DrupliconAm Wochenende intensive Beschäftigung mit Drupal. Ich möchte Drupal in einer Lehrveranstaltung verwenden. Ziel ist, dass jeder Student und jede Studentin (angehende Journalisten und PR-Leute, keine technischen Fachleute) eine eigene komplexe Site einrichten und administrieren kann. Ich bin gespannt, ob das gelingt! Drupal zu installieren und Inhalte zu erstellen ist tatsächlich ausgesprochen einfach. Mich reizt außer der Einfachheit vor allem das Konzept von Drupal, zum Beispiel die Organisation aller Inhalte als Knoten und die Integration von Taxonomien.

Das Konzept für unseren Masterstudiengang Web Publishing und Digitale Kommunikation muss bis Weihnachten fertig werden; im Augenblick habe ich weder Zeit zum Bloggen noch zum Unterrichten. Bei der Vorbereitung des Curriculums bin ich auf ein paar Autoren gestoßen, mit denen ich mich intensiver beschäftigen möchte. Sie schreiben aus verschieden Perspektiven über neue Kontexte und neue Formen des Lernens. Sie beschäftigen sich mit dem Lernen in komplexen Situationen, die sich schnell verändern, und schreiben damit vom Lernen über das Web, im Web und mit dem Web, auch wenn die das WWW gar nicht thematisieren. Die Schlagwörte sind Mode 2, Supercomplexity, und Self Directed Learning.

Mode 2 (nicht Mode 2.0): Michael Gibbons und mehrere Koautoren bezeichnen damit eine neue Art der Wissensproduktion im Zusammenhang von Anwendungen statt von Disziplinen. Ein programmatischer Text von Gibbons ist Globalisation and the Future of Higher Education (pdf); die Bücher für die kommenden Wochen: The New Production of Knowledge: The Dynamics of Science and Research in Contemporary Societies und Re-Thinking Science: Knowledge and the Public in an Age of Uncertainty .

Supercomplexity: Ronald Barnett benutzt diesen Begriff für Situationen, in denen nicht nur die Masse an Daten nicht verarbeitet werden kann — das ist normale Komplexität —, sondern in denen nicht vereinbare Rahmenbedingungen für Verständnis, Handeln und Identität miteinander konkurrieren. Einschlägig: Realizing the University in an Age of Supercomplexity

Self Directed Learning: Viele Pädagogen haben sich mit selbstgesteuertem Lernen beschäftigt. Mich interessiert zunächst am meisten Roger Hiemstra — nicht nur, aber auch, weil er seine Bücher komplett im Web publiziert hat. Hiemstra hat vorgeschlagen, Weblogs im Unterricht zu verwenden, Jahre bevor Tim O’Reilly das Wort Web 2.0 erfand. Einer unter vielen Titeln: Lifelong Learning: An Exploration of Adult and Continuing Education Within a Setting of Lifelong Learning Needs.

Vielleicht bin ich gerade dabei, den Mond noch einmal zu entdecken: Aber mir sind alle diese Autoren neu, und zum Glück dauert es bis zu den Ferien nicht mehr lang.

Martin Ebner (hier in Graz) hat seinen Vortrag Web 2.0 Usability: Chancen für Lernen und Lehren online gestellt. Seine Schlussfolgerungen sind:

  • Technologien und Anwendungen sind vorhanden
  • Erforderliche didaktische Szenarien fehlen
  • Ease of Use als der Erfolgsfaktor von Web 2.0
    (auch von Learning 2.0)
  • Das Lernszenario als wesentlicher Unterschied?

Auf dem Vortrag basiert ein ausführlicher Artikel im OCG-Magazin, ua. mit interessanten Literaturangaben (pdf).

Mir gefällt in diesem Zusammenhang der Ausdruck Lernszenario; ich werde ihn für unser Master-Konzept übernehmen.

In dem OCG-Artikel heißt es:

Einer der Gründe dafür, dass Studierende innovative Unterrichtstechnologien nur zögerlich akzeptieren, liegt also vermutlich darin…, dass diese Technologien die Studierenden nicht dabei unterstützen, effizient zu studieren.

Das dürfte daran liegen, dass es sich bei diesen Technologien um Kommunikationsmittel handelt, sie sind alle auf das Teilen und Mitteilen von Informationen angelegt. Im Unterricht können sie nur funktionieren, wenn sich die Studenten gegenseitig Feedback geben. Gibt es eigentlich ein Forum, um Erfahrungen mit Web 2.0-Tools im Unterricht und best practices auszutauschen?

…even the smallest and most traditional businesses require the Web sites that their customers expect, and the submission of a simple news release to a mass medium’s electronic newsroom must satisfy the technological requirements of that medium. Organizations must continually monitor blogs, recognizing that harmful rumors can spread worldwide in minutes. The contemporary practice of public relations requires practitioners to immediately respond to emerging issues and crisis situations via Web sites, blogs and other new media [2006 Report of the Commission on Public Relations Education].

Viel mehr habe ich in dem ganzen Report [via Thomas Pleil] zum Web und zur Online-PR nicht gefunden. In einem der Curriculums-Vorschläge für ein Master-Studium ist von Strategic PR in a digital environment die Rede — was immer das heißt. Merkwürdig altväterlich!

Seit ein paar Monaten gehöre ich zu einem Team, das einen Masterstudiengang Web Publishing und Digitale Kommunikation vorbereitet. Erwartungsvoll habe ich deshalb die Studie gelesen, die C. Max Magee unter dem Titel The Roles of Journalists in Online Newsrooms (pdf) publiziert hat. Die Medill School of Journalism hat zusammen mit der Online News Association untersucht, welche Qualifikationen Arbeitgeber von Online-Journalisten erwarten, und welche Fähigkeiten Praktikerinnen an die erste Stelle setzen. Mein Fazit: In der Studie spiegelt sich ein (schlechter) state-of-the-art. Die auffälligsten Entwicklungen des aktuellen Webs — vom Bloggen über soziale Netze bis zu virtuellen Welten — gingen nicht einmal in die Fragestellungen ein. Immerhin regt die Studie dazu an, wichtige Frage zu stellen: Welche technischen Kompetenzen sind für Online-Journalisten und -Publizisten wichtig? Wie kann man alles, was mit dem Schlagwort Web 2.0 bezeichnet wird, in ein Qualifikationsprofil (so heißt es bürokratisch) einbeziehen?

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Das MIT hat einen Lecture Browser entwickelt, der automatisch erzeugte Transskripte von Vorlesungen indiziert und durchsucht. Man kann sich die Vorlesungsausschnitte mit dem gesuchten Begriff als Video ansehen und das Transskript lesen. (Bei mir funktioniert das nicht, aber das kann an dem geliehenen Windows-Notebook liegen, mit dem ich gerade arbeite.)

The Lecture Browser is a web interface to video recordings of lectures and seminars that have been indexed using automatic speech recognition technology. You can search for topics, much like a regular web search engine. [MIT Lecture Browser, via Stefano’s Linotype.]