Caroline Little, Verlegerin und CEO der Washington Post, hat in einer Keynote bei der britischen Association of Online Publishers dargestellt, was die Post auf dem Gebiet des Lokaljournalismus unternimmt und was geplant ist. Die Washington Post ist nicht nur eine der bekanntesten Zeitungen der USA, sie ist dort auch eine der wichtigsten Lokalzeitungen. Übrigens wird die gedruckte Ausgabe nur im Gebiet von Washington D.C. verkauft. In den USA erreicht die Post mit 40% die höchste Marktdurchdringung aller lokalen Online-Nachrichtenangebote (das entspricht 1,3 Millionen Benutzern im Monat). Die lokale und die internationale Ausgabe zusammen kommen im Monat auf 9 Millionen Benutzer und 250 Millionen Page Views.

Seit einigen Jahren baut die Post ihr lokales Angebot intensiv aus. Wie in einem Labor kann man bei der Washington Post beobachten, was im kommerziellen Online-Lokaljournalismus möglich ist und was funktioniert. Das dahinterstehende Konzept bringt Martin Stabe auf die Formel: very deep information at a very local level . Man kann sie vielleicht mit „so lokal und so tief wie möglich“ wiedergeben. Im Folgenden ein paar Notizen, als Teil einer Materialsammlung zum Thema hyperlocal journalism.

Lokal und International

Caroline Littles Präsentation hieß Hyperlocal and International. Die Ansprüche der Benutzer an die lokale und an die internationale Ausgabe unterscheiden sich so stark, dass beide als eigene Geschäfte verstanden werden müssen. Die Post hat für lokale und internationale Leser unterschiedliche Startseiten; dabei entscheiden der URL der Leserin und ihre Angaben während der Registrierung darüber, welche sie zu sehen bekommt. Ganz unabhängig voneinander sind das lokale und das nationale/internationale Angebot nicht. Das große Gesamtangebot der Post erlaubt es, Benutzer auf die Lokalseiten weiterzuleiten. Gemeinsam ist auch die Marke; die brand awareness zu vergrössern ist das Hauptziel vieler Änderungen und Ergänzugen der Site in den letzten Monaten.

Kundenbindung und Anzeigengeschäft

Lokale Benutzer besuchen die Site öfter als User aus den übrigen USA und aus dem Ausland. Sie gehen tiefer in das Angebot und klicken mehr Seiten an. Die lokalen Benutzer sind für nur 10% des Gesamttraffics verantwortlich, aber für 90% der Page Views. Die große Leserbindung, die Intensität der Nutzung und die Lokalisierung machen das lokale Angebot für Anzeigenkunden besonders interessant. Es sorgt für 60% der Online-Werbeeinnahmen der Zeitung. Viele Anzeigenkunden betreiben nur in der Washington Post Online-Werbung, weil sie nur hier Kunden lokal gezielt anspechen können.

Lokalisierung

Die lokalen Anzeigen sind eine Komponente der Lokalisierung des Inhalts, sie unterscheiden sich bis auf das Niveau der counties voneinander. Eine ganze Reihe weiterer Funktionen sorgen für ein Maximum an lokaler Information und lokaler Relevanz. Eines der wichtigsten Features ist dabei der Local Explorer. Dabei handelt es sich um eine thematische Karte auf der Basis von Google Maps. Man findet u.a. Lebensmittelläden und Drogerien, Krankenhäuser, Büchereien, Kinos, Museen, religiöse Stätten, Postämter und Restaurants.

Auf lokaler Ebene arbeiten Blogger, die in den Communities verwurzelt sind. Intensiv bemüht sich die Post um lokalen Video-Content. Lokalreporter wurden mit 75 kleinen Videokameras ausgestattet und darin geschult, real-life-stories sofort aufzunehmen. Ein Beispiel für erfolgreichen lokalen Video-Inhalt: Pearls Before Breakfast. Der Auftritt eines berühmten Violinisten als Straßenmusiker löste intensive Diskussionen unter den Lesern aus; sie fingen an, über ihr eigenes Leben zu erzählen.

