Mark Bernstein gibt in NeoVictorian Computing eine Antwort auf die Frage, warum Journalisten und Kommunikatoren heute etwas von Software verstehen sollten. Gute Software

helps to get stuff done: not filling out forms or filing pictures or retrieving records, but the endlessly difficult, challenging, everyday stuff of understanding what is going on around us.

Mark Bernstein hebt Anna Rogozinskas Präsentation über Diätblogs auf der BlogTalk als fine bit of fine bit of Web scholarshiphervor:

here’s a lot to be learned, here, both descriptive and prescriptive; I’m not sure we know a lot more about cultivating Web and Wiki communities than we did when Powazek wrote the book.

Die Präsentation auf Slideshare:

Anna Rogozinska beschreibt ihre Arbeit hier; Notizen von Stephanie Booth hier

Anna Rogozinska untersucht, wie Bloggerinnen ihre Identität konstruieren, sie spricht von writing the self und fragt komplemetär how to ‚read‘ identity from the logovisual discourse of the internet.
Sie spricht vom Kontext als einem Schlüsselbegriff der anthropologischen Untersuchung des Internet, und unterscheidet dabei zwischen medialem, sozialem und kulturellem Kontext. Obwohl sie einen ganz anderen Ausgangspunkt hat, gibt es hier eine Brücke zu Teun A. van Dijks Untersuchungen von Kontextmodellen (meine ersten Notizen dazu hier). Vielleicht stellt sich hier die Frage nach dem Verhältnis von Kontext und repräsentiertem Kontext oder Kontextmodell.

Mich interessiert, ob sich Anna Rogozinska auch mit der Beobachtung/Beobachtbarkeit von Blogs und der wechselseitigen Regulierung (z.B. einer von außen zugeschriebenen Identität) beschäftigt hat. Wo findet die Konstruktion der Identität statt? Beim Bloggen oder beim Lesen des Blogs in seinem Kontext?

Mark Glaser: Distinction Between Bloggers, Journalists Blurring More Than Ever.

Könnte zu einem neuen Meme werden: Es geht nicht mehr um Bloggen oder Journalismus, es entsteht eine Vielzahl von unterschiedlichen Genres des Online-Schreibens, die den Journalismus aus der Vor-Web-Welt langsam aufsaugen.

Glaser behandelt das professionelle Bloggen in den USA ausführlich, darunter auch die ethischen Aspekte. Er beschreibt wie sich die Grenzlinien zwischen traditionellen Medien und Weblogs verwischen. Dabei fragt er vor allem, was journalistische Professionalität in dieser Grenzzone bedeutet. Immer mehr Zeitungswebsites bieten Blogs an, über 50 gehören inzwischen allein zur New York Times. Und immer mehr kommerzielle Blogs beschäftigen ausgebildete professionelle Journalisten. Wichtig ist nicht mehr die Frage „Blogpost oder Artikel?“, sondern wie vertrauenswürdig die Quelle ist oder ob jemand anderes als die Autorin einen Text redigiert, bevor er publiziert wird. Für Glaser ist klar, dass

a new type of hybrid online journalism — combining original reporting, aggregation and audience involvement — could produce top-notch investigative work.

Zwei Beobachtungen:

  1. turi2, eine Mischung aus Weblog und Branchendienst. Bei einer Diskussion über ein Interview ist mir neulich aufgefallen, dass es Peter Turi vielleicht nicht anders geht als mir bei meinem Ausflug zur ÖVP vor einem Jahr. Man schreibt online mehr als offline nicht nur über, sondern auch mit und für oder auch gegen.

  2. Eine ganz andere Ebene: Blogs als Komponente von anderen Formen, z.B. Wikis. Das hat eigentlich schon mit Chris Langreiters vanilla begonnen. Walter Rafelsberger integriert sein Blog ganz anders in ein Wiki. Blogs darf man sicher nicht „essentialistisch“ verstehen, das Bloggen ist nur ein Element oder Strang in einem größeren, z.B. journalistischen Netzwerk.