Nach dem Attentat auf Charlie Hebdo bin ich gefragt worden, ob unser Institut aktiv reagieren wird. Ich bin nicht sicher, was ich vorschlagen soll, und meinen Kollegen geht es wohl ähnlich. Ich kann nur sagen, dass es mir gerade schwer fällt, über etwas anderes nachzudenken. Ich habe vor langer Zeit in Paris studiert, deshalb reagiere ich besonders empfindlich auf Terrorakte, die dort begangen werden. Weiterlesen
Gestern habe ich erfahren, dass ich in meinem Job restlos versagt habe. Klaus Stimeder teilt allen, die in Österreich Journalisten unterrichten, mit:
Aber ich halte die institutionalisierte Journalistenausbildung, die es dort seit knapp einem Jahrzehnt gibt, für restlos gescheitert [„Ich hatte immer einen inneren Abstand“ (PDF!)].
Vor einer Woche habe ich versucht, die Kompetenzen zu beschreiben, die man braucht, um Newsfeeds in einem journalistischen oder redaktionellen Workflow zu verwenden. Wir sind mit diesem Programm in der Lehrveranstaltung nicht fertig geworden. Da wir gestern im selben Kurs mit dem Thema HTML begonnen haben, versuche ich hier nach demselben Schema zu beschreiben, welche Kompetenzen man im Editieren von Text für das Web benötigt.
Ich bitte um Entschuldigung dafür, dass ich hier eine Binsenweisheit notiere: Interaktive Kommunikation lernt man nur interaktiv. Ich wundere mich nicht nur darüber, dass mir diese Selbstverständlichkeit nie bewusst geworden ist. Ich stelle auch fest, dass ich selbst viel zu oft versucht habe und versuche, interaktive Medien in einer nicht interaktiven Weise zu unterrichten.
Gleich habe ich die zweite Session des Kurses Webbasiertes Arbeiten, den ich zusammen mit Jutta Pauschenwein unterrichte. Wir fangen in diesem Jahr mit drei Sitzungen zu Twitter an. Wir wollen die Studenten erst mal gründlich in ein Tool einführen.
Das erste Feedback der Studis zeigt wieder: Twittern ist nicht so einfach. Es ist mir in den vergangenen Jahren noch nie gelungen, die Mehrheit eines Jahrgangs dazu zu bringen, von sich auch kontinuierlich zu twittern. (Die Studierenden, die twittern, habe ich in dieser Liste zusammengefasst.) Warum freunden sich viele kaum mit Twitter an, während einige wie Senkrechtstarter loslegen und ziemlich schnell Erfolg haben?
Heute findet zum letzten Mal die Veranstaltung Webbasiertes Arbeiten mit unserem jüngsten Bachelor-Jahrgang statt. Zum Abschluss möchte ich reflektieren, was wir besprochen haben—die Studenten haben im Lauf des Semesters selbst sechs Themen in Gruppen erarbeitet und ihrem Jahrgang präsentiert. Dann würde ich gerne überlegen, worauf es bei den digitalen Technologien für Journalisten und PR-Leute heute ankommt, was sie wissen und auf was sie achten sollten. Dazu hier ein paar Notizen:
Wir hatten gestern erregte Diskussionen in der Lehrveranstaltung Multimedia Publishing. Darin ging es zum Teil um spezifische Probleme unseres Studiengangs, aber auch um die grundsätzliche Frage, warum Leute, die Journalisten, aber nicht Online-Journalisten werden wollen, sich so viel mit digitaler Technik und ganz speziell z.B. mit einem Content-Management-System wie Drupal beschäftigen sollen.
Ich improvisiere hier eine Antwort: Wer in der digitalen Welt professionell informieren will, braucht nicht nur User-, sondern auch Developer-Kenntnisse über das Publizieren. Die Medien sind nicht mehr Konstanten, sondern Variablen. Informationsprofis sind deshalb heute auch Media Hacker.
HTML5 ist aus einer Angelegenheit von Markup-Spezialisten fast schon ein Modethema geworden. Fast 10 Jahre hat sich der HTML-Standard kaum verändert; jetzt müssen alle, die Webseiten realisieren, umdenken, weil es neue Techniken gibt, um die Inhalte zu strukturieren, um Medien einzubauen, um Interaktivität zu ermöglichen, Seiten zu animieren und ihre Oberfläche zu designen. Was müssen Journalisten und Kommunikatoren darüber wissen? Wieviel sollten sie in Aus- und Weiterbildung darüber lernen?
In der vergangenen Woche habe ich an der Hochschule Darmstadt das Konzept eines Web Literacy Lab vorgestellt, das ich mit Kollegen seit einiger Zeit verfolge. Dabei habe ich ein neues Berufs- oder Rollenbild für Kommunikatoren angesprochen: das des Facilitators.
Christiane Schulzki-Haddouti hat ihre Liste journalistischer Kompetenzen vor ein paar Wochen um die “Haltung” als journalistische Kernkompetenz erweitert. Ich versuche, mich im Unterricht an diesen Kompetenzen zu orientieren, und lege sie auch dem Teilcurriculum Social Media zugrunde, an dem ich mich bei den Lehrveranstaltungen orientiere, an denen ich an unserem Studiengang beteiligt bin. Ich denke jetzt gerade wieder über diese Kompetenzen nach, weil ich ein Teaching Portfolio einrichten will — als Pendant zu ePortfolios der Studierenden.
Kann man Haltung als Kompetenz bezeichnen? Ober besser: Wie kann man—für Studierende einsichtig—beschreiben, um was es dabei geht? Ich würde die Kompetenz etwas anders formulieren: als Fähigkeit, das eigene Handeln in der Öffentlichkeit an einer reflektierten, expliziten journalistischen Ethik auszurichten und laufend auf sie zu beziehen. (Das ist noch holprig, ich weiß.) Wenn man sie so umschreibt, passt die Kompetenz in die Reihe der anderen von Christiane genannten Kompetenzen. Diese Kompetenz lässt sich tatsächlich unterrichten; man kann außerdem überprüfen, ob sie da ist, ohne dass man kontrollieren muss, ob die Studenten sich ethisch verhalten. Man kann sie übrigens auch von PR-Leuten verlangen—die wir hier ja auch ausbilden.
Zur journalistischen Ethik gehören die Normen, die Christiane Schulzki-Haddouti formuliert, vor allem die relative Unabhängigkeit. Die journalistische Ethik ist sicher nicht etwas überhistorisch Vorgegebenes, sie muss immer wieder in Diskussionen formuliert und überprüft werden—in Diskussionen, an denen sich auch das frühere Publikum beteiligen sollte, und in denen man die Frage der Begründbarkeit ethischer Normen ausdrücklich stellen sollte.
Die journalistische Haltung als Ziel der Lehre zu behandeln, bedeutet für mich: die spezifische ethische Rolle von Journalisten (und auch professionellen Kommunikatoren) immer wieder zu thematisieren und die übrigen Kompetenzen und skills, die vermittelt werden, auf sie zu beziehen. Zunehmend wird mir klar, dass man ohne diese ethische Dimension überhaupt nicht von journalistischer Professionalität sprechen kann. Mir hat dafür vor allem David Barstows Auftritt an unserem Studengang die Augen geöffnet.