John Maeda unterscheidet in seinen Design in Tech Reports klassisches Design, Design Thinking und Computational Design. Gerade hat er in einem Artikel für Quartz noch einmal erklärt, was er mit diesen Begriffen meint. Grob übersetzt:
- klassisches Design, das sich auf das Design von Objekten bezieht, die wir in der physischen Welt verwenden,
- Design Thinking, das sich darauf bezieht, wie Unternehmen lernen, wie man mit Hilfe von Ideationsmethoden zusammenarbeitet und innovativ ist, und
- Computational Design, das sich auf jede Art von kreativer Aktivität bezieht, die Prozessoren, Speicher, Sensoren, Aktoren und das Netzwerk betrifft.
Maeda will erfassen, was das Computational Design von den beiden anderen Design-Typen unterscheidet. Ein Buch dazu wird bald erscheinen, die begleitende Website ist schon online: How To Speak Machine.
Wie Sascha Stoltenow habe ich Content-Strategie schon öfter als Digital Native bezeichnet, als Methode, Content zu planen, die in der digitalen Welt entstanden ist und nicht lediglich Verfahren aus der nichtdigitalen Welt übersetzt. Man kann es auch anders ausdrücken: Content-Strategie ist Computational Design mit und für Content. Sie beschäftigt sich mit Inhalt der vom Computing—heute vom Ubiquitious Computing—betroffen ist.
Das bedeutet, dass alle Auswirkungen des Computing auf Inhalte Themen der Content-Strategie sind: von Web Analytics und Digital Methods über die Modularisierung und Strukturierung von Inhalten bis hin zu den digitalen Plattformen zu ihrer Verbreitung. Content-Strategen entwerfen Lösungen, die diese Möglichkeiten im Interesse der Userinnen und User ausnutzen.
Eine solche Definition von Content-Strategie ersetzt andere nicht, aber sie erlaubt es, sie neu und anders zu interpretieren. Sie legt es auch nahe zu fragen, ob und wie sich wichtige Eigenschaften des Computational Design in der Content-Strategie wiederfinden lassen. Dazu gehören die Geschwindigkeit der Innovationen und Entwicklung und die potenziell riesige Zahl von Nutzern oder besser: Teilnehmern. Vielleicht ist die Verbindung von Inhalten und Computing auch die beste Erklärung dafür, dass man für das Planen von Inhalten heute eine neue Disziplin mit einem neuen Namen, eben die Content-Strategie, braucht.
Die Perspektiven des klassischen Design und des Design Thinking spielen in der Content-Strategie eine wichtige Rolle: Das Interesse an der Qualität der Inhalte war für die Entstehung der Disziplin grundlegend, und das prägt die Community. Damit hat sie ähnliche Intentionen wie die Designerinnen und Designer der Bauhaus-Generation, die schöne und brauchbare industrielle Produkte entwerfen wollten. Methoden, die man dem Design Thinking zuordnen kann, setzen sich gerade immer mehr in der Content-Strategie durch (meine Idee, Content-Strategie als Service Design mit Inhalten zu verstehen, passt auch hierhin). Diese Perspektiven sollten aber nicht ausblenden, dass man den Besonderheiten digitaler Inhalte nur im Sinne des Computational Design gerecht wird. Bei den Content-Strateginnen und Strategen, die von der technischen Kommunikation kommen (wie Ann Rockley und Rahel Bailie) und bei allen, die sich mit Metadaten, Wissensnetzen und dem Semantic Web beschäftigen (Michael Andrews, Teodora Petkova) wird das besonders deutlich. Der digitale Charakter der Inhalte, der Konnex mit dem Computing, ist aber eine Voraussetzung jeder Art von Content-Strategie.