Im Herbst startet ein neuer internationaler Studiengang New Media Journalism. Träger sind sind das Masterprogramm Medien Leipzig an der Universität Leipzig, die Hamburger Akademie für Publizistik, das Kuratorium für Journalistenausbildung in Salzburg und die Schweizer Journalistenschule in Luzern. Ich wünsche den Kollegen alles Gute und hoffe, dass einige unserer Absolventen diesen — dringend nötigen — Ausbildungsgang besuchen werden.
Ich schreibe das nicht ohne Bitterkeit. An der Grazer FH Joanneum hat die SPÖ-geführte Landesregierung vor genau einem Jahr einen berufsbegleitenden Masterstudiengang Web Publishing und Digitale Kommunikation
gestoppt — ohne Angaben von Gründen, ohne Diskussion und trotz nachgewiesenen Bedarfs in der Wirtschaft und bei potenziellen Studierenden. Wer aus der Steiermark kommt und sich für den Journalismus im Web ausbilden lassen möchte, wird sich jetzt wohl nach Salzburg und nicht nach Graz orientieren müssen. Die hiesige SPÖ — die zuletzt beim Grazer Kommunalwahlkampf demonstriert hat, dass sie Wörter wie Öffentlichkeit
, Medien
und Journalismus
nicht buchstabieren will — hat auf den Vorsprung bei einem Zukunftsthema freiwillig verzichtet.
Nachdem so gut wie alles (Anträge andere Studiengänge) auf Eis gelegt worden war, würde ich dadurch keine spezifische Zurückhaltung zu diesem Thema bei der SPÖ ableiten. Dennoch halte ich Deine Kritik als für mehr als gerechtfertigt, nachdem bei der Akkreditierung von Studiengängen das „first-come-first-serve“-Prinzip vorherrscht. Nachdem viele Studiengänge nach dem „Bologna-Prozess“ Ihre Diplom-Ausbildung auf Bachelor und Master umstellen müssen (bis 2010), herrscht im Augenblick – man muss dazusagen: noch – eine Goldgräberstimmung. Wenn dann die einzelnen Ausbildungsszenarien vergeben sind, wird es extrem schwer sein, neue Studiengänge zu ähnlichen Themen einzuführen (siehe Medizinuni in Salzburg, Publizistische Fakultät in Graz,..).
Jede FH, die Studiengänge im eigenen Haus durch Verzögerungen quasi verhindert tut sich damit nichts Gutes.
Eine interessante Beobachtung zum Schluss: Der Erfolg eines Studiengangs spielt dabei auch offensichtlich nur eine untergeordnete Rolle, ob er weiter bestehen soll und sich entsprechend seiner Themenschwerpunkten weiterentwickeln kann. Wo kein Wille, da bekanntlich auch kein Weg.
@taxiwriter
Nur ist dieser Master leider auf Eis geblieben…
Dass die steirischen SPÖ-Politiker (anders als z.B. der Wiener Oberbürgermeister, der sich um „seinen“ Journalismus-Studiengang offenbar kümmert) den Medienbereich an der FH tatsächlich stiefmütterlich behandeln, hat spätestens die versuchte Absiedlung nach Kapfenberg gezeigt.
Sehr richtig finde ich deine Schlussbemerkung über den Erfolg der Studiengänge. Ein Orientierung der Studiengänge am Bildungsmarkt wird – vorsichtig gesagt – nicht prämiert.