(Dieses Posting wird Lesern, die sich nicht für Themen wie das Max OS X oder Emacs begeistern können, wohl etwas seltsam erscheinen. Ich bitte sie, ein anderes Mal hier vorbeizuschauen. Ich werde gelegentlich wieder vernünftig.)

Mein Arbeitgeber hat mich mit einem neuen MacBook ausgestattet, mit 2 GB RAM und Leopard als Betriebssystem. Im letzten Jahr habe ich meist auf einem Windows-Notebook gearbeitet, oft auch an einem iMac in meinem Büro, aber ohne die Mac-spezifischen Features zu nutzen. Jetzt muss ich mich fast wieder an den Mac als meine Plattform gewöhnen. Um es mit meinem Sohn David zu sagen: Geil! Coltrane statt James Last…

Mit diesem Rechner möchte ich umgehen können wie mit einem Instrument. Ich möchte das Gerät so konfigurieren und seine Funktionen so gut lernen, dass ich mich darauf konzentrieren kann zu schreiben. Und zu den guten Vorsätzen gehört auch, zu dokumentieren, was ich installiere oder verändere und was ich lerne. Damit fange ich hier an; vielleicht hat irgendeine Leserin ähnliche Probleme, vielleicht erhalte ich ja auch ein paar Tipps.

Die wichtigste Software für mich ist ein Texteditor. Ich schreibe am liebsten mit dem Emacs, auf diesem Gerät in seiner OS X-Spielart Aquamacs. Um das Notebook wirklich wie ein Instrument benutzen zu können, muss ich auch die verschiedenen Kommando- und Funktionstasten blind bedienen können; das beherrsche ich bisher nicht. Eine Schwierigkeit beim Verwenden des Emacs auf einem MacBook: Es gibt rechts keine ctrl-Taste. Viele Emacs-Befehle lassen sich deshalb nicht bequem ausführen. Erst nach einigem Suchen habe ich in Remapping keys in Mac OS X 10.4 gefunden, wie sich die rechte Apfeltaste (cmd) in eine ctrl-Taste verwandeln lässt, ohne zusätzliche Software zu installieren. Das klappt bei Leopard so gut wie bei dem hier beschriebenen System 10.4.

Eine wichtige Ergänzung: Der markdown-mode, der Markdown-Markup farbig unterlegt und Shortcuts für die Eingabe zur Verfügung stellt. Ich benutze Markdown, um mein Weblog zu schreiben. Auch beim Markdown-Mode bin ich nicht sofort dahinter gekommen, wie man ihn installiert. Den Lisp-Code zur Installation muss man offenbar in die Datei ~/Library/Preferences/Aquamacs Emacs/Preferences.el schreiben statt in das gewohnte ~/.emacs.

(Gäbe es nicht bequemere Editoren als ausgerechnet den Emacs? Ich kann es nicht beurteilen. Ich halte an ihm fest, weil ich ihn wenigstens etwas kenne, weil ich hin und wieder den nXML mode zum Editieren von XML brauche, und weil er unter jedem Betriebssystem funktioniert. Ausserdem mag ich das archaische look-and-feel des Emacs.)

Den nächsten Schritt bewahre ich mir für einen neuen Eintrag auf: Wie schaffe ich es, Aqamacs über das Firefox-Addon It’s All Text! als Editor für HTML-Textfelder zu starten. Bisher verhindern das bei mir wohl die zusätzlichen Sicherheitseinstellungen von Leopard.

Tiddly Seit ein paar Wochen probiere ich, meinen Unterricht mit TiddlyWikis vorzubereiten, und benutze sie auch zum Präsentieren. Ich bin in die Feinheiten dieses Tools (es ist schon lange kein Geheimtip mehr) noch nicht sehr weit eingedrungen. Es gibt inzwischen eine Reihe von unterschiedlichen Versionen, Plugins und Addons — TiddlyWiki wird von einer großen Fan- und Entwicklergemeinde unterstützt (wie ich sie dem leider immer noch zu den Software-Rara zählenden vanilla wünschen würde). TiddlyWiki ist ein interessantes und in seinem Minimalismus sehr sympathisches Werkzeug, um Texte zu schreiben, die hochgradig verlinkt sind und sich unterschiedlich präsentieren lassen. Jedes TiddlyWiki ist ein Container für Microcontent, der sich frei rekombinieren lässt.

Ein TiddlyWiki besteht aus einer einzigen HTML-Seite; alle Wiki-Funktionen werden mit JavaScript realisiert. Man braucht außer einem Browser keine weitere Software, um das Wiki zu erstellen und zu schreiben.

Anders als ein übliches Wiki besteht ein TiddlyWiki nicht aus einzelnen Seiten, sondern aus Bausteinen, den Tiddlers. Ein nicht weiter modifiziertes TiddlyWiki zeigt die Überschriften der Tiddlers in einer Liste rechts an; klickt man auf einen Titel, öffnet sich der Abschnitt auf der Seite oben. Klickt man zweimal auf den Titel, kann man der Tiddler editieren.

