Tiddly Seit ein paar Wochen probiere ich, meinen Unterricht mit TiddlyWikis vorzubereiten, und benutze sie auch zum Präsentieren. Ich bin in die Feinheiten dieses Tools (es ist schon lange kein Geheimtip mehr) noch nicht sehr weit eingedrungen. Es gibt inzwischen eine Reihe von unterschiedlichen Versionen, Plugins und Addons — TiddlyWiki wird von einer großen Fan- und Entwicklergemeinde unterstützt (wie ich sie dem leider immer noch zu den Software-Rara zählenden vanilla wünschen würde). TiddlyWiki ist ein interessantes und in seinem Minimalismus sehr sympathisches Werkzeug, um Texte zu schreiben, die hochgradig verlinkt sind und sich unterschiedlich präsentieren lassen. Jedes TiddlyWiki ist ein Container für Microcontent, der sich frei rekombinieren lässt.

Ein TiddlyWiki besteht aus einer einzigen HTML-Seite; alle Wiki-Funktionen werden mit JavaScript realisiert. Man braucht außer einem Browser keine weitere Software, um das Wiki zu erstellen und zu schreiben.

Anders als ein übliches Wiki besteht ein TiddlyWiki nicht aus einzelnen Seiten, sondern aus Bausteinen, den Tiddlers. Ein nicht weiter modifiziertes TiddlyWiki zeigt die Überschriften der Tiddlers in einer Liste rechts an; klickt man auf einen Titel, öffnet sich der Abschnitt auf der Seite oben. Klickt man zweimal auf den Titel, kann man der Tiddler editieren.

Ein großer Vorteil: Ein TiddlyWiki ist im Nu angelegt. Man speichert ein leeres Wiki ab und kann starten. Noch wichtiger finde ich, dass sich die Inhalte frei kombinieren lassen. Ich öffne fünf Tiddler zu einem Thema und stelle sie dann in einem anderen Zusammenhang neu zusammen. Jede Kombination von Tiddlern lässt sich über ihren URI abspeichern und als solche wieder aufrufen. Zu den vielen Plugins, die für TiddlyWiki entwickelt wurden, gehört eines, mit dem sich eine komplette Slideshow als Tiddler anlegen lässt.

Man kann eine TiddlyWiki wie jede andere Datei auf einem Server ablegen und im Browser öffnen. Änderungen lassen sich dann natürlich nur lokal speichern, und man muss die ganze Datei wieder auf den Server laden, um die aktualisierte Version zu publizieren. Es ist aber auch möglich, ein Tiddlywiki so zu konfigurieren, dass sich Änderungen direkt auf einen Webserver uploaden lassen.

Die einfachste Möglichkeit, eine TiddlyWiki auf einem Server zu installieren, ist tiddlyspot. Hier lässt sich in wenigen Minuten ein gehostetes TiddlyWiki einrichten. Wir haben an unserem Studiengang begonnen, ein Tiddlywiki über Webbasics zu schreiben; noch sind wir allerdings bei einer embryonalen Vorform.

Christian Fleck hat gestern in der Kleinen Zeitung* den Rektor der KFU kritisiert. Der hatte öffentlich verkündet, man werde auch den einen oder anderen Star an die die Universität holen und es zum Ziel seiner Arbeit erklärt, der KFU eine Spitzenposition unter den Universitäten Europas zu sichern. Dabei, so Fleck, erreiche die KFU in keinem der bekanten Rankings einen besseren als den 200. Platz. Sie könne auch weiterhin ihren Beschäftigten keine Arbeitsbedingungen bieten, die Spitzenleistungen wahrscheinlich machen.

Ich kann nicht beurteilen, ob Fleck Recht hat. Bemerkenswert und vorbildlich finde ich, dass er die Leitung der Hochschule, an der er arbeitet, öffentlich kritisiert.

Ich weiß schon, dass man das nicht tut:

beginnt Fleck seinen Kommentar, um fortzufahren:

Weder beschmutzt man seinen Betrieb in der Öffentlichkeit, noch kritisiert man seine Chefs dort. Doch die Universität ist eine andere Art von Betrieb und ihre Zukunft wichtiger als die Befindlichkeit ihrer Chefs.

So ist es. Hochschulen haben wichtige öffentliche Aufgaben und werden öffentlich finanziert. Lehrenden an Hochschulen wird die Autonomie garantiert. Hochschulen sind Orte des Diskurses, an denen Entscheidungen in einem rationalen Konsens gefunden werden sollten. Wer an einer Hochschule unterrichtet, ist zur öffentlichen Diskussion über seine Arbeitsbedingungen nicht nur berechtigt, sondern sogar verpflichtet, wenn Lehre und Forschung behindert werden — sei es durch politische Fehlentscheidungen, sei es durch machtverliebte Wissenschaftsmanager.