Die Entwickler der Post konzentrieren sich im Augenblick auf Inhalte für mobile Geräte wie iPhone und Blackberry. Für das Frühjahr 2008 ist ein Relaunch geplant. Interessant auch für die lokale Version ist, dass alle Inhalte in der Datenbank mit Keywords getaggt sind, so dass den Benutzern Artikel gezielt aufgrund ihrer Suchgeschichte zugespielt werden können. Außerdem werden so insgesamt 300.000 Seiten zu verschiedenen Themen generiert.

Die Washington Post bietet auch in ihrer Lokalausgabe in erster Linie ein redaktionell erstelltes Angebot; social media-Features spielen nur eine untergeordnete Rolle. Um Interaktivität, vor allem Diskussionen der Leser, zu ermöglichen, verwendet die Post die Tools des Dienstleisters Pluck

LoudonExtra

Der Local Explorer ist vor allem für die innerstädtischen Leser interessant und dort offenbar sehr erfolgreich. Um die Leserschaft in den Vororten zu erreichen experimentiert die Post mit spezifischen hyperlokalen Angeboten. Gestartet hat man mit LoudounExtra.com für eine wohlhabende Gemeinde mit etwa 250.000 Einwohnern. Eine ähnliche Site soll demnächst in einem anderen Gebiet gelauncht werden. Dabei will die Post bis auf die Ebene von Dörfern heruntergehen. Sehr dichte Information auf einer sehr lokalen Ebene bleibt das Ziel. (Siehe dazu u.a. The Washington Post to Trade in Hyperlocal News on the Web – The New York Times)

Quellen für die Little-Präsentation: Inflection Point: Washington Post – local and international, Press Gazette Blogs – Fleet Street 2.0 » @AOP: WPNI’s Caroline Little: How the Washington Post caters for both hyperlocal and global audiences, Falling Off A Blog: Caroline Little, CEO Washingtonpost.Newsweek Interactive, @AOP: Managing both local and global audiences | PDA: The Digital Content Blog | Guardian Unlimited, Washington Post in web 3.0 push | New media | MediaGuardian.co.uk


community-guidewashingtonpostcom
Ursprünglich hochgeladen von Heinz Wittenbrink

Den Screenshot rechts habe ich mit zwei Firefox-Addons in diesem Blog untergebracht: Pearl Crescent Page Saver, um dem Screenshot zu erstellen; Fireflix, um ihn upzuloaden. Beide Addons verwende ich zum ersten Mal, beide wirken sehr brauchbar. (Gebloggt habe ich direkt von der Seite des Fotos bei flickr und das Posting nachträglich im Editor getaggt.)

Ich blogge manchmal über meinen Arbeitgeber, die FH Joanneum, und ich möchte es auch weiterhin tun. Wie weit darf ich dabei in der Kritik gehen? An der FH gibt es keine blogging policy oder gar Richtlinien für Blogger. Deshalb suche ich bei anderen Firmen nach Vorbildern, Beispielen und Argumentationshilfen. (Dass an der FH als einem öffentlichen Unternehmen und einer Hochschule besondere Regeln gelten müssen, habe ich neulich schon geschrieben.)

Lesenswert (und IBM-typisch sympathisch/betulich/ausführlich) sind die IBM blogging guidelines. Sie sollen das Bloggen erleichtern und nicht erschweren. to learn und to contribute sind oberste Werte.

Ein schöner Satz aus den Guidelines — man wünscht sich, er würde endlich zur Binsenweisheit werden:

As our business activities increasingly focus on the provision of transformational insight and high-value innovation – whether to business clients or those in the public, educational or health sectors – it becomes increasingly important for IBM and IBMers to share with the world the exciting things we’re doing learning and doing, and to learn from others.

Interessant ist übrigens, dass Bloggen bei IBM ausdrücklich nicht als Bestandteil der Public Relations angesehen wird, jedenfalls nicht im Normalfall.

IBMers should not use this medium for covert marketing or public relations. If and when members of IBM’s Communications, Marketing, Sales or other functions engaged in advocacy for the company have the authorization to participate in blogs, they should identify themselves as such.

