Wired hat gestern getitelt: The Web Is Dead. Dave Winer und Jason Kottke antworteten ironisch. Tim Bray stellte lakonisch fest:

Glanced at Wired’s „Web is Dead“ piece. Big graph at top of page 1 is violently misleading. Not worth reading. http://is.gd/elIQxless than a minute ago via Tweetie for Mac

In Mitteleuropa, wo Google Streetview zum nationalen Thema werden kann, und wo Verleger ein Leistungsschutzrecht fordern, um überholte Geschäftsmodelle zu sichern, wird man die Geschichte ernster nehmen als in den USA. (Und man kann sie verwenden, um Studenten—und vielen Medienleuten—den Unterschied zwischen dem Web und dem Internet zu erklären.) Deshalb hier einige Richtigstellungen und Gegenargumente.

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HTML5 ist aus einer Angelegenheit von Markup-Spezialisten fast schon ein Modethema geworden. Fast 10 Jahre hat sich der HTML-Standard kaum verändert; jetzt müssen alle, die Webseiten realisieren, umdenken, weil es neue Techniken gibt, um die Inhalte zu strukturieren, um Medien einzubauen, um Interaktivität zu ermöglichen, Seiten zu animieren und ihre Oberfläche zu designen. Was müssen Journalisten und Kommunikatoren darüber wissen? Wieviel sollten sie in Aus- und Weiterbildung darüber lernen?

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So macht man jemand fertig: Korruption und Manipulation an der FH Joanneum?. Die Leute, die unseren Studiengang und seinen Leiter diskreditieren wollen, haben das Organ gefunden, das ihren ethischen Substandards entspricht: die Krone. Wäre der Kontext nicht so fatal: Der Studiengang könnte stolz darauf sein, dass seine Gegner dieses Revolverblatt zu ihrer Plattform machen. Wenigstens hat die Kleine Zeitung noch so rechtzeitig Wind von der Sache bekommen, dass die Krone nicht allein berichten konnte: Revancheakt gegen Leiter des Journalismus-Lehrgangs?. Claudia Gigler stellt die wichtigsten Fakten richtig.

Ich muss zu dieser Angelegenheit Stellung nehmen—weiß aber noch nicht wirklich, wie. Die Artikel in der Krone und der Kleinen sind für Außenstehende unverständlich. Hintergrund sind Angriffe gegen unseren Studiengang, die von einem ehemaligen Lehrenden ausgehen, der im vergangen November gekündigt wurde. Er musste nach heftigsten Konflikten mit Studenten und Kollegen (darunter mir) gehen. Studierende hatten gegen die Inhalte seines Unterrichts, vor allem aber gegen seinen autoritären Stil protestiert. Ein ganzer Jahrgang hatte sich geschlossen geweigert, seine Lehrveranstaltungen weiter zu besuchen.

Seitdem geht der ehemalige Kollege gerichtlich gegen die Kündigung vor. Unmittelbar nach seiner Kündigung begann außerdem eine Kampagne gegen den Studiengang—leider auch mit Unterstützung aus dem Haus. Interne Unterlagen wurden (z.T. von einem im Auftrag des früheren Kollegen agierenden Anwalt) allen zugespielt, die in irgendeiner Weise Einfluss auf unseren Studiengang und seinen Leiter haben könnten, so dem Fachhochschulrat, dem Aufsichtsrat der FH und dem Wissenschaftsministerium, anonym inzwischen auch den Mitgliedern einer Kommission zur institutionellen Evaluierung der FH. Zu diesen Unterlagen gehören Dokumente über das Revisionsverfahren gegen den Studiengang, das in unmittelbarem Zusammenhang mit den Konflikten ausgelöst wurde. (Zu diesen Unterlagen gehören auch Dokumente, die mich persönlich als Spalter des Studiengangs, Feind des Journalismus und Opportunisten gegenüber den Studenten darstellen. Ich bin also, wie ich gerne zugebe, befangen.) Die Anzeige, von der die steirischen Zeitungen heute berichten, gehört in den Kontext dieser Kampagne—unabhängig davon, wer unmittelbar für sie verantwortlich ist.

Ich möchte schon seit Langem über diesen Komplex schreiben, und ich werde es in den kommenden Tagen ausführlicher tun. Ich weiß, dass ich damit juristische Schritte gegen mich riskiere, und dass ich möglicherweise dem Vorwurf Nahrung gebe, ich hätte den früheren Kollegen „gemobbt“. Ich glaube aber, dass diese Geschichte—endlich—ganz in die Öffentlichkeit gehört. Wenn wir den Hintergrund dieser Kampagne nicht aufdecken, riskieren wir, dass die Reputation des Studiengangs dauerhaft leidet.

