Am Donnerstag habe wir die Aussstellung mit Fotografien von Erika Petrić gehängt, die wir gestern eröffnet haben. Mit der Ausstellung stellen wir ein Buch mit Fotografien, Texten und Interviews von Erika vor, das Paolo Rosselli herausgegeben hat.

Den Hauptanteil an der Gestaltung der Ausstellung haben Martin Grabner und Ana, ich war eher assistierend dabei. (Ich traue mir zu, bei vielem, das mit räumlicher Gestaltung zusammenhängt, Qualität zu erkennen, aber selbst fühle ich mich mit der Gestaltung meist überfordert.) Wir hatten zu Beginn zwar eine Auswahl von Fotos, aber kein Konzept für die Ordnung der Bilder. Einige der Aufnahmen waren noch zu Erikas Lebzeiten gerahmt worden, sie gehörten nicht alle zu unserer Auswahl.

Das Ergebnis ist eine offene Struktur, bei der dunkel gerahmte, große Bilder am Boden stehen und die anderen mit unregelmäßigen Abständen in Augenhöhe an der Wand befestigt sind. Die Anordnung ist assoziativ und orientiert sich vor allem an Farbigkeit, Größe und Kameraperspektive, nicht an Themen (wie Exjugoslawien, Fotografie oder Familiengeschichte) oder Bildgattungen (wie Architektur, Reise, Portrait). Trotzdem kann man die Wände, wenn man will, thematisch interpretieren, z.B. mehrere zusammen gehängte Aufnahmen Themen der kroatischen oder jugoslawischen Geschichte zuordnen. Aber eine solche Interpretation bleibt in der Schwebe – andere Interpretationen sind genauso möglich.

Die Anordnung, die entstanden ist, hat für mich einen musikalischen Rhythmus – durch den vielleicht, das könnte man kritisch einwenden, das einzelne Foto weniger Aufmerksamkeit erhält als bei einer schematischeren, „klassischen“ Hängung. Diese offene Gestaltung passt zur Intention der Ausstellung: An eine Frau zu erinnern, die früh und plötzlich gestorben ist und deren hinterlassene Texte und Bilder zeigen, wie unabgeschlossen, vielschichtig und auch widersprüchlich ihre Vorhaben waren.

Das Reizvolle und Interessante beim Gestalten von Ausstellungen ist für mich, dass etwas sichtbar wird, das ohne diese besondere Konstellation – diesen besonderen Raum, diese Objekte – nur virtuell vorhanden war. Die räumliche Konstellation ermöglicht wie bei einer Versuchsanordnung eine ungeplante Erfahrung – auch in einem so kleinem Ausstellungsraum wie unserem. Solche Erfahrungen machen zu können – gemeinsame Erfahrungen, denn Ausstellungen sind das Ergebnisse von Zusammenarbeit – ist für mich einer der wichtigsten Gründe, die Galerie weiterzubetreiben.

One thought on “Versuchsanordnung Ausstellung

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