesetzt werden. Jeder Text und jedes Foto bekommt einen URI und ist damit potentiell im Web erreichbar. Auch Arbeitsmaterial usw. Gears ist ein weiterer Schritt zur Universalisierung des Publizierens.

Etwas Material für spätere Verwendung:

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(thx walterra!)

Leider habe ich es nicht zur Reboot 9 geschafft, und wenn ich daran denke, wer alles dort ist, bedaure ich das sehr. Bei Oliver Wagner habe ich wenigstens eine gute Zusammenfassung von Sessions des ersten Tages gelesen. Interessant vor allem der Begriff social object:

Ein aus meiner Sicht überraschendes Highlight gab es dann zum Ende des ersten Tages: Jyri Engeström sprach über Microblogging bzw. über Social Objects, also die Elemente, die in Social Networks für die Verbindungen zwischen Menschen sorgen bzw. diese motivieren, Verbindungen einzugehen. Musik bei MySpace, Fotos bei Flickr oder Bookmarks bei del.icio.us etc. Er empfiehlt also bei der Konzeption eines Social Networks zunächst auf die Wahl des richtigen Social Objects zu achten und dies auch Verbal im Produkt permanent zu unterstützen, sprich immer wieder auf den Kern der Applikation hinzuweisen. Der dritte wichtige Punkt ist eine gute Permalink Struktur. Die Social Object müssen leicht verteilt (Stichwort externe Einbindung) und wieder gefunden werden können. Einladungen in den Service sollten kleine Geschenke sein, so der vierte Punkt. Aufmerksamkeiten, die neuen Usern den Einstieg in das Produkt leichter machen.

Jyri Engeström beschäftigt sich mit den sozialen Aspekten mobiler Medien; auf der technisch-medialen und auf der soziologischen Ebene perspicace! Zum Begriff der sozialen Objekte findet sich in seinem Weblog ein sehr gutes einführendes Posting (interessant das Echo, u.a. von Howard Rheingold). Engeström wendet sich dagegen, soziale Netze nur als Beziehungen zwischen Personen zu konzipieren; für ihn sind die Beziehungen immer an Objekte gebunden, die zwischen den Personen ausgetauscht werden. Er verweist auf die Soziologin [Karin Knorr Cetina][9]; ich könnte mir vorstellen, dass dabei auch Konzepte der französischen Soziologie von Mauss bis Levi-Strauss aufgenommen werden (sorry Markus, auch ich bin mit der deutschen Wissenschaftsart großalt geworden…). Vielleicht ein Schlüsselbegriff, um die Verbindung von sozialen und medialen Netzen zu verstehen.
[9]: http://www.embl.org/aboutus/sciencesociety/conferences/2004/session4/karin_knorr_cetina.html „EMBL/EMBO Joint Conferences – 2004 – Invited Participants-
„Karin Knorr Cetina“

Noch ein Zitat, von Ton Zijlstra und Elmine Wijnia:

What does it take to be the owner of your own learning path, so that you can reach your goals?
And if we can say something useful about that learning path, does that give us the means to pro-actively shape the social software tools that give us the affordances we need?

Schon diese [Ankündigung einer Session]((http://www.reboot.dk/artefact-1692-en.html „Reboot 9.0: Owning your learning path) auf der Reboot 9.0 sagt mehr als viele der üblichen Texte über „Lernen mit Web 2.0-Tools“. Woran liegt das? Zum Teil sicher daran, dass Zijlstra/Wijnia Fragen radikalisieren, man könnte auch sagen: Sie fragen philosophisch. Außerdem verstehen sie ihre Themen nicht nur technisch, als Mittel zu (vorher schon vorhandenen) Zwecken, sondern als kulturelle, kommunikative Innovationen. Ich kann es jetzt leider nur so vage und gewunden formulieren: Die Offenheit eines solchen Textes entsteht aus dem Verständnis dafür, dass es bei kulturellen Veränderungen nicht vor allem um neue Transportmittel, sondern um bisher unbekannte Reiseziele geht.

In the temporal sense space is about creating the time to focus in the midst of the constant and immense stream of (presence) information that is so easy to get absorbed by. (This relates to speed as well: space is created by slowing down at the right moments)

Ton Zijlstra setzt seine Serie über digitale Bohemiens fort. Lesenswert, wie alles von Zijlstra. (Il faut être résolument moderne im digitalen Zeitalter.)

Eigentlich ist es erstaunlich, dass sich beim Bloggen in kurzer Zeit so etwas wie Best Practice-Regeln herausgebildet haben. Die Blogging Success Study der Northeastern University und der Firma Backbone Media (Dank für den Hinweis an Hannes Treichel!) formuliert diese Regeln für Corporate Blogger detailliert, gut belegt und sehr verständlich, ihre Ergebnisse lassen sich leicht auf andere Blogs übertragen.

Ich weiß, dass ich mich an einige dieser Regeln nicht oder nur teilweise halte. Als ich begonnen habe zu bloggen (allerdings nicht wirklich engagiert, weil ich damals nicht viel Zeit hatte und die Möglichkeiten dieser Schreibform wohl auch nicht erkannte), interessierte mich ein Weblog vor allem als eine Art öffentliches persönliches Archiv. Ich verstand es als Möglickeit, im Web präsent zu sein oder eine Identität zu haben, aber nicht so sehr als eine Gelegenheit, mich mit anderen zu unterhalten. Gerade weil ich selbst bloggte, hatte ich vielleicht auch zu wenig Vertrauen in diese Gattung, sie kam mir zu selbstverständlich vor, um das nach ein paar Jahren einsetzende „Metablogging“ zu rechtfertigen.

Für mich gehört es nach wie vor zum Bloggen, Fundstücke zu notieren und etwas mehr oder weniger mit Vorbehalt aufzuzeichnen — ohne schon zu wissen, was daraus wird. Nicht zufällig werden jetzt Tumblelogs in einer Art „back to the roots“-Bewegung populär. Tumblelogger sind das Gegenstück zu den verschiedenen Bindestrich- oder Camelcase-Bloggern, also den Edu-, Knowledge-, Polit- und Medienbloggern. Wahrscheinlich hat das Bloggen einen essayistischen Kern — „Essay“ leitet sich von „versuchen“, „kosten“, „probieren“ her.

Nach dieser Abschweifung zurück zu der Studie und den seriösen Coporate Bloggern. In den kommenden Tagen möchte ich einige Ergebnise der Studie in zwei oder drei weiteren Postings interpretieren. Die Fragen, die für mich dabei wichtig sind, hängen mit meiner Arbeit an einer FH zusammen:

  • Wie lässt sich die Verwendung sozialer Medien evaluieren? (Darin sehe ich ein Thema für die angewandte Forschung auf diesem Gebiet.)
  • Welche Kompetenzen braucht ein Autor / eine Autorin von sozialen Medien? (Ein für die Weiterentwicklung unseres Curriculums wichtiges Thema.)

Die Studie selbst zusammenzufassen ist nicht nötig; sie beginnt mit einer sehr guten, knappen Executive Summary. Bemerkenswert ist auch die Website zur Studie, auf der inzwischen eine Reihe der Interviewten die Ergebnisse kommentiert haben.