In seinem gestrigen Daily Briefing weist Carbon Brief auf eine neue Studie hin, in der zum ersten Mal eine globale Grenze für die Speicherung von CO2 in geologischen Lagerstätten angegeben wird (Gidden et al. 2025). Es geht um den Storage-Teil dessen, was meist als Carbon Capture and Storage bezeichnet wird. Carbon Brief zitiert einen Bloomberg-Artikel über die Studie (Mazneva 2025); die BBC hat eine gute, frei zugängliche Zusammenfassung veröffentlicht (Willmoth 2025). Die Studie selbst – ich habe gerade in sie hineingelesen – ist verständlich und prägnant formuliert, diskutiert viele Aspekte von CCS und fasst Daten zum aktuellen Stand der Verwendung von CCS zusammen.
CCS taucht in der Öffentlichkeit immer wieder als klimapolitisches Wunderheilmittel auf. Einerseits soll es rechtfertigen, gewohnte Techniken weiterzuverwenden, obwohl sie Treibhausgase ausstoßen. Andererseits soll es in Zukunft dazu dienen, CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen, wenn die vom Pariser Abkommen definierten Grenzen überschritten sind – und dass es zu diesem Overshoot kommen wird, ist sicher. CCS spielt eine wichtig Rolle in Klimaszenarien, in denen die Temperaturen in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wieder reduziert werden sollen.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich in der Erdkruste einigermaßen risikofrei nur ein Zehntel der CO2-Menge speichern lässt, von der man bisher meist ausgegangen ist. Die Temperaturen würden sich um etwa 0,7° reduzieren lassen, wenn man diese Kapazitäten ausnutzt. Diese Menge reicht also auf keinen Fall aus, um die zu erwartenden Temperaturerhöhungen um 3° zu kompensieren. Die Autor:innen der Studie – darunter sind sehr prominente Namen – warnen eindringlich davor, auf CCS zu setzen statt die Emissionen schnell und radikal zu reduzieren.
Vor noch gar nicht langer Zeit wurde in Deutschland (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie 2024) und Österreich (Kern 2025) CCS von der offiziellen Politik ins Spiel gebracht – rhetorisch immer als Alternative zu einer konsequenten Klimapolitik jetzt. Die Studie zeigt, dass man auf ein Luftschloss setzt, wenn man CCS als Alternative zur Emissionsvermeidung versteht (auch wenn es nötig sein wird CCS zu verwenden und es richtig ist sich darauf vorzubereiten). Der Text – zu den Verfassern gehört auch Hans-Joachim Schellnhuber – spricht ausdrücklich von einer planetaren Grenze für die Speicherung von CO2 in der Erdkruste.
Die Studie ist ein entscheidender Beitrag um die Schlüssel-Größen zu verstehen, um die es in der Klimapolitik geht. Sie zeigt, dass die physische Gestalt der Erde – die Aufnahmemöglichkeiten der Sedimentbecken – die wirtschaftlichen und politischen Handlungsmöglichkeiten und -folgen bestimmt. Und damit zeigt sie wieder einmal – aber mit neuen präzisen Argumenten – wie weit die aktuelle Politik von einer „Politik der Erde“ entfernt ist.