Die Qualität dieser Richtlinien lässt sich erklären. Sie wurden nicht vom Management oder einer Abteilung für Unternehmenskommunikation entwickelt, sondern von erfahrenen IBM-Bloggern in einem Wiki. James Snell beschreibt den Prozess und auch das öffentliche Echo. (Interessante Links in den Reaktionen auf Senlles Posting)

Die Guidelines verweisen auf die IBM Business conduct guidelines. Beide fordern, dass öffentliche Äußerungen deutlich erkennbar im eigenen Namen erfolgen müssen; ein Angestellter darf nicht als Firmenmitglied sprechen, wenn er nicht dazu autorisiert ist.

Wieviel Kritik an IBM geduldet wird, bleibt offen. Am deutlichsten ist die Formulierung der Guidelines:

Further, blogs hosted outside of IBM’s protected Intranet environment must never be used for internal communications among fellow employees. It is fine for IBMers to disagree, but please don’t use your external blog to air your differences in an inappropriate manner.

Was appropriate und was inappropriate ist, muss wohl immer wieder ausgehandelt werden. Wie ein solcher Verhandlungsprozess aussehen kann (muss?), erklärt Sam Ruby, einer der IBM-Mitarbeiter mit einem Blog outside of IBM’s protected Intranet environment:

One of my early managers once shared with me the following piece of advice: if you don’t get your hand slapped at least twice a year, you aren’t pushing the boundaries hard enough.

In privilegierter Position (vor den Kollegen von den Mainstream-Medien…) auf dem ÖVP-Perspektiven 2010-Event. Ich denke an einen Satz von Helmut auf dem Barcamp gestern: Wichtig für soziale Medien in der Politik ist, wie sich der long tail artikulieren kann, z.B. die unbekannte Expertin an der Basis. Ich bin gespannt.

Außer mir bloggen Alexandra, Georg und Tom. Wir taggen die Posts mit http://technorati.com/tag/perspektiven2010. Ob ich als ergrauter Ö1-Hörer aus Deutschland in die Zielgruppe passe, die die ÖVP erreichen will, indem sie Blogger einlädt?

Gelegentlicher Applaus, Fernsehkameras, technoartige Musik. Der Saal ist durch Säulen verstellt, man kann das Event aber auf zahlreichen Flatscreens verfolgen.

Längerer Applaus, Wilhelm Molterer ist eingetroffen. Die Kameras konzentrieren sich auf ihn, er sitzt in der ersten Reihe neben Josph Pröll. Die Delegierten sitzen auf Holzkloppstühlen, zwischen denen sich die Fernsehkameras bewegen wie Starwars-Monster. Wier erfolg, diemal für die Außenministerin, die nicht viel niedriger ist als die Kameras.

Einleitung des Moderators: Warum der VIP-Raum des Ernst-Happel-Stadions? VIP=“Vielfalt in der Politik“… Dann der obligate Schmäh über die österreichischen Aussichten bei der Euro 2008. Jetzt wird ein Video über die Arbeit der Perspektivgruppen vorgeführt, konzentriert auf die Vorsitzenden der Perspektivengruppen (mögliches Tag: sympathisch, aber etwas zu laut).

Immer wieder Einblendung der bunten Tagcloud, um die sich das Design des ganzen Events bewegt. Vier Vorsitzende von Perspektivgruppen werden an einen runden Tisch auf dem niedrigen Podium gebeten. Tags: Vielfalt, Sepp Pröll als moderner Mann und moderner Politiker). Ich muss wieder an das BarCamp denken, den riesigen Unterschied aber auch die intendierte Gemeinsamkeit. Der Persepektivprozess wird dargestellt – vielleicht durchaus zu Recht – wie ein riesiges Social Media-Event, aber in einer Hochglanzinszenierung.

Neues Tag: wirtschaftsfreundliche Gesamtstimmung.

Siegfried Nagl zu Integration und Sicherheit. Akzent wieder auf der Vielfalt, und der

Beteiligung von nicht-ÖVPlern.

Der Moderator nennt das Stichwort „Hauptwort – und Symboldiskussion“. Die Statements sind

vorbereitet, und immer klingt der Wahlkampf an, vor allem jetzt, denn es geht schon um die

Schule.

Moderator: „Es ist eine kleine Revolution gelungen, nämlich die Lehrer im Sommer zum

Arbeiten zu bringen.“

Fliegender Wechsel zur Familie (Tags: leicht verständlich dargestellt,

Paradigmenwechsel). Deutliche Hinweise auf die Veränderungen der Familienformen.

Zurück zur Wirtschaft. (Tag: unternehmerischeres Österreich). Die Inhalte muss ich hier

nicht referieren. Es geht um Neugründungen und Beschaffung von Risikokapital, um kleine und

kleinste Unternehmen. Wieder ähnliche Inhalte wie beim Barcamp, wieder eine ganz andere

Form.

Jetzt wird Josph Pröll auf die Bühne gebeten.

Pröll dankt den Arbeitsgruppen und ihren -leiterinnen. Geht wieder auf den Platz ein: „…

wir dort hingehen wo die Menschen sind“. Begrüssungen…

Pröll beginnt eine klassische politische Rede: … Optimismus… Erfolgsweg… Und da gab es

sehr viele Stationen…Motor erfolgreicher Arbeit…

Zahlem: 10000 Menschen in den Perspektivgruppen, 100 Veranstaltungen, 1 Million Zugriffe

auf die Homepage

Betonung auf: Vielfalt, alle Gesellschaftsschichten, alle Altersgruppen. „Politik entlang

der Lebensverläufe“, „Übergänge unterstützend begleiten“, „selbstbestimmtes Leben“.

(Mögliches Tag: Übergänge). „Wer Diskussion verlangt, muss auch mit Widerspruch leben

können.“

Fundament, Identität der Volkspartei. Klassische Positionsbestimmung „Patriotismus ist die

Liebe zu den Seinen, Nationalismus ist Hass auf die anderen“. „Ja zum Leben“.

Jetzt aber wieder die „Lebenszyklen“. „Für uns ist Familie dort, wo Kinder sind“. Applaus,

als er sagt: „Die beste Form ist nach wie wor die Ehe“.

Wie gelint es uns die Fachhochschulen zu erweitern? Erwähnung von Wirtschaftsnähe, der

Notwendigkeit, Universitäten und Fachhochschulen zu erhalten (Mögliches Tag:

Leistungsträger)

„Weg mit dem Stigma des wirtschaftlichen Scheiterns“

Tag: Moderne konservative Volkspartei

Pröll sitzt, weil er ein Bein gebrochen hat, das unterstreicht die Ruhe, die er ausstahlt. Er gestikuliert sehr sparsam, fast nur mit dem linken Unterarm.

Die ÖVP lässt übrigens parallel live bloggen, so dass ich mit Zitate sparen kann. Dort werden die zentralen Aussagen prägnant hervorgehoben.

Wie ist mein Eindruck von der Veranstaltung? Inhaltlich habe ich bisher fast nichts gehört, was ich nicht unterschreiben könnte – auch wenn für mich manchmal mehr mehr wäre, z.B. bei der Eheschließung von Homosexuellen. In der Form ist der Wechsel des Stils vom Monolithischen zum Pluralistischen, von der Oräsentation der Granden zur Inszenierung der Basis deutlich beabsichtgt, aber noch unvollkommen verwirklicht.

Leider muss ich jetzt gleich nach Graz zurück, ich darf morgen meine Diplomprüungen nicht verpassen. (Jetzt kommt die Türkei, da würde ich Pröll wo nicht zustimmen. Obwohl: Er fordert am Ende von Verhandlungen eine Volksabstimmung, auch da ist ihm schwer zu widersprechen.) Ich werde mich über den Rest der Veranstaltung im Netz informieren und morgen weiterbloggen.

Jetzt kommt noch der Satz: „Die Bürger von Betroffenen zu Beteiligten machen“. Tag, hoffentlich: Partizipation.

Ich sitze in der Kantine des Museumsquartiers, meinem mobilen Büro in Wien. Ich habe zwei Tage BarCamp hinter mir. Für heute abend hat mich Alexandra Nussbaumer zu einem Event eingeladen, bei dem die Arbeit der Perspektivengruppe der ÖVP präsentiert wird; ich werde es als Blogger begleiten.

Ein lässiger Herbsttag, nach dem Schlammassel der letzten Wochen an der FH genieße ich die Urbanität. Zeit zum Nachdenken, zum Nacharbeiten und hoffentlich zum Schreiben…