Christian Flecks Artikel ermutigt mich, Führungsentscheidungen an der Hochschule, an der ich arbeite, auch weiterhin zu kritisieren — und dabei die Öffentlichkeit vor allem dann nicht zu scheuen, wenn interne Diskussionen behindert oder unterbunden werden sollten. An der Fachhochule, an der ich unterrichte, kursiert der Satz: Wir sind nicht nur eine Hochschule, wir sind auch ein Unternehmen. Er ist falsch. Das Unternehmen FH Joanneum dient ausschließlich dazu, die Hochschule zu betreiben; das österreichische Fachhochschul-Studiengesetz erlaubt privatrechtlich verfasste Fachhochschulen nur, wenn der Hochschulbetrieb der wesentliche Unternehmenszweck ist.

Christian Flecks umfangreiche und sorgfältig gepflegte Website zeigt, dass er verkörpert, was man (naiverweise?) von einem Professor erwartet (das Wort Professor kommt von bekennen): Er nimmt öffentlich Stellung, wo er es aufgrund seines Wissens besser als andere argumentieren kann — und dabei ist er sich übrigens nicht zu schade, sich um das Geschehen in dem von seinen eigenen Bürgern gelegentlich als Kleinstadt verachteten Graz zu kümmern.

* (Print-Ausgabe vom 29.11.2007) Die Kleine Zeitung hält ihre besten Artikel leider immer noch für online-unwürdig, so dass ich ihn nicht verlinken kann. Da Fleck seine Zeitungsbeiträge auf auf seine Website stellt, wird man den Text sicher bald online nachlesen können.

Gestern habe ich ein paar Texte gelesen, in denen es um die Integration sozialer Graphen, ihre Aggregierung geht. Sie beschäftigen sich mit den sozialen und den technischen Voraussetzungen eines Graphen, der die Daten über persönliche Beziehungen, die in Sozialen Netzen (SNs) wie Facebook, Myspace, Twitter usw. (also in allen „Web 2.0-Anwendungen“) gepflegt und gespeichert werden, zusammenfasst. Der Ausdruck Graph steht für die Darstellung dieser Beziehungen als Netz von Knoten — den Personen, aber auch den Objekten, die miteinander verbunden sind — und Kanten, also den Beziehungen zwischen ihnen. Bekannt gemacht hat den Ausdruck der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg.

Tim Berners-Lee spricht vom Giant Global Graph [via Chris]. Er unterscheidet drei Phasen/Schichten in der Entwicklung des Netzes: das Internet als Netz von Computern, das frühe WWW als Netz von Dokumenten (the Net links computers, the Web links documents) und das jetzt entstehende Web als Netz von Menschen und Dingen. Der Global Giant Graph ist dafür eine — auch ironisch gemeinte — Umschreibung. TBL benutzt das Mem des Social Graph zu einer Kurzeinführung in sein Konzept des Semantic Web. Tatsächlich kann man die aktuellen Diskussionen über die Portabilität der Daten in Social Networks als eine Bestätigung für das Semantic Web-Konzept verstehen, auch wenn dabei nur selten auf das FOAF-Format hingewiesen wird, das für den Austausch dieser Daten entwickelt wurde.

Anlass für TBLs Post sind Brad Fitzpatricks Thoughts on the Social Graph. Fitzpatrick fordert und skizziert ein API für soziale Netze/soziale Graphen. (Ein API ist eine offene Programmier-Schnittstelle, über die Anwendungen miteinander kommunizieren und einander ihre Funktionen zur verfügung stellen können.) Das API soll es ermöglichen, die Daten verschiedener sozialer Netze zu verwenden, ohne auf ein SN als Plattform zur Integration der anderen angewiesen zu sein. Es erzeugt einen aggregierten social graph, der auf nichtkommerziellen Servern bzw. in nichtkommerziellen Datenbanken gespeichert werden soll. Alex Iskold erläutert Fitzpatricks Text und beschreibt dabei sehr verständlich, was ein social graph ist: Social Graph: Concepts and Issues.

Fitzpatrick fordet eine Open Source-Software und nichtkommerzielle Server für die Speicherung der persönlichen Daten der Social Web-Benutzer. Joseph Smarr, Marc Canter, Robert Scoble, and Michael Arrington formulieren eine Bill of Rights for Users of the Social Web. Sie soll garantieren, dass jeder Benutzer des Social Web Eigentümer der Daten über sein Beziehungsnetz bleibt, dass er kontrollieren kann, was mit diesen Daten geschieht, und dass er frei darin ist, diese Daten Personen und Organisationen zur Verfügung zu stellen, denen er vertraut.

Diese Diskussion betrifft eine der wichtigsten Gelenkstellen des Web. (Doc Searls‘ Konzepte — Stichwörter: World Live Web und Vendor Relationship Management erweisen sich hier übrigens als visionär.) Mich interessiert vor allem, ob und wie sich soziale Graphen zur Analyse/Definition von sozialen Medien verwenden lassen. Kann man mit den Konzept des sozialen Graphen ein konsistentes Alternativmodell zur Kommunikation mit Massenmedien formulieren? Lässt sich begründen, ob/warum die Kommunikation mit sozialen Medien/in SNs effizienter ist? Oder eignet sich — wie es Doc Searls sagt — der Begriff des Mediums nicht, um das zu erfassen, was sich hier entwickelt?