Versuche mich etwas über Karl Polanyi zu orientieren. Habe immer wieder Hinweise auf ihn gefunden, ihn aber noch nie gelesen. Jetzt bin ich bei dem Kapitel Charbonniers über Polanyi angekommen. Sehr grob ausgedrückt: Polanyis Kritik am Kapitalismus ist für Charbonnier relevanter als die marxistische. Charbonnier verweist u.a. auf Passagen in The Great Transformation (Inhaltsangabe in der Wikipedia), in denen Polanyi beschreibt, wie die kapitalistische Marktökonomie in England gegen ältere Formen des Gemeineigentums und der Versorgung der Armen durchgesetzt wurde—vor allem das Enclosure Movement, mit dem sich auch Hickel in Die Tyrannei des Wachstums ausführlich beschäftigt.

Gefunden, zur ersten Orientierung auf deutsch: Dreiseitiger Überblick/Artikel zur Relevanz Polanyis von Maja Göpel und Moritz Remig: Mastermind of System Change. Karl Polanyi and the “Great Transformation“, Download: https://epub.wupperinst.org/frontdoor/deliver/index/docId/5276/file/5276_Goepel.pdf. FAZ-Artikel von 2014: Karl Polanyi: Der entfesselte Kapitalismus. ARTE-Doku zu Polanyi auf YouTube, aufgehängt vor allem an der griechischen Schuldenkrise: Karl Polanyi, Wirtschaft als Teil des menschlichen Kulturschaffens. Falter-Podcast zu Polanyi vom Mai 2019: Europa & Karl Polanyi – #174 – FALTER-Radio.

Ich glaube, dass wir Mineralölkonzerne wie die @omv gesellschaftlich ächten müssen, um uns noch rechtzeitig aus der fossilen Energiewirtschaft zu verabschieden. Sie müssen für das, was sie jetzt noch tun, zur Rechenschaft gezogen werden.

Ich merke leider immer öfter, dass Leute, die ich für intelligent halte, abenteuerliche Behauptungen von Klimaleugnern ernstnehmen. Die ganze Online-Marketing- und -Kommunikations-Branche mit ihrem Wachstumsfetischismus ist schon fast grotesk wissenschaftsfern.

Vor ein paar Tagen habe ich den Essay Wann hören wir auf, uns etwas vorzumachen? gelesen, in dem Jonathan Franzen feststellt, dass der Kampf gegen die globale Erhitzung schon verloren sei und man sich stattdessen da engagieren soll, wo man tatsächlich etwas erreichen kann: für Menschen und andere Lebewesen in der eigenen Umgebung.

Franzen schreibt mit einer Haltung, die man auch als gesunden Menschenverstand bezeichnet. In seinem Essay drückt er auf wenigen Seiten so ziemlich alles aus, was mir gegen den Strich geht—sicher auch, weil ich befürchte, dass er Recht hat oder ihm die Zukunft Recht geben wird. Dieser Haltung zu widersprechen und anders zu handeln, als es sich aus dieser Haltung ergibt, ist anstrengend. Franzen will seine Leser darin bestätigen, dass sich diese Anstrengung nicht lohnt.

Continue reading

Bei zwei Veranstaltungen in Graz hat Christian Zeller von Ökosozialismus gesprochen. Mir ist das, was ich mir unter diesem Audruck vorstelle, nicht unsympathisch. Eine sozialistische Gesellschaft, in der es keine durch Eigentumsunterschiede definierten Klassen gibt, und die innerhalb der planetary boundaries lebt, halte ich für erstrebenswert. Ich stelle sie mir, sehr vage und im Bewusstsein, nicht viel von Wirtschaft zu verstehen, vor wie etwas zwischen schwedischer Sozialdemokratie und jugoslawischem Selbstverwaltungssozialismus, aber mit ökologischem Vorzeichen.
Continue reading