Überblicksartikel zu spatialisation und Forschungen zum Urban Metabolism (Bahers et al. 2022, Preprint: https://shs.hal.science/halshs-03580322/document). Die Autor:innen gehen von einer bibliometrischen Analyse von wissenschaftlichen Arbeiten aus. Sie stellen fest, dass Raum und Räumlichkeit eine schnell wachsende größere Bedeutung bekommen, wobei allerdings zugleich die Gesamtzahl der Arbeiten zu Urban Metabolism rasch zugenommen hat. Sie identifizieren fünf Themen oder Forschungsstränge. Ich versuche sie zu umschreiben:
- Räumlichkeit und politische Ungleichheit in der Kontrolle des Raums und dem Zugang zu Ressourcen,
- Räumlichkeit und ökonomische Beziehungen, z.B. in den Lieferketten zwischen Stadt und Land,
- Räumlichkeit und Ökologie im Sinne der Beziehungen zur Natur und ihren Ressourcen und Dienstleistungen,
- Räumlichkeit als Voraussetzung und Thema für Raumplanung und Urbanismus,
- Integrierte Modellierung der Stoff- und Energieflüsse in Räumen.
In dem Aufsatz werden Raum und Räumlichkeit als umfassende Thematik behandelt und herausgearbeitet. Die Autor:innen schlagen zum Schluss drei „hybride Konzepte“ vor, um über die Zersplitterung in unterschiedliche Herangehensweisen an die Thematik der Räumlichkeit hinauszukommen (diese Zersplitterung kann zu einer Entpolitisierung der Analyse urbaner Räume und ihrer Beziehungen zu anderen Räumen führen):
- metabolische Infrastrukturen (Plätze, an denen flows von einem Zustand oder einer Funktion in eine andere umgewandelt werden);
- metabolische Räume und Landschaften (dabei geht es, grob übersetzt, um die Transformation und Umdefinition vom natürlichen Ökosystemen zu den urbanen Netzen und der gebauten Umgebung);
- metabolische interterritoriale Beziehungen (Abhängigkeiten von Territorien untereinander einschließlich Ungleichheiten und Ausbeutungsbeziehungen).
Der Aufsatz ist sehr dicht—ich habe nur einige Punkte aufgegriffen. Er gibt einen Überblick über die relevante Literatur. Ich würde mich gern in sie einarbeiten. Räumlichkeit erscheint mir immer mehr als entscheidende Dimension, um soziale und politische Zusammenhänge zu analysieren—als Alternative zur Annahme unräumlicher, vor allem zeitlich zu erfassender „Systeme“ und in Verbindung damit oft oder vielleicht immer ideologisierter sozialer Akteure.
Einen der Autoren, Aristide Athanassiadis kenne ich schon lange als Gastgeber des hervorragenden Circular Metabolism Podcast.
Bahers, Jean-Baptiste, Aristide Athanassiadis, Daniela Perrotti, and Stephan Kampelmann. 2022.
“The Place of Space in Urban Metabolism Research: Towards a Spatial Turn? A Review and Future Agenda.” Landscape and Urban Planning 221 (May): 104376.
https://doi.org/10.1016/j.landurbplan.2022.104376.