In den letzten Tagen habe ich drei Vorträge über Social Media gehalten, einen zusammen mit Julian. Dabei habe ich in allen dreien ein snippet verwendet, auf das ich durch mspro gekommen bin. Ich will es hier nur notieren, es muss noch weiter gedacht werden. Ich habe von drei Dimensionen des Kontrollverlusts gesprochen und sie mit Schlagworten oder -sätzen benannt:

Drei Weisen, die Kontrolle über seine Publikationen abzugeben, die für Social Media oder Webpublikationen typisch sind. Man publiziert, bevor die eigene redaktionelle Kontrolle zuende ist, weil man alles publizieren kann und weil möglicherweise andere besser redigieren können als man selbst. Wie die Publikation letztlich aussieht, ist nicht das Ergebnis einer Strukturierung oder Komposition durch den Autor, sondern der Abfragen oder Queries bzw. Requests des Lesers. Welche Information in eine Publikation eingehen und wie etwas Publiziertes weitergegeben wird, wird nicht von einer Hierarchie bestimmt, sondern von einem Netz miteinander verbundener Personen.

Eine herkömmliche Publikation, z.B. in einem Verlag, wird „zuende“ redigiert, die Elemente werden zusammengesetzt, bis eine optimale Form erreicht ist, und sie gelangt über definierte Vertriebswege an ihr Publikum. Online Inhalte sind tendenziell unfertig oder unabgeschlossen, sie werden frei kombiniert, und sie verbreiten sich viral. Das ist die Produzenten- oder Senderseite.

Der Empfänger bearbeitet/redigiert/transformiert weiter, er steuert durch Requests interaktiv, was er liest oder rezipiert, und er stellt sich sein eigenes Netz von Informationsquellen zusammen.

Die eine Seite ist Kontrollverlust, die andere Seite bezeichnet ein Ausdruck wie Emergenz, den z.B. Andrew McAfee benutzt. Es entsteht etwas nicht vorhersehbar Neues. Die kontrollierte, linear produzierte Publikation passt zu einer kontrollierten, sich linear entwickelnden Umwelt. Emergente Publikationen gehören in eine Umwelt, die komplex und unvorhersehbar ist, sie sind Phasen in einem evolutionären Prozess.

Ist der Verlust der Kontrolle auch ein Verlust an Qualität? ich glaube, dabei handelt es sich um verschiedene Dimensionen. Die Qualität einer Publikation ist nie nur das Ergebnis von Kontrolle. Es geht eher darum, wie vielleicht beim Jazz, immer besser zu improvisieren und das, was da ist, immer neu zu variieren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.