Am Samstag war ich auf dem Barcamp Vienna. Es fand im Vorfeld der BlogTalk Reloaded statt, deshalb stand Social Software im Mittelpunkt einiger Präsentationen. (Sehr angenehm und zurückhaltend organisiert; hoffentlich gibt es eine Fortsetzung!) Unausgesprochen verband eine Fragestellung die Sessions, an denen ich teilgenommen habe: Wie lassen sich die Beziehungen in sozialen Netzen besser und effizienter darstellen als mit dem gängigen Feedreader-/Aggregatoren-Modell?
Sebastian Fiedlers Session-Titel Connecting „meat space“ with webspace drückt das Problem prägnant aus. Sebastian formulierte ein ähnliches Problem wie später Ton Zijlstra: Social Software verbindet mich über Feeds mit einer großen Zahl von Menschen, deren digitale Spuren ich laufend verfolgen kann (What I need from my social software tools and don’t get yet). Mit den vorhandenen Werkzeugen kann ich aber das, was auf mich einströmt, nicht so organisieren, dass etwas wie ein Kommunikationsraum
entsteht. Sie zeigen mir nicht, in welcher Beziehung die verschiedenen Feeds zueinander, zu ihren Autoren und zu mir stehen, sie unterscheiden nicht, wann und warum Feeds relevanter oder weniger relevant sind, sie bilden keinen Raum, in dem ich mich orientieren oder bewegen kann. Ton Zijlstra schreibt in seinem Blog:
Basically we tried to bring across the notion that most social software, although keeping the human visible, still put the information very much at the center. Which is understandable since it functions as the object of sociality, but a lot would be gained if you would make the aggregation, different views, and navigation a lot more people centered. [Ton’s Interdependent Thoughts: BarCamp Brussels.]
Man kann einige Tools, die in anderen Sessions vorgestellt wurden, als Lösungsanssätze für diese Problematik interpretieren. Thomas N. Burg zeigte NEXTspace, das die Kommunikation in Teams unterstützt. Michael Kamleitner wies auf Second Life hin, dessen 3D-Repräsentation ein Modell für die Darstellung von Beziehungen und sozialen Netzen sein könnte. Leo Sauermann stellte das Gnowsis-Projekt vor. Ziel ist ein Semantic Desktop, der mit RDF Informationen, die miteinander verknüpft sind, also z.B. zu einer bestimmten Person gehören, zusammen darstellt. Ohne Software kommen die Open Space-Treffen aus, deren Konzept Erich Kolenaty erklärte. Open Space ist – wie Barcamp – eine Methode, einem sozialen Raum zu organisieren, dessen Struktur nicht bereits durch eine Institution oder eine soziale Hierarchie vorgegeben ist.
Die people centered navigation
kann weit mehr sein als die Navigation in einem sozialen Netz. Sie kann meine gesamte Informationswelt, mein kommunikatives Universum erfassen. Ton Zijlstra führte vor, wie die Informationsströme in seinem Alltag organisiert sind; Feeds von Personen, denen er vertraut, haben dabei die Main Stream Media
fast vollständig ersetzt. Ein soziales Netz tritt als Filter und Medium zugleich an die Stelle, die bisher One-to-many-Medien spielten. Das erinnert an die Lifestreams, die David Gelernter schon vor Jahren als Alternative zum Desktop
mit seinen Dokumenten
und Ordnern
vorgeschlagen hat.
Vorläufiges Resumé: Soziale Netze stellen bereits einen Zugang zu Informationen und Kommunikationen dar, der den klassischen Medien überlegen ist. Die Ideen, den Social Space über neue Interfaces zu erschließen, sind im Stadium der Ursuppe vor den Blitzschlägen, durch die das Leben entstand.
Hallo Heinz
Herzlichen Dank für diese Gedanken und Notizen, u.a. auf Grund meines Beitrags an BarCamp. Ich werde auch nochmal bei Sebastian nachfragen. Hab ihm zwar ziemlich ausführlich gesprochen, aber nicht darüber das er selber auch was presentiert hatte.
VG
Ton
Danke, Ton!
Es tut mir leid, dass ich die Blogtalk reloaded nicht besuchen konnte; ich denke, die Diskussion ist da weitergegangen.
Gut zusammen gestellt. Ich war mit Ton bei BarCamp Brussels,und wir haben uber was ähnliches gesprochen. Ich schwimme noch in der Ursuppe herum and suche nach ein paar Stückchen technologie 😛