In der Welt der Web-Markupsprache HTML hat sich spätestens seit der Gründung der WHAT WG eine Revolution abgezeichnet. Aber erst im vergangenen Jahr ist sie tatsächlich ausgebrochen. Die Vorstellung des HTML 5-fähigen Safari 4 markiert sie ebenso wie der Start von Google Wave, das HTML 5 verwendet. Jetzt beginnt YouTube damit, HTML 5 statt Flash anzubieten, und Apple setzt wie beim iPhone beim iPad auf HTML 5 statt auf Flash. Steve Jobs hat gerade erst Adobe als „faul“ verhöhnt (via @MichaelReuter). Für Robert Scoble entscheidet sich in den nächsten Wochen, ob Flash noch eine Chance hat— Google habe dabei mehr mitzureden als Adobe selbst.

Ich merke, dass ich mich im Unterricht mit HTML 5 beschäftigen muss. Bisher habe ich, so weit das überhaupt zeitlich geht, in XHTML 1.0 eingeführt, und meine eigenen Kenntnisse auf diesem Gebiet sind ziemlich eingerostet.

Vielleicht lag es am Videocamp 2010, dem ich ein paar Stunden via Livestream gefolgt bin—jedenfalls habe ich meine eigene HTML 5-Weiterbildung gestern damit begonnen, Artikel über das video-Element zu lesen. In ein HTML 5-Dokument kann man Videos und Audios mit den Tags <video> und <audio> einbetten, so wie man bisher schon mit <img> angibt, wo und wie in einer HTML-Seite ein Bild dargestellt werden soll. Der Browser muss es nicht mehr einer fremden Anwendung—derzeit bei Computern meist Flash—überlassen, das Video oder Audio darzustellen. Die Region, in der das Video erscheint, kann mit CSS gestaltet werden, und per JavaScript hat man Zugriff auch auf diesen Teil des DOM-Trees.

Firefox, Chrome und Safari verstehen die Elemente video und audio. Für den Internet Explorer 9 ist HTML 5-Support angekündigt; ich habe noch nicht herausgefunden, ob das auch für die Video- und Audio-Darstellung gilt. Bisher muss man beim Internetexplorer mit Skripten auf Flash zurückgreifen, wenn man die HTML 5-Elemente für Multimedia verwendet, oder man kann das Plugin Google Chrome Frame benutzen (ich habe das nicht getestet; zu den fall back-Möglichkeiten auch: html5 video fallbacks with markup und Video for Everybody).

Was mit HTML 5 möglich ist, sieht man, wenn man im Safari 4 diese Seite öffnet. Auf sie bin ich durch eine andere spektakuläre HTML 5-Demo gestoßen [via ReadWriteWeb].

Ich bin noch auf der Suche nach Reise- oder eher nach Sprachführern für das HTML 5-Land. Eine gute Zusammenstellung bieten wohl die Web Design References. Empfehlen kann ich schon jetzt Mark Pilgrims Kapitel Video on the Web in seinem Online-Book-in-Progress Dive Into HTML5. Pilgrim beschreibt genau, wie man Videos mit offenen Tools in offenen Formaten anbieten kann, und welche Rückfallmöglichkeiten es da gibt, wo Browser diese Formate nicht unterstützen. Ein anderes ausführliches Tutorial zur Verwendung offener Videoformate mit HTML 5 hier.

Ein Linknest als Basislager für weitere Expeditionen (bzw. als Materialsammlung für meinen Unterricht):

John Gruber beklagt, dass sich bei den HTML 5-fähigen Browsern z.T. das Autobuffern (das Laden von Videos, bevor der Play-Button gedrückt wird), nicht unterbinden läst. Scott Gilbertson bedauert im Webmonkey zu Recht, dass YouTube jetzt zwar das video-element unterstützt, aber nicht die offene Codec Ogg Theora, die leider auch nicht Bestandteil des HTML 5-Standards werden wird. DailyMotion bringt 300.000 mit video eingebettete Videos, die mit Ogg Theora encodiert sind. Momente oder Abschnitte in Videos lassen sich in HTML 5-Dokumenten mit JavaScript ansteuern. Das Abspielen kann man, jedenfalls beim Firefox auch mit der Tastatur steuern. Es wurden eine Reihe alternativer Vorschläge dafür gemacht, wie Untertitel mit JavaScript hinzugefügt werden können; Bruce Lawson weist hier und hier, darauf hind, wie dringend dieses Problem gelöst werden muss, um Sites mit eingebetteten Videos barrierefrei zu machen.

Vor langer Zeit hat die SGML-Szene HyTime als Standard für zeitbasierte Medien ausgedacht. Mit HTML 5 werden vielleicht einige der Hoffnungen von damals Wirklichkeit.