Hans Dichand ist so eine Mischung aus Kai Diekmann und Johannes Hesters(flo)
Gestern habe ich ein paar Texte gelesen, in denen es um die Integration sozialer Graphen, ihre Aggregierung geht. Sie beschäftigen sich mit den sozialen und den technischen Voraussetzungen eines Graphen, der die Daten über persönliche Beziehungen, die in Sozialen Netzen (SNs) wie Facebook, Myspace, Twitter usw. (also in allen „Web 2.0-Anwendungen“) gepflegt und gespeichert werden, zusammenfasst. Der Ausdruck Graph steht für die Darstellung dieser Beziehungen als Netz von Knoten — den Personen, aber auch den Objekten, die miteinander verbunden sind — und Kanten, also den Beziehungen zwischen ihnen. Bekannt gemacht hat den Ausdruck der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg.
Tim Berners-Lee spricht vom Giant Global Graph [via Chris]. Er unterscheidet drei Phasen/Schichten in der Entwicklung des Netzes: das Internet als Netz von Computern, das frühe WWW als Netz von Dokumenten (the Net links computers, the Web links documents) und das jetzt entstehende Web als Netz von Menschen und Dingen. Der Global Giant Graph ist dafür eine — auch ironisch gemeinte — Umschreibung. TBL benutzt das Mem des Social Graph zu einer Kurzeinführung in sein Konzept des Semantic Web. Tatsächlich kann man die aktuellen Diskussionen über die Portabilität der Daten in Social Networks als eine Bestätigung für das Semantic Web-Konzept verstehen, auch wenn dabei nur selten auf das FOAF-Format hingewiesen wird, das für den Austausch dieser Daten entwickelt wurde.
Anlass für TBLs Post sind Brad Fitzpatricks Thoughts on the Social Graph. Fitzpatrick fordert und skizziert ein API für soziale Netze/soziale Graphen. (Ein API ist eine offene Programmier-Schnittstelle, über die Anwendungen miteinander kommunizieren und einander ihre Funktionen zur verfügung stellen können.) Das API soll es ermöglichen, die Daten verschiedener sozialer Netze zu verwenden, ohne auf ein SN als Plattform zur Integration der anderen angewiesen zu sein. Es erzeugt einen aggregierten social graph, der auf nichtkommerziellen Servern bzw. in nichtkommerziellen Datenbanken gespeichert werden soll. Alex Iskold erläutert Fitzpatricks Text und beschreibt dabei sehr verständlich, was ein social graph ist: Social Graph: Concepts and Issues.
Fitzpatrick fordet eine Open Source-Software und nichtkommerzielle Server für die Speicherung der persönlichen Daten der Social Web-Benutzer. Joseph Smarr, Marc Canter, Robert Scoble, and Michael Arrington formulieren eine Bill of Rights for Users of the Social Web. Sie soll garantieren, dass jeder Benutzer des Social Web Eigentümer der Daten über sein Beziehungsnetz bleibt, dass er kontrollieren kann, was mit diesen Daten geschieht, und dass er frei darin ist, diese Daten Personen und Organisationen zur Verfügung zu stellen, denen er vertraut.
Diese Diskussion betrifft eine der wichtigsten Gelenkstellen des Web. (Doc Searls‘ Konzepte — Stichwörter: World Live Web und Vendor Relationship Management erweisen sich hier übrigens als visionär.) Mich interessiert vor allem, ob und wie sich soziale Graphen zur Analyse/Definition von sozialen Medien verwenden lassen. Kann man mit den Konzept des sozialen Graphen ein konsistentes Alternativmodell zur Kommunikation mit Massenmedien
formulieren? Lässt sich begründen, ob/warum die Kommunikation mit sozialen Medien/in SNs effizienter ist? Oder eignet sich — wie es Doc Searls sagt — der Begriff des Mediums nicht, um das zu erfassen, was sich hier entwickelt?
Wer ein Typepad-Blog schreibt, kann seine Facebook-Freunde automatisch über neue Einträge informieren (was ich mit diesem Post teste.)
