In diesem Eintrag verwendete Jill Walker Rettberg 2003 wohl zum ersten Mal den Ausdruck network literacy [gefunden via Will Richardson]. Bemerkenswert finde ich auch den Satz:

Rather than relying on one central infrastructure, new exostructures are developed continuously to give different views of the blogosphere.

Sie hat sich schon damals nicht nur mit Blogs in der Lehre, sondern auch mit der linguistisch-erzähltheoretischen Untersuchung von Blogs beschäftigt. Sie hat einen Diskurs geprägt, der heute schon fast trivial geworden ist — oder besser: Text wie dieser sind immer noch nicht trivial, während die endlosen Wiederholungen de aus ihnen abgeleiteten Schlagwörter nur noch langweilen.

Mark Glaser: Distinction Between Bloggers, Journalists Blurring More Than Ever.

Könnte zu einem neuen Meme werden: Es geht nicht mehr um Bloggen oder Journalismus, es entsteht eine Vielzahl von unterschiedlichen Genres des Online-Schreibens, die den Journalismus aus der Vor-Web-Welt langsam aufsaugen.

Glaser behandelt das professionelle Bloggen in den USA ausführlich, darunter auch die ethischen Aspekte. Er beschreibt wie sich die Grenzlinien zwischen traditionellen Medien und Weblogs verwischen. Dabei fragt er vor allem, was journalistische Professionalität in dieser Grenzzone bedeutet. Immer mehr Zeitungswebsites bieten Blogs an, über 50 gehören inzwischen allein zur New York Times. Und immer mehr kommerzielle Blogs beschäftigen ausgebildete professionelle Journalisten. Wichtig ist nicht mehr die Frage „Blogpost oder Artikel?“, sondern wie vertrauenswürdig die Quelle ist oder ob jemand anderes als die Autorin einen Text redigiert, bevor er publiziert wird. Für Glaser ist klar, dass

a new type of hybrid online journalism — combining original reporting, aggregation and audience involvement — could produce top-notch investigative work.

Zwei Beobachtungen:

  1. turi2, eine Mischung aus Weblog und Branchendienst. Bei einer Diskussion über ein Interview ist mir neulich aufgefallen, dass es Peter Turi vielleicht nicht anders geht als mir bei meinem Ausflug zur ÖVP vor einem Jahr. Man schreibt online mehr als offline nicht nur über, sondern auch mit und für oder auch gegen.

  2. Eine ganz andere Ebene: Blogs als Komponente von anderen Formen, z.B. Wikis. Das hat eigentlich schon mit Chris Langreiters vanilla begonnen. Walter Rafelsberger integriert sein Blog ganz anders in ein Wiki. Blogs darf man sicher nicht „essentialistisch“ verstehen, das Bloggen ist nur ein Element oder Strang in einem größeren, z.B. journalistischen Netzwerk.

In ihrem Koalitionsabkommen (PDF, via Julian) erwähnen die Grazer Grünen und Volksparteiler die FH Joanneum gleich dreimal: Die bestehenden Studiengänge sollen am Standort Graz erhalten werden, die Stadt will ihre Mitbestimmungsrechte wahrnehmen (sprich: auf einem Sitz im Aufsichtsrat bestehen), die Kreativstudiengänge soll es weiter geben.

Immerhin ein positives Signal für unseren Studiengang! Zur Zeit fährt das Land Steiermark noch den entgegengesetzten Kurs. Journalismus und Medien z.B. sind zu Unworten geworden, die in den Bezeichnungen von Masterstudiengängen nicht vorkommen sollen. Symbolische Politik für die Obersteiermark rangiert für die Landes-SPÖ offenbar noch immer vor den Bedürfnissen der Medien- und Kreativwirtschaft.

Am Wochenende habe ich mich etwas mit Zotero beschäftigt, auf das mich Julian gebracht hat, der es für seine Diplomarbeit benutzt. Mit Zotero kann man Lesezeichen, Verweise und Notizen organisieren. Es läuft als Firefox-Addon und ist mit dem Browser sehr gut integriert. Man kann es ähnlich verwenden wie das Delicious Bookmarks Addon, man speichert aber nicht nur URLs, sondern komplette bibliographische Angaben. Die Verweise lassen sich hierarchisch ordnen, taggen, miteinander verknüpfen oder mit Anhängen versehen. Zotero verwaltet komplette Snapshots von Web-Dokumenten. Das alles geschieht lokal auf dem Rechner, auf dem Zotero installiert ist; dabei arbeitet Zotero übrigens mit einer SQLite-Datenbank.

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