Wir arbeiten jetzt seit zwei Wochen mit dem Social Media Classroom. Wir benutzen ihn für zwei Lehrveranstaltungen (PR im Web, Webbasiertes Arbeiten) als Content Management System und als einen virtuellen zusätzlichen Unterrichtsraum. An den Kurs über webbasiertes Arbeiten gekoppelt ist eine Schreibwerkstatt, in der einige der behandelten Tools gleich verwendet werden können. In der Veranstaltung zum webbasieren Arbeiten soll eine von den Studenten gepflegte Wissensbasis entstehen; abgesehen von 7 Rahmenthemen bestimmen die Studierenden selbst, was sie lernen wollen; für die Note wird bewertet, was und wie sie zur Wissenbasis beitragen, nicht was sie individuell als Wissen in einer Prüfung demonstrieren können. Das Wissen der Lehrenden wird also als Ressource genutzt, die inhaltliche Steuerung ist aber Sache der Studierenden.
Es ist natürlich viel zu früh für eine Einschätzung, ob dieses Konzept funktioniert. Die Studenten brauchen zuerst (wie ich auch) eine Zeit, um das Konzept zu verstehen und mit der Technik umgehen zu können, und diese Einarbeitungsphase ist nicht einmal abgeschlossen. Eine ganze Reihe der Studenten haben gesagt, dass es ungewohnt für sie ist, die verschiedenen Tools, die im Social Media Classroom zusammengefasst sind (Wikis, Blogs, Social Bookmarks, Foren und Chat) zusammen zu benutzen, obwohl sie meisten von ihnen einzeln kennen und verwenden. Gestern hatten wir die ersten Themenpräsentationen durch Studenten in der gesamten Gruppe; dabei hat mich überrascht, wie engagiert sich die Studenten mit den Inhalten beschäftigt haben. Ich bin schon nach dieser Sitzung ziemlich sicher, dass sich die eher technischen Themen (die für eine Reihe der angehenden Kommunikatoren und Journalisten fremd sind) so besser vermitteln lassen als im Lehrervortrag.
Die eigentliche Schwierigkeit liegt, glaube ich, darin, in der Lehre eine Community of Practice aufzubauen. Das wäre leichter, wenn wir an unserem Studiengang bereits eine solche Community wären, in die die neuen Studenten hineinwachsen könnten. Das PolitCamp im letzten Jahr war für viele Studenten ein Initiation, bei der sie erlebten, wie in einer Gruppe von Leuten kommuniziert wird, die mehr oder weniger alltäglich im Web Wissen untereinander austauschen. Wir müssen uns im Studiengang mehr als offene Gruppe verstehen und organisieren, in der der Wissensaustausch (intern und extern) selbstverständlich ist.
Ich kann das leider in dieser Anfangsphase nur so vage andeuten; die Vorstellungen von Studenten wie Luca und Michael, dazu, wie Kommunikation an einer Hochschule gelehrt und gelernt werden kann, gehen wohl in dieselbe Richtung. Im Augenblick kreieren wir im Unterricht die Community of Practice, in die der Unterricht einführen soll. Das ist ein spannender Prozess, der sich schon jetzt auch auf die Kommunikation unter den Lehrenden auswirkt. Zum ersten Mal arbeiten wir spontan als eine Gruppe, die sich um mehrere Lehrveranstaltungen zugleich kümmert. Ich habe auch den Eindruck, dass wir die Querverbindungen zwischen verschiedenen Lehrveranstaltungen noch nie so gut als ein zentrales Element des Unterrichts verstanden haben.
Das würde ich mir wirklich gerne mal aus der Nähe ansehen! Hoffe auf eine Präsentation spätestens beim nächsten barcamp Vienna!
Morgen Heinz,
Das klingt alles sehr spannend. Da würde auch ich gerne mehr erfahren. Auch um einen Vergleich zu machen mit den Erfahrungen die ich in NL mit einer Gruppe Lehrern an der Hochschule Rotterdam in den letzten 2 Jahren gemacht habe.
Hi Ton,
ich hoffe, wir können uns austauschen! Ganz identisch sind eine
Lehrveranstaltung oder ein Studium und eine Community of Practice
nicht, aber gerade bei uns an einer Fachhochschule ist die
Verwandtschaft eng.