Ich komme leider erst jetzt dazu, meine Notizen von der Veranstaltung in Salzburg durchzugehen. Für mich war sie nicht zuletzt wegen der Hinweise auf Websites/Initiativen wichtig, die ich vorher nicht kannte. Vor allem die Bedeutung und die Geschichte der freien Radioszene war mir bis dahin völlig verborgen geblieben.
Wegen des Themas (Literatur), des transmedialen Ansatzes (Radio und Online, Live-Sendung und Datenbank) und technisch (StreamOnTheFly) finde ich das Literadio-Projekt bemerkenswert, das Christian Berger in einer leider nur sehr schwach besuchten Session vorstellte. (Ein weiteres Projekt Christians, interessant im Horizont von media literacy: CoP-Social Software-Schule.) Das Projekt begann mit Live-Sendungen von der Frankfurter Buchmesse, die inzwischen seit sieben Jahren stattfinden. Während der gesamten Buchmesse werden Lesungen und Gespräche mit Autorinnen gesendet.
Literadio hat sich zu einem kooperativen Projekt entwickelt, bei dem Partner dezentral Programm machen und die Ergebnisse teilen. Die Beiträge sind im Web verfügbar und können von freien Radios ausgestrahlt werden. Der Inhalt kann als mp3 oder ogg-Stream und als Download bezogen werden. Das Archiv produziert für jede Serie (collection) Podcasts.
Literadio ist international angelegt, die Partner sind eingeladen mehrsprachig zu publizieren; zu allen Inhalten werden englische Metadaten angelegt. Verlage können die Plattform für ihre PR verwenden. Sie sind aber wohl nur selten dazu in der Lage, mit den Medien Web und freies Radio umzugehen. Schon mit der Tonaufnahmen sind sie meist überfordert, also auf Training angewiesen.
Wenn ich es richtig verstanden habe, unterscheidet sich literadio von den gängigen Web 2.0-Anwendungen wie youTube vor allem dadurch, dass die Teilnehmer Organisationen oder Gruppen sind und dass sie von literadio akzeptiert werden müssen. Bei literadio bildet Literatur den Inhalt; die Plattform ließe sich aber leicht für andere Inhalte duplizieren.
Auf der literadio-Site (Frame-Alarm!) wird nicht zu Unrecht auf die Wikipedia Community verwiesen. Alle Elemente, die man für eine Wikipedia-artige, offene Radioproduktion braucht, sind hier unauffällig, aber konsequent erstellt worden.
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„Ein kommentiertes Linkverzeichnis für Kommunikationswissenschaftler, Studierende und Journalisten: Literaturrecherche, Mediadaten, aktuelle Informationen, wissenschaftliche Online-Publikationen, Institutionen und Diskussionsforen im Netz.“
Habe ich meine sehr allgemeinen Vorstellungen zur Partizipation revidiert oder konkretisiert? Mir ist wenigstens deutlich geworden, wo sie modifiziert werden müssen, und wie schwierig es sein kann, über Partizipation zu sprechen, ohne in Allgemeinplätze abzugleiten.
Durch die Podiumsdiskussion am Freitag und seine Session am folgenden Tag bin ich zum ersten Mal mit dem Ansatz Nico Carpentiers in Berührung gekommen, der sich auf mehreren Reflexionsstufen mit der Definition von Partizipation
beschäftigt (PDF-Version von Carpentiers Präsentation hier). Im Vergleich zu dieser durchgeführten Reflexion sind meine eigenen Überlegungen naiv. Carpentier unterscheidet zwischen verschiedenen Formen von Partizipation. Er stellt einen Bezug zwischen diesen Formen der Partizipation — von der bloßen Anhörung bis zur gleichberechtigten Teilnahme an einer Entscheidung, die ein Kollektiv betrifft — und verschiedenen Organisationsformen partizipativer Medien her. Dabei kann man (wenn ich ihn richtig interpretiere) keine Form der Partizipation als die Partizipation bezeichnen, es gibt nicht nur mehr oder weniger Partizipation, sondern unterschiedliche Typen von Partizipation (z.B. parlamentarische oder direkte Demokratie); die Wahl zwischen ihnen ist zwangsläufig ideologisch (wobei sich in der Praxis verschiedene Formen der Partizipation miteinander verbinden). Der für mich interessanteste Aspekt bei Carpentier (in dem wenigen, was ich mündlich gehört habe) ist, dass er auch die Reflexion über Partizipation, die Theorie der Partizipation, an die verschiedenen Konzepte zurückbindet. Auch der Theoretiker kann der ideologischen Wahl nicht entgehen.
