Ich habe mich in der letzten Zeit mit Texten zu Praxistheorien beschäftigt, vor allem mit Robert Schmidts Soziologie der Praktiken. Jetzt lese ich Pickerings Mangle of Practice. Ich habe schon ein paarmal vergeblich versucht, so etwas wie Lektüre-Ergebnisse zu formulieren, die ich dann als Basis für eigene Untersuchungen oder Texte verwenden kann. Die Schwierigkeiten hängen nicht nur damit zusammen, dass diese Texte von meinem eigentlichen Interessensgebiet, den Online-Publikationen, weit entfernt sind. Sie ergeben sich auch daraus, dass diese Theorien selbst vor allem als Instrumente gedacht sind, um empirische Untersuchen durchzuführen, und nicht als scholastische (Bourdieu) Theorien, also als Selbstzweck (und das wiederum hängt mit einem ganz anderen Theorieverständnis zusammen, als es zum Beispiel beim Sprechen von Medientheorie oder Systemtheorien meist vorausgesetzt wird). Continue reading

— Florian Gossy (@floriangossy) December 20, 2012

Über die Feiertage habe ich das Multimedia-Feature Snow Fall: The Avalanche at Tunnel Creek der New York Times gelesen—und danach nicht wenige Artikel darüber (einen guten Überblick liefert Mediagazer; interessant die Diskussion auf Reddit). Snow Fall ist viel gelobt worden, vor allem wegen der Art und Weise, wie Medien und Text aufeinander bezogen sind. Das ist aber nur ein Grund dafür, dass dieses Feature bemerkenswert ist. Der Text selbst ist von hoher literarischer Qualität und entspricht in seiner Schreibweise der Art und Weise, wie die Medien in ihm erscheinen. Interessant ist auch, wie in diesem Feature Medien und Daten verarbeitet werden, die von den Akteuren selbst erzeugt wurden. Und als eigenständiges Projekt in mehreren Kanälen zeigt das Feature neue Möglichkeiten journalistischer Publikationen jenseits vorweg definierter Zeitungs- oder Magazinformate. Continue reading

Meist beschäftige ich mich mit eher kurzen Formen für das digitale Publizieren, mit Blogposts oder Tweets. Kaum beachtet habe ich in den letzten Jahren leider das längstmögliche Format, nämlich das E-Book. Morgen werden Jutta Pauschenwein und ich auf der iUNIg-Tagung zum E-Book einen Workshop zum Thema Neue E-Book Formate – eine Chance wissenschaftliche Arbeiten zu publizieren? moderieren—für mich eine Gelegenheit, mich endlich wenigstens etwas in dieses Thema einzuarbeiten.

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Vor ein paar Tagen habe ich das lange erhoffte Invite zu Branch bekommen und gleich eine Branch gestartet. Nach dieser ersten eigenen Erfahrung erscheint mir Branch noch interessanter als vorher. Branch repräsentiert für mich—ähnlich wie das bei Google leider gescheiterte Wave—eine eigene, neue Gattung oder ein neues Genre von Online-Texten: im Ansatz dialogisch (man kann monologisch bloggen, aber nicht branchen) und zugleich hypertextuell, weil verschiendene Zweige miteinander in einer nicht-hierarchischen Weise verknüpft sein können.
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Wer sich für Content-Strategie und User Experience-Design interessiert, kann sich darüber am Donnerstagnachmittag im Wahrnehmungslabor der FH Joanneum unterhalten. Das Web Literacy Lab organisiert das Meeting zusammen mit den Design-Studiengängen der FH im Rahmen des Designmonat Graz. Wir haben Christian Henner-Fehr und Judith Denkmayr aus Wien eingeladen und hoffen auf Input aus der Praxis zum Thema Webinhalte. Konrad Baumann und seine Studenten werden über ihre Forschungen zur (katastrophalen) Usability der Websites großer österreichischer Firmen beerichten. Brigitte Radl und ich werden kurz präsentieren, was Content-Strategie ist und warum wir uns beim WLL darauf konzentrieren.

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Ein sehr provisorischer, nicht zuendegedachter Gedanke: Können wir den traditionellen Anspruch auf eine Makrotheorie der Gesellschaft und die herkömmliche Vorstellung von sozialem und medialem Einfluss, die von einer Art Pyramide einflussreicher und stufenweise weniger einflussreicher Handelnder ausgeht, zusammen über Bord werfen? Ich weiss, dass ich mich sehr naiv ausdrücke—ich will etwas formulieren, das mir selbst alles andere als klar ist.

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