Durch ihren Hinweis auf EnlargeYourPen gestern auf VERFLIXT UND ZUGENEWST ! von Jacqueline Godany gestoßen, das ich gleich abonniert habe (auch wegen einfällen wie diesem), ebenso wie ihr fotoblog stattgeschichten / change of heart („grandios“ wäre als adjektiv zu laut, aber nicht übertrieben). Jacqueline Godany hat in ihrem Portfolio Bilder wie dieses von Quantinger/Zeilinger. So schreiben zu können, wie sie fotografiert…

Erste Notizen zu Magic Ink: Ausgezeichneter Text (abgesehen von dem Eigenmarketing-Layer). Kontextsensitive Darstellung vs. „Interaktivität“ scheint mir eine brauchbare Alternative.

Konzept des sofort überschaubaren „data space“: Kriterium für das Design von Websites. Warum sind vanilla-Sites überschaubarer als die meisten Wikis? Ich sehe bei ihnen besser, in welchem Datenraum ich mich befinde. (Ich bewege mich in einem space.) Die One-Column-Layouts sind auch deshalb überzeugend, weil ich bei ihnen nicht zwischen überflüssigen Informationen auswählen muss, sondern nur die Informationen zur Verfügung habe, die ich gerade brauche. Jakob Nielsen empfiehlt deshalb auch zu Recht, Navigations- und Inhaltsseiten zu trennen.

Die Manipulation eines virtuellen Objekts als falsche Metapher für den Umgang mit Informationen.

Viele Websites sind noch designt wie die Consumer-CD ROMs der 90er Jahre: Ich muss erst lernen, mit einem Objekt umzugehen. Ich will aber, dass mir Informationen präsentiert werden. Die Alternative zum kontextsensitiven Informationsraum ist das Spiel mit Objekten (das wiederum „navigationslos“ ist). Es funktioniert aber offenbar nicht, Informationsraum und Game miteinander zu verbinden.

Ein anderes Beispiel für einen data space: David Smalls Umgang mit großen Textmengen, z.B. Shakespeares Werken oder dem Talmud.

Typepad bietet seit einiger Zeit auch an, mit Markdown zu bloggen. Ich experimentiere im Augenblick damit und bin von dieser Schreibtechnik sehr angetan. Mit Markdown formatiert man einen Text ähnlich wie ein Email; er wird dann in korrektes XHTML konvertiert. Die Markdown-Formatierungsregeln sind sehr einfach und übersichtlich dokumentiert; deutsch hier, sehr lesbar auch hier. Text, der zwischen Leerzeilen eingeschlossen ist, wird z.B. in das HTML-Element p konvertiert. Überschriften kann man je nach Hierarchieebene mit einem (für h1) bis sechs # (für h6) beginnen lassen. Für Hyperlinks setzt man den zu verlinkenden Text in eckige Klammern und dahinter wieder in eckige Klammern ein Zahl oder ein Kürzel (z.B.: [Markdown][1]). Am Ende des Text notiert man dann das Linkziel und den Titel im Email-Stil:

[1]:http://daringfireball.net/projects/markdown/  "Daring Fireball:Markdown"

(Es gibt auch andere Möglichkeiten, mit Markdown Links zu schreiben.)

Markdown vereinfacht es, Hypertext zu schreiben. Genauso wichtig ist für mich, dass es das Lesen des Quelltexts erleichtert und damit die Zahl der Korrekturen reduziert.

Markdown ist minimalistisch: Es gibt nur für die gängigsten HTML-Elemente einen Markdown-Ersatz. Für die übrigen fügt man einfach HTML in den Markdown-Quelltext ein.

Im Augenblick quäle ich meine Studenten damit, dass sie HTML-Quelltext schreiben müssen. Ich möchte darauf auch in Zukunft nicht verzichten, damit sie lernen, wie HTML funktioniert und auf was man achten muss, damit ein Text z.B. auf unterschiedlichen Displays lesbar ist. Als Hilfsmittel zum Verfassen von Texten werden ich ihnen in Zukunft aber wohl Markdown vorschlagen. Allerdings kenne ich die Alternativen wie Textile, StructuredText und ReStructuredText nicht gut.

Chris Langreiter weist — zustimmend — auf Konrad Paul Liessmanns Impulsreferat beim ISPA-Philosophicum hin. Ich weiß nicht… Ich würde den meisten Sätzen Liessmanns nicht widersprechen. Aber sie erinnern mich an ein Diktum meines Studienfreundes Martin Engelmeier: „Es gibt auch Sätze, die sind zu wahr!“. Auf der Allgemeinheitsstufe dieses Referats fallen die Unterschiede zwischen den Medien einfach nicht mehr auf. Was sagt es denn aus, dass Schrift, Buchdruck und Internet dazu dienen, Gesprochenes zu fixieren? (Sicher sind Liessmanns Thesen differenzierter, aber darauf laufen sie hinaus.) Hinter diesen scheinbaren Selbstverständlichkeiten verbergen sich erst die Probleme.

Vielleicht bin ich pedantisch, aber mich stören auch hier die Ungenauigkeiten im Detail. Liessmann spricht pauschal davon, dass das Schreiben in der Kulturgeschichte eine Sache der Sklaven gewesen sei. (Lauert da die Abwertung der Schrift und der Technik, die die ganze abendländische Philosophie durchzieht?) Das stimmt möglicherweise für das europäische Mittelalter, aber zum Beispiel für die Antike so sicher nicht.

Liessmann neigt dazu, Unterschiede einzuebnen. Das verschafft, möglicherweise gegen Liessmanns Intentionen, dem traditionell Gebildeten das beruhigende Gefühl, durch das Internet habe sich nichts Grundlegendes geändert — zumal es ja, wie er sehr schön sagt, sich selbst exemplifiziert. Ich glaube dagegen, dass es heute zur Bildung gehört, die technische Seite der Medien zu verstehen, auch, aber nicht nur, um ihnen nicht einfach ausgeliefert zu sein. Was sich selbst exemplifiziert kann auch verdecken, was tatsächlich geschieht.