Carpentier unterscheidet unter den partizipativen Medien bewusst nicht zwichen Web- und Nichtweb-Medien. Hier kann ich ihm nicht folgen, auch wenn eine Argumentation für eine andere Position nicht einfach durchzuführen ist. Einerseits sind die Webmedien nicht Massenmedien im herkömmlichen Sinn, weil sie einen Dialog mit den Benutzern erlauben und von den Benutzern weiterentwickelt werden können. Andererseits ist ihre Entwicklung nicht nur, aber auch technisch determiniert. Qualitäten der Technik (z.B. programmierte Verarbeitung von Daten, Hypertextualität) bestimmen Eigenschaften dieser Medien, die sie mit den älteren Medien nicht teilen. Carpentiers Verzicht darauf, die Technik in seine Reflexion einzubeziehen (so habe ich ihn jedenfalls in Salzburg verstanden) macht die Unterschiede zwischen Web- und Nichtweb-Medien wenigstens z.T. unsichtbar.
Sehr wichtig finde ich den Gedanken Carpentiers, dass jede Theorie der Partizipation und partizipativer Medien sich mit dem Konzept der Repräsentation beschäftigen muss. (Das ist einer der Punkte, bei denen ich mir viel von der Actor-Network-Theory erhoffe.) Repräsentation ist ein Begriff, der sich sowohl auf die Politik wie auf Medien bezieht, und der hier wie dort Macht thematisiert (wer kann wen, wer darf wen repräsentieren? Wie wird das Repräsentierte, wie werden die Repräsentierten übersetzt
? Was verändert sich bei dieser Übersetzung, was geht verloren?) Hier könnte so etwas wie ein Angelpunkt für eine politische Reflexion sozialer Medien liegen, und ausgehend vom Konzept der Repräsentation lässt sich vielleicht auch am besten beschreiben, in welchem Verhältnis alte
und neue
partizipative Medien zueinander stehen.
Update, 26.11.2020: Link zur Website Nico Carpentiers aktualisiert.
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„FEBE allows you to quickly and easily backup your Firefox extensions. … It will … rebuild your extensions individually into installable .xpi files. Now you can easily synchronize your office and home browsers.“
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„The primary goal of this extension is to provide the tools needed to install and manage extensions and themes locally.“
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„Learn how the latest Firefox release updates XML processing“
Ein paar Gedanken, mit denen ich zur Participation 2.0 fahre. Es sind globale Formulierungen, die ich in dieser Allgemeinheit vor allem als Hilfsmittel/zur Selbstorientierung verwenden möchte. Ich bin gespannt, ob ich sie am Sonntag nach der Veranstaltung konkretisieren kann, oder ob sie sich als nutzlos herausstellen.
