Ich renoviere gerade mein Blog. Bevor ich meine alten Posts importiere, überlege ich, wie ich neu anfangen würde mit dem Bloggen, wenn ich nicht schon ein Blog hätte. Und andererseits wird mir klar, dass dieses Blog das Projekt in meinem Leben ist, das ich außer meiner Familie am längsten durchgehalten habe—vielleicht weil ich es nie zu ernst genommen habe.

Ich habe jetzt ein halbes Jahr nichts mehr in diesem Blog geschrieben. Es gibt mehrere Gründe dafür. Der wichtigste ist sicher, dass ich anders lebe als in den Jahren davor, mit einer neuen Partnerin und in einem neuen Familien-Patchwork, das langsam eine Form bekommt. Ein anderer ist, dass ich von meinem Job immer wieder aus der Kurve getragen werde—ich komme nicht nach, und auch jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich eigentlich Lehrveranstaltungen vorbereiten und mit den COS-Studis kommunizieren sollte. Zweifel am Sinn des Bloggens waren kein Grund für die Schreibpause—aber in der letzten Zeit war mir sicher weniger klar als meist in den Jahren davor, wohin ich mit Lost and Found eigentlich will.

Jetzt richte ich mein Blog neu ein, weil die GreenQloud-Leute, bei denen ich einen virtuellen Server betrieben habe, diesen Service einstellen. Ich ziehe, wie von Greenqloud empfohlen, zu Advania um, und ich benutze die Gelegenheit, um—mit Davids Hilfe—mein Contentmanagement-System zu wechseln: Statt WordPress probiere ich nun Ghost.

Die minimalistische Schreib-Oberfläche von Ghost erinnert mich an die frühen Zeiten des Bloggens und bringt mich dazu, einfach draufloszuschreiben. Sie passt zu dem, was ich vorhabe: wieder mehr aus dem Moment zu bloggen, eher mündlich und nur grob redigiert.

Warum fange ich wieder an, hier zu schreiben? Ich möchte dieses Blog mehr als bisher nutzen, um öffentlich zu machen, wo ich gerade mit dem Projekt des Studiengangs stehe, das ich angestoßen habe. Ich wünsche mir, dass es eine Art öffentliches Arbeitsjournal wird.

Trotzdem soll Lost and Found mein privates Blog bleiben, der Studiengang interessiert mich hier als eine persönliche Aufgabe. Ich will mir darüber klarer werden, wie ich sie bewältige und mir dabei auch Hilfe holen, ich will nicht als Sprachrohr agieren.

Es gibt noch einen Grund, warum ich mit dem Blog weitermachen möchte—aber etwas anders als bisher. Vielleicht kommt der Anstoß dazu einigen, die mich länger kennen, fremdartig vor. Seit fast einem Jahr benutze ich die App Headspace und meditiere fast jeden Morgen 20 Minuten. Wie für das Bloggen finde ich auch dafür viele Gründe. Der wichtigste ist vielleicht, dass mir das Meditieren dabei hilft, mich zu konzentrieren.

Wie das Meditieren ist das Bloggen eine tägliche oder regelmäßige Praxis, deren Regeln sehr einfach sind, die man aber vielleicht nie beherrscht und die immer wieder in etwas anderes übergeht und im Hintergrund bleibt. Und wie beim Meditieren geht es beim Bloggen um Entspannung, um Lösung von Zwängen.

Mit anderen Worten: Ich suche hier einen Raum, um zugleich persönlich und öffentlich Dinge festzuhalten und über sie nachzudenken. Ich tue das, um mich auszutauschen, aber unabhängig von Rollen und Verpflichtungen. Mich hat das Bloggen immer an das Schreiben von Essays erinnert—jetzt sehe ich es mehr wie das Schreiben von Briefen, die ihre Empfänger noch suchen.

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