Ein großer Vorteil: Ein TiddlyWiki ist im Nu angelegt. Man speichert ein leeres Wiki ab und kann starten. Noch wichtiger finde ich, dass sich die Inhalte frei kombinieren lassen. Ich öffne fünf Tiddler zu einem Thema und stelle sie dann in einem anderen Zusammenhang neu zusammen. Jede Kombination von Tiddlern lässt sich über ihren URI abspeichern und als solche wieder aufrufen. Zu den vielen Plugins, die für TiddlyWiki entwickelt wurden, gehört eines, mit dem sich eine komplette Slideshow als Tiddler anlegen lässt.

Man kann eine TiddlyWiki wie jede andere Datei auf einem Server ablegen und im Browser öffnen. Änderungen lassen sich dann natürlich nur lokal speichern, und man muss die ganze Datei wieder auf den Server laden, um die aktualisierte Version zu publizieren. Es ist aber auch möglich, ein Tiddlywiki so zu konfigurieren, dass sich Änderungen direkt auf einen Webserver uploaden lassen.

Die einfachste Möglichkeit, eine TiddlyWiki auf einem Server zu installieren, ist tiddlyspot. Hier lässt sich in wenigen Minuten ein gehostetes TiddlyWiki einrichten. Wir haben an unserem Studiengang begonnen, ein Tiddlywiki über Webbasics zu schreiben; noch sind wir allerdings bei einer embryonalen Vorform.

Christian Fleck hat gestern in der Kleinen Zeitung* den Rektor der KFU kritisiert. Der hatte öffentlich verkündet, man werde auch den einen oder anderen Star an die die Universität holen und es zum Ziel seiner Arbeit erklärt, der KFU eine Spitzenposition unter den Universitäten Europas zu sichern. Dabei, so Fleck, erreiche die KFU in keinem der bekanten Rankings einen besseren als den 200. Platz. Sie könne auch weiterhin ihren Beschäftigten keine Arbeitsbedingungen bieten, die Spitzenleistungen wahrscheinlich machen.

Ich kann nicht beurteilen, ob Fleck Recht hat. Bemerkenswert und vorbildlich finde ich, dass er die Leitung der Hochschule, an der er arbeitet, öffentlich kritisiert.

Ich weiß schon, dass man das nicht tut:

beginnt Fleck seinen Kommentar, um fortzufahren:

Weder beschmutzt man seinen Betrieb in der Öffentlichkeit, noch kritisiert man seine Chefs dort. Doch die Universität ist eine andere Art von Betrieb und ihre Zukunft wichtiger als die Befindlichkeit ihrer Chefs.

So ist es. Hochschulen haben wichtige öffentliche Aufgaben und werden öffentlich finanziert. Lehrenden an Hochschulen wird die Autonomie garantiert. Hochschulen sind Orte des Diskurses, an denen Entscheidungen in einem rationalen Konsens gefunden werden sollten. Wer an einer Hochschule unterrichtet, ist zur öffentlichen Diskussion über seine Arbeitsbedingungen nicht nur berechtigt, sondern sogar verpflichtet, wenn Lehre und Forschung behindert werden — sei es durch politische Fehlentscheidungen, sei es durch machtverliebte Wissenschaftsmanager.

Christian Flecks Artikel ermutigt mich, Führungsentscheidungen an der Hochschule, an der ich arbeite, auch weiterhin zu kritisieren — und dabei die Öffentlichkeit vor allem dann nicht zu scheuen, wenn interne Diskussionen behindert oder unterbunden werden sollten. An der Fachhochule, an der ich unterrichte, kursiert der Satz: Wir sind nicht nur eine Hochschule, wir sind auch ein Unternehmen. Er ist falsch. Das Unternehmen FH Joanneum dient ausschließlich dazu, die Hochschule zu betreiben; das österreichische Fachhochschul-Studiengesetz erlaubt privatrechtlich verfasste Fachhochschulen nur, wenn der Hochschulbetrieb der wesentliche Unternehmenszweck ist.

Christian Flecks umfangreiche und sorgfältig gepflegte Website zeigt, dass er verkörpert, was man (naiverweise?) von einem Professor erwartet (das Wort Professor kommt von bekennen): Er nimmt öffentlich Stellung, wo er es aufgrund seines Wissens besser als andere argumentieren kann — und dabei ist er sich übrigens nicht zu schade, sich um das Geschehen in dem von seinen eigenen Bürgern gelegentlich als Kleinstadt verachteten Graz zu kümmern.

* (Print-Ausgabe vom 29.11.2007) Die Kleine Zeitung hält ihre besten Artikel leider immer noch für online-unwürdig, so dass ich ihn nicht verlinken kann. Da Fleck seine Zeitungsbeiträge auf auf seine Website stellt, wird man den Text sicher bald online nachlesen können.