Ich habe mir gestern Johannes Hanos Doku über Trump und Musk (Hano, 2025) angesehen und auch den vollständigen Standard-Podcast mit Hano angehört (Retschitzegger, 2024; auf die Kurzversion hatte ich schon hingewiesen). Hanos Recherchen zufolge ist es so gut wie sicher, dass Trump über Jahrzehnte vom KGB und seinen Nachfolgeorganisationen „kultiviert“ wurde, dass das Umfeld amerikanischer Tech-Oligarchen mit Agenten durchsetzt wurde und dass es mehrere Gespräche zwischen Musk und Putin gab (was beide abstreiten). Hanos Hauptaussage ist, dass Trump, die Tech-Bros und die russische Führung Verbündete in einem konsequenten Kampf gegen die westliche Demokratie sind, dem sich nur noch ein vereintes Europa wirksam entgegenstellen könnte.
Zu den entlavendsten Einzelheiten des Films gehört ein Ausschnitt aus einem Interview mit Trump unmittelbar vor der russischen Vollinvasion der Ukraine im Februar 2022. Darin spricht Trump vom „Genie“ Putin, der jetzt Hunderttausende von „peacekeapers“ in die Ukraine schicke. Trump behauptet zwar, er hätte das als Präsident verhindern können – vermutlich, um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, er verrate amerikanische Interessen. Aber er rechtfertigt die Invasion als vorbildlich und wünscht sogar, die USA sollten ähnlich viele Truppen an ihre Südgrenze schicken wie Russland in die Ukraine. (Die Zitate Trumps mit Link zum Originalinterview finden sich in Gedeon, 2022.)
Der Film macht auch sichtbar – noch mehr durch die Bildsequenzen zu Elon Musk als durch den Text – dass die autoritäre Herrschaft Trumps nicht nur den Interessen der Superreichen (in den USA, aber auch in Russland und anderen Petrostaaten) dient, sondern dass sie als Medienphänomen engstens mit dem Lifestyle dieser Gruppen gekoppelt ist. Die demonstrative Verschwendung von Ressourcen und die Missachtung der gerade von der Rechten eingeforderten moralischen Prinzipien signalisiert dabei dem Rest der Gesellschaft, wie aussichtslos es ist gegen die Oligarchie zu kämpfen. Sie ist ein – von den Medien gern verstärktes – weiteres Instrument der Desinformation.
Der Film dokumentiert genug Gründe dafür, Trump abzusetzen. Die Argumente dafür, dass er russische Interessen vertritt, sind erdrückend. Viele der Indizien zu Trump sind schon lange bekannt sind (siehe u.a. Johnston, 2020); neu sind wohl vor allem die Recherche-Ergebnisse Hanos zu Musk. Einige der Gewährsleute Hanos sind Profis in Desinformationsoperationen und deshalb nur bedingt glaubwürdig. Es gibt aber wenig Grund, an der Glaubwürdigkeit etwa des früheren FBI-Chefs James Comey oder des ehemaligen Sacharow-Beraters Scott Horton zu zweifeln. Dass Trump systematisch alle Einrichtungen demontiert hat, die die USA vor russischer Desinformation schützen, ist ein zusätzlicher Beleg für die Deckungsgleichheit der Interessen der Trump-Administration und der russischen Führung.
Hanos Film informiert vor allem über die Nahverhältnisse zwischen Trump, den Tech-Oligarchen und dem russischen Regime. Diese Informationen sind wichtiger als die Aussagen über Geheim-Operationen, so plausibel diese auch sind. Hano beschäftigt sich nicht mit dem Kontext der Beeinflussungs-Operationen, die er aufdeckt, also z.B. nicht mit den geopolitischen Folgen des Öl- und Gasbooms in den USA und mit dem Interesse Russlands und Amerikas am arktischen Raum. Er bestätigt aber, dass das Agieren Trumps zu einer langfristig angelegten Strategie gehört die Demokratie zu zerstören. Sein Film ist eine weitere Warnung davor, diese Strategie nicht ernst genug zu nehmen und die USA als Gegner auch der europäischen Demokratien zu unterschätzen.