Zum Thema Web, Politik, Partizipation fallen mir spontan vier Dinge ein, sie liegen auf unterschiedlichen Ebenen, und ich weiß nicht, ob wirklich ein innerer Zusammenhang zwischen ihnen besteht:
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Vom Nerd zum Aktivisten: Die Leute, die das Internet und das Web entwickeln, sind keine apolitischen Techniker, sondern sie entwickeln ein Kommunikations- und Interaktionsmedium. Viele von ihnen haben sich immer zugleich politisch engagiert, viele von ihnen verstehen ihre Aktivität im Netz als politisch. Wenn mehr Leute erkennen, dass das Web eine Mitmach- und Do-it-yourself-Medium ist und daran Spaß haben, werden sie sich allein dadurch auch politisch engagieren. Die Entwicklung des Web schwappt gerade von den
Hardcore-Nerds
zu den crowds, den Mengen der User über. Immer mehr Leute erkennen, dass Web-Technik nicht als Werkzeug für Spezialisten entwickelt wurde, sondern für Bastler: Man muss sich nur nehmen, was man braucht, und es so weiterentwickeln, wie es einem gefällt. -
In einer Gesellschaft, für deren Organisation virtuelle Objekte wichtiger sind als reale Objekte, verändert sich die Repräsentation und damit die Macht. Für alle sozialen Strukturen, die wir kennen, war vor allem die Verteilung der Gesellschaftsmitglieder im Raum charakteristisch, sie hing davon ab und bestimmte, wer wie und mit wem kommunizierte. Macht war und ist daran gebunden, Menschen bzw. soziale Netze in einem Raum zu repräsentieren. Am meisten Macht hat, wer das größte Territorium bzw. das Territorium mit den meisten Ressourcen kontrolliert. (Ich bin hier von Bruno Latour und den Theoretikern der Actor Network Theory abhängig, mit denen ich mich in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen möchte.) Wir nehmen gerade an Prozessen teil, in denen virtuelle Objekte und ein virtueller Raum neben den physikalischen treten und der virtuelle Raum die Kontrolle über den physikalischen übernimmt. Wahrscheinlich werden auch in diesem virtuellen Raum die sozialen Beziehungen über Objekte organisiert und stabilisiert, aber sie sind sicher von ganz anderer Art als im physikalischen Raum. Man kann z.B. die Frage stellen, ob man Macht im herkömmlichen Sinn der Repräsentation von Raum und Resssourcen im virtuellen Raum überhaupt braucht.
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Die politischen Lagerbildungen aus dem Industriezeitalter greifen nicht mehr; unsere Parteien und Strukturen sind diesem Zeitalter aber noch immer verhaftet. Es ist offensichtlich, dass das, was man bisher als Politik bezeichnet, und was die Franzosen politique politicienne nennen, große Schwierigkeiten mit dem Web und den Informationstechniken hat, zu denen das Web gehört. Die Symptome sind zahlreich — von den Anti-Weblogs von Politikern wie Buchinger bis zur Datenparanoia von Schäuble und Co. Dieser Art von Politik geht es um Machtgewinn, Machterhaltung und Machtgebrauch im physikalischen Raum, in Territorien. Dabei sind die alten Industrien und Wirtschaftsstrukturen für sie weiter maßgeblich, also Strukturen, die gerade von einer vernetzten, dezentralen Infrastruktur abgelöst werden. Bezeichnenderweise ist hier die Sozialdemokratie am konservativsten, weil sie am stärksten mit den Arbeitern, Angestellten und auch mit den Bossen aus dem Industriezeitalter assoziiert ist.
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Die wichtigen politischen, sozialen und ethischen Fragen der Gegenwart verlangen aufgrund ihrer Komplexität nach den Mitteln des Web. Man kann das Web als eine Technik oder als ein Medium verstehen, dass Kommunikation in einer überkomplexen Realität ermöglicht. Dezentrale, hypertextuelle Kommunikationsstrukturen werden Verhältnissen gerecht, die sich prinzipiell nicht mehr unter einer Perspektive
totalisieren
lassen. Das Web ist am CERN erfunden worden, nachdem alle Versuche, Information und Kommunikation dort hierarchisch zu organisieren, gescheitert waren. Man kann die Gründungsgeschichte des Web vielleicht als eine Metapher für das verstehen, was das Web heute in der globalen politischen Kommunikation leisten müsste, nämlich eine lose und flexible Verknüpfung von unterschiedlichsten und weltweit verteilten Kommunikationspartnern und Datenquellen, die so etwas wie eine wissensbasierte politische Arbeit erlaubt. Politik und Partizipation im Web darf nicht dazu dienen, das Netz für eigentlich schon untergegangene Politikmodelle zu funktionalisieren, sondern sie sollte über eineSozialisierung des Cyberspace
auf die Politik in der Realität außerhalb des Web wirken.
Auf dem Weg zur Participation 2.0, einer Konferenz, die David seit Monaten vorbereitet. Heute darf ich an dem Panel From Media Participation to Active Citizenship teilnehmen; ich freue mich auf Begegnungen mit Demokraten wie Peter Pilz.
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„nXhtml is an addon to Emacs for editing XHTML, PHP and similar things. It is not very well-known, but it looks like at least Drew Yates has found it useful …“