Comme le disent ces gardiens : «La Terre ne nous appartient pas, c’est nous qui appartenons à la Terre.» [Une leçon africaine pour repenser le partage de la Terre]

Als ich mit meinem Blog begonnen habe, habe ich das Schreiben zeitlich verstanden – es ging mir, es geht mir auch immer noch, darum, zu erfassen, was aktuell ist, was vom Aktuellen für mich wichtig ist. Ich habe immer mit dem Muster früher – jetzt – in Zukunft gearbeitet, und dabei mit den Risiken, Entwicklungen falsch einzuschätzen und schnell veraltet zu sein.

Implizit und zunehmend explizit frage ich jetzt, ob und wie Schreiben (und Leben) zu einem Raum gehören und zu welchem Raum ich gehöre. Für mich bestimmen Graz und auch Dubrovnik, aber nicht sie allein diesen Raum. Ich frage mich, was die Zugehörigigkeit zu einem Raum bedeutet, was von ihr ich nicht ablegen kann, wie ich sie erfassen kann, wie ich auf einen Raum antworte, auch: welche Verantwortung ich für ihn habe. Ankommen, Annehmen, Aufnehmen, Abreisen sind Bewegungen im Raum und im Schreiben. Für mich selbst und im Schreiben vollziehe ich einen spatial turn. Das Terrestrische rückt für mich in den Mittelpunkt – aber ich denke neu darüber nach, seit ich es als räumlich erkenne.

„Lefebvres Intervention war folgenreich in einer Disziplin, die sich offenbar ganz aus der Debatte um die Modeme verabschiedet hatte: die Geographie. Es war der britische Marxist und Geograph David Harvey, der die Brücke von der Gesellschaftstheorie zur Geographie, von der Kritik des Kapitalverhältnisses zur Analyse der geographischen Räume schlug. Indem Harvey der klassischen Geographie eine gute Dosis Marx verpaßte, formulierte er alle Themen, um die die Geographie einen großen Bogen zu machen pflegte, um: die Fragen der Bodenrente und der Landnutzung, die Fragen des fixen und variablen Kapitals, die Formen der gebauten Umwelt, der Ansiedlung von Industrie und des Verlaufs von Transportwegen, die Evolution der städtischen Lebensformen und der Urbanisierung, die Ausbreitung von Modernisierungprozessen, die funktionalen Hierarchien von Siedlungen, das ganze Mosaik ungleicher regionaler Entwicklung des Wohlstands der Nationen, die Formung und Umgestaltung von Landschaften, die Herausbildung von Zentren und Peripherien, die Spannung von Globalem und Lokalem – alles dies war mit einem Male Sache einer erneuerten, »kritischen« Geographie geworden.“ (Schlögel, 2017, p. 65f.)

Das sind die Themen der off_gallery graz, und das sind auch meine Themen in der Klimabewegung. Auf Harvey und den spatial turn bin ich erst vor ein paar Wochen gestoßen – auf der Suche nach Möglichkeiten, ökologische Krisen und Gesellschaftsanalyse miteinander zu verbinden. In Schlögels Buch finde ich jetzt formuliert, was ich nur vage vermutet hatte.

Schlögel, K. (2017). Im Raume lesen wir die Zeit: Über Zivilisationsgeschichte und Geopolitik (4. Aufl). Hanser.