Jeff Jarvis entwirft in einem IdeaStorm auf allen Ebenen und in allen politischen Bereichen, um laufend Vorschläge und Ideen der Bürgerinnen zu sammeln.
Persönliche politische Webseiten möglichst vieler Bürgerinnen und Bürger, in denen die eigenen politischen Positionen, Wünsche und Vorschläge publiziert werden (so etwas wie Profile in einem politischen Social Network); ein politisches Gegenstück zum Konzept des Vendor Relationship Management, an dem Doc Searls und viele andere arbeiten.
Jarvis will die repräsentative Demokratie nicht aufheben, sondern ergänzen. Seine Vorschläge laufen auf eine Open Source-Politik hinaus, wobei wohl auch für Jeff Jarvis offen ist, wie sich Social Networking-Elemente schließlich politisch übersetzen lassen. Ein Motiv ist, politische Prozesse zu demokratisieren, die Mittel des Web zu verwenden, um die Politik aus ihrer bürokratischen und mediokratischen Erstarrung zu lösen. Genauso wichtig ist die Hoffnung, dass die offene Kommunikation die Politik effizienter macht. Jarvis glaubt (und da schließe ich mich gerne an), dass mehr Beteiligung der Bürger bei der Lösung von Sachfragen dazu führen wird, dass die Suche nach kreativen Lösungen eine wesentlich größere Rolle spielen wird als heute. Er will die Einstellungen, mit denen Google groß geworden ist, politisch fruchtbar machen.
Mit Sicherheit wird diese Position als naiv, idealistisch und technokratisch verdammt werden. Zu Unrecht, wie ich glaube: Naiv ist eher die Annahme, dass die heutigen Formen der professionalisierten Parteipolitik (statt des Gesuderes
der Basis), des institutionalisierten Lobbyismus und der politischen Manipulation über Bild und Glotze
(G. Schröder) der Realität einer Wissens- und Informationsgesellschaft und der Komplexität der Probleme gerecht werden können, vor denen die Politik heute schon auf der kommualen Ebene steht.
Lesenswert sind übrigens auch die Kommentare zu Jarvis‘ Text. Merken werde ich mir einen Satz von Bob Wyman:
Die wichigste Determinante für die Fähigkeit einer Gesellschaft, eine demokratische Regierungsform zu begründen und zu erhalten, ist die Verteilung und Wirksamkeit der Techniken, die verfügbar sind, um Informationen zu erzeugen und zu teilen.
Das klingt wunderbar nach Politik 2.0.
Aber wozu dann noch wählen, die letzte Konequenz diese Vorgehens wäre ja, dass Spitzenverdiener zusammen mit Arbeitslosen über die zu zahlenden Steuern der Topverdiener und über die Bezüge der Arbeitslosen diskutieren. Wenn diese Debatte dann auch noch live übertragen wird, befürchte ich, das wohl mehr für die Übertragung diskutiert wird, als für eine sinnvolle Lösung. Ich glaube das System der indirketen demokratie kann durchaus funktonieren. Wenn Politik wie Wirtschaft begriffen wird:
Politiker brauchen gewisse Qualifikationen.
Politiker müssen bei Misswirtschaft ebenso Verantwortung tragen wie Unternehmensführer.
Das Problem sehe ich am stärksten im Mangel an geeignetem Personal. Jeder der klug genug ist, um vernünftige Politik zu machen, ist wohl auch so klug um zu sehen, das er in der Wirtschaft viel mehr Geld verdienen kann, das Risiko des „Scheiterns“ ist gleich, aber dafür gibt es genug freie Posten. Schröder scheint es ja jetzt ganz gut zu gehen.
In der Politik bleiben also, auch wenn es wohl übertrieben ist mittelmäßige Geister und Idealisten.
Das wird sich nicht ändern, wenn plötzlich jeder der Will auch